Brennpunkte der Gedächtnisforschung - Entwicklungs- und pädagogisch-psychologische Perspektiven

von: Hans-Peter Trolldenier, Wolfgang Lenhard, Peter Marx

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783840923449 , 365 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 35,99 EUR

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Brennpunkte der Gedächtnisforschung - Entwicklungs- und pädagogisch-psychologische Perspektiven


 

"Teil III: Gedächtnis und Schulleistung (S. 231-232)

Im dritten Inhaltsbereich sind vier pädagogisch-psychologische Beiträge zusammengestellt. Friedrich-Wilhelm Schrader und Andreas Helmke verwenden in ihrer Übersicht zu den individuellen Determinanten schulischer Leistungen eine bisher hier kaum bekannte Systematik von Marzano (2001), die auf einem Modell leistungsbestimmender Faktoren entstanden ist. Dabei wird zwischen dem vorhandenen Wissen (deklarativ und prozedural) und den bei der Aufgabenbearbeitung stattfindenden Prozessen unterschieden. Im Beitrag von Marcus Hasselhorn (mit Claudia Mähler, Dietmar Grube, Gerhard Büttner und Andreas Gold) geht es um die Bedeutung von Gedächtnisdefiziten für Lern- und Leistungsstörungen. Insbesondere wird analysiert, inwieweit Defizite in unterschiedlichen Aspekten des Gedächtnisses mit Leistungsdefiziten im Lesen, im Rechtschreiben und im Rechnen in Verbindung zu bringen sind.

In den beiden Beiträgen von Usha Goswami und von Christina van Kraayenoord geht es um die für schulische Leistungen besonders relevante Leseleistung. Dabei befasst sich Usha Goswami mit dem basalen Leseerwerb, Christina van Kraayenoord mit dem Leseverständnis. Im Rahmen dieses Buches zum Thema „Gedächtnis“ stellt der Beitrag von Usha Goswami mit der expliziten Behandlung der phonologischen Bewusstheit einen Exkurs dar, wobei jedoch über deren Einbettung in die phonologische Informationsverarbeitung ein Zusammenhang mit dem Gedächtnis besteht. Eine Festschrift für Wolfgang Schneider muss einen Beitrag zur phonologischen Bewusstheit enthalten.

Denn seine Forschungen zeitigten in diesem Bereich sicherlich die größte Breitenwirkung, wenn man bedenkt, dass bereits die fünfte Auflage des von ihm gemeinsam mit Petra Küspert konzipierten Vorschultrainings zur phonologischen Bewusstheit erschienen ist. Von Usha Goswami wird dieses Training aus internationaler Perspektive gewürdigt, zudem wird der Zusammenhang zwischen phonologischer Bewusstheit und dem Schriftspracherwerb differenziert analysiert, insbesondere anhand von Vergleichsstudien hinsichtlich des Zusammenhangs in unterschiedlich konsistenten Orthographien.

Christina van Kraayenoord beschäftigt sich mit der Bedeutung des Metagedächtnisses für die Lesekompetenz auf der Basis der bereits von Lockl in diesem Band verwendeten Einteilung in ein deklaratives und ein prozedurales Metagedächtnis. Dabei werden auch Trainingsprogramme zur Förderung des Leseverständnisses vorgestellt, die direkt an der Förderung metakognitiver Strategien ansetzen oder diese zumindest mit einbeziehen.

Schulische Leistungen und individuelle Determinanten. Eine Übersicht auf der Grundlage einer Taxonomie lern- und gedächtnisabhängiger Kompetenzen und ihrer Bedingungen


Friedrich-Wilhelm Schrader und Andreas Helmke

1 Einleitung


Leistung wird vielfach als das zentrale Zielkriterium schulischen Unterrichts angesehen. Aus psychologischer Sicht sind Leistungen das Produkt von individuellen Denk-, Lern- und Gedächtnisaktivitäten, die eingesetzt werden, um bestimmte Anforderungen zu bewältigen. Im schulischen Bereich sind Leistungen Ergebnis von systematisch geplanten und professionell organisierten Lehr-Lern-Prozessen und ein wesentliches Kriterium für den Lernerfolg. Ob und unter welchen Bedingungen schulische Lehr-Lern-Prozesse erfolgreich sind, ist ein seit langem etabliertes Thema der Pädagogischen Psychologie (Helmke & Weinert, 1997).

Bedingungen der schulischen Leistung bzw. des Lernerfolgs sind individuelle Schülermerkmale (Intelligenz, Vorwissen, Motivation) sowie Merkmale des schulischen und außerschulischen Kontexts (soziales und kulturelles Umfeld, schulisches und außerschulisches Lernumfeld). In diesem Beitrag werden nur individuelle Schülermerkmale als Bedingungsfaktoren betrachtet. Leistungen und Lernergebnisse können je nachdem, welche Anforderungen zugrunde liegen, qualitativ unterschiedlich sein.