Krisenmanagement in Projekten - Handeln, wenn Probleme eskalieren

von: Michael Neubauer

Springer-Verlag, 2010

ISBN: 9783642124006 , 285 Seiten

3. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 54,99 EUR

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Krisenmanagement in Projekten - Handeln, wenn Probleme eskalieren


 

"7 Fallstudie über eine Krise (S. 127-128)

Die in den beiden letzten Kapiteln vorgestellten Konzepte werden im Folgenden anhand einer Fallstudie verdeutlicht. Sie basiert auf einer tatsächlichen Begebenheit, an der der Autor persönlich beteiligt war. Er ist Geschäftsführer der Citkomm. Alle Daten und Uhrzeiten entsprechen den Angaben in dem zugehörigen Untersuchungsbericht (s.a. (Krengel et al. 2009)). Das gilt auch für die im Folgenden dargestellte methodische Vorgehensweise (Führen des Krisentagebuchs, Hypothesenbildung etc.).

Sie wurden tatsächlich so am Krisenabend umgesetzt. Trotzdem dient die Darstellung primär didaktischen Zwecken und hält sich daher nicht sklavisch an die tatsächlichen Ereignisse und Aufzeichnungen. Das Beispiel soll den Aufbau einer Krisenorganisation und die Anwendung der Risikovorsorge verdeutlichen. Es ist kein Beispiel für die Anwendung der KOPV-Methode, da es keine unmittelbaren Krisenpartner gibt. Ein weiteres noch umfassenderes Beispiel folgt zum Ende des Buchs. Hier werden die verschiedenen Aspekte des Krisenmanagements und besonders der KOPV-Methode in einem größeren Kontext dargestellt.

7.1 Ausgangslage


Die KDVZ Citkomm (Citkomm) ist ein IT-Dienstlei- Beispiel ster für Kommunen. Neben vielen anderen Anwendungen (z.B. zur Steuererhebung oder für das Einwohnerwesen) bietet die Citkomm eine Software und deren Betrieb zur Ermittlung von Wahlergebnissen an. Diese Software unterstützt die Kommunen bei der operativen Wahlabwicklung durch die Wahlämter. Am Wahlabend können die Ergebnisse synchron zur Auszählung im Internet über eine Wahlergebnispräsentation (WEP) vom Bürger abgerufen werden.

Hier wird über eine graphische Oberfläche die Analyse des Auszählungsstandes und der aktuellen Wahlergebnisse bei jeder Wahl bis hinab auf Stimmbezirksebene ermöglicht. Aufgrund der kleinräumigen lokalen Ausprägung wird die Wahlergebnispräsentation zur Kommunalwahl in besonderem Maße nachgefragt. Weiterhin werden von den meisten Verwaltungen öffentliche Veranstaltungen (sog. Wahlparties) mit Präsentation der aktuellen Wahlergebnisse ausgerichtet, auf denen sich interessierte Bürger und auch die zur Wahl stehenden Politiker versammeln.

Naturgemäß sind die Wahlergebnisse insbesondere in der Phase der Auszählung von besonderem Interesse, um Trends in der Auszählung erkennen zu können. Praktisch bedeutet dies, dass die Hauptproduktion der Software in nur wenigen Stunden stattfindet, d.h. der Betrieb hat im Wesentlichen am Wahlsonntag von ca. 18:00 bis 24:00 Uhr zu erfolgen. Die Anforderungen an die systemtechnische Infrastruktur sind dementsprechend mit den Anforderungen an ein „normales“ Web-Server-System nicht vergleichbar. Die besonderen Anforderungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

• Hohe Systemlast durch viele parallele Anfragen, insbesondere bei Kommunalwahlen.
• Hohe Verfügbarkeitsanforderungen in einem relativ engen Zeitfenster (ab dem Beginn der ersten Ergebnismeldungen bis zu weitgehend stabilen Ergebnissen vergehen oft nur 30 – 50 Minuten).
• Besondere Erwartungshaltung an eine uneingeschränkte Verfügbarkeit der verwaltungsseitig angebotenen Wahlergebnispräsentation.

Die Abwicklung der Wahl ist weder ein Projekt noch eine reine Frage der Organisation. Auf der einen Seite ist eine Wahl ein regelmäßig wiederkehrender Prozess. Auf der anderen Seite sind Wahlen relativ selten und aufgrund von gesetzlichen Änderungen einem gewissen Wandel unterlegen. Aus diesem Grund gibt es zwar einen groben organisatorischen Rahmen (ein sog. Masterplan), jede Wahl wird aber in einer Projektorganisation abgewickelt."