Deine Spielsucht betrifft auch mich - Ein Ratgeber für Familienmitglieder und Freunde von Glücksspielsüchtigen

von: Ursula G. Buchner, Annalena Koytek

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2017

ISBN: 9783840926266 , 161 Seiten

Format: PDF, ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 16,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Deine Spielsucht betrifft auch mich - Ein Ratgeber für Familienmitglieder und Freunde von Glücksspielsüchtigen


 

|17|2 Glücksspiele


Erfahrungsgemäß ist für viele Familienmitglieder, Freundinnen und Freunde unklar, was genau es ist, womit ihre betroffenen Angehörigen Probleme haben. Daher möchten wir Sie mit dem Themengebiet an sich und den Begrifflichkeiten vertraut machen. Zunächst stellen wir Ihnen vor, wie Glücksspiele definiert sind und welche Spielarten darunter verstanden werden. Anschließend erfahren Sie mehr zur rechtlichen Regelung von Glücksspielen in Deutschland und zur allgemeinen Nutzung von Glücksspielen.

2.1 Was sind Glücksspiele?


Glücksspiele sind alle Spiele, bei denen „für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt“ (Glücksspielstaatsvertrag, § 3). Damit sind z. B. Spiele wie Roulette, Poker, Black Jack oder Spielautomaten bzw. „Slot-Machines“ gemeint. Auch Wetten, z. B. Sportwetten oder Pferdewetten, bei denen der Einsatz aus Geld besteht, sind Glücksspiele. Lotterien, also Spiele, an denen viele Personen teilnehmen können und der Gewinn anhand eines vorab festgelegten Gewinnplans ausgezahlt wird, zählen ebenfalls zu den Glücksspielen. Beispiele für Lotterien sind neben Lotto und Glücksspirale auch die sogenannten Sofortlotterien mit Rubbellosen und Ähnlichem.

Geld ist somit ein zentrales Element bei Glücksspielen: Ohne einen erheblichen entgeltlichen Einsatz handelt es sich rechtlich betrachtet nicht um ein Glücksspiel. Deshalb sind z. B. Spiele im Internet, bei denen ausschließlich um Punkte ohne Gegenwert gespielt wird, von ihrer Definition her keine Glücksspiele.

Das zweite wesentliche Element bei Glücksspielen ist der Zufall. Es gibt reine Zufallsspiele, wie etwa Lotto oder Roulette, bei denen Gewinn und Verlust ausschließlich vom Zufall abhängen. Daneben gibt es Glücksspiele, bei denen neben dem Zufall auch die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen einen – häufig sehr geringen – Einfluss auf |18|das Ergebnis haben, wie z. B. Poker. Dieser sogenannte Kompetenzanteil ist zwar bei verschiedenen Spielarten unterschiedlich hoch, letztendlich ist jedoch immer der Zufall entscheidend für Gewinn oder Verlust. Somit kann man sich durch Üben bei diesen Spielen auch nicht bzw. nur minimal verbessern oder die Gewinnchancen steigern. Im Gegensatz dazu sind Spiele wie Billard oder Mikado keine Glücksspiele, sondern Geschicklichkeitsspiele. Bei diesen Spielen gilt: „Übung macht den Meister!“ Die Kompetenzen und Fähigkeiten, die man hier zum Gewinnen benötigt, lassen sich durch Übung verbessern.

Fazit:

Alle Glücksspiele haben als gemeinsames Merkmal, dass um Geld gespielt wird und die Entscheidung über Gewinn und Verlust vollständig oder überwiegend zufällig ist. Bei Glücksspielen kann man sich nicht durch Übung oder Erfahrung verbessern.

Grundsätzlich gilt: Bei allen Glücksspielen verbleibt ein Teil des Einsatzes beim Spielanbieter. Dieser verdient also an jedem einzelnen Spiel. Die Kosten fallen für die Spielerinnen und Spieler immer an, unabhängig davon, ob sie eine einzelne Spielrunde gewinnen oder verlieren. Es gibt kein Glücksspiel, bei dem das eingesetzte Geld wieder vollständig ausbezahlt wird. Bei Spielbankspielen wie Roulette, Poker oder Black Jack gibt es den sogenannten Hausvorteil bzw. Bankvorteil. Dabei handelt es sich um den durchschnittlichen Verlust bezogen auf den Spieleinsatz. Dieser Betrag verbleibt beim Anbieter. Die Höhe des Hausvorteils ist von der Spielart und dem Spielverhalten abhängig: Bei Roulette schwankt der Hausvorteil z. B. zwischen 1,35 und 2,7 %, bei Black Jack zwischen 2 und 10 %. Bei Spielautomaten in Spielbanken verbleiben im Schnitt 6 % beim Anbieter. Setzt man z. B. beim Black Jack einen Betrag von 100 €, so fallen je nach Spielart zwischen 2 und 10 € für den Hausvorteil an und verbleiben auf jeden Fall beim Betreiber. Bei Lotto oder Sportwetten wird je nach Anzahl der gespielten Felder oder Tipps eine bestimmte Gebühr fällig, die beim Anbieter verbleibt. Vom Einsatz pro Spiel wird wiederum nur ein Teil als Gewinn an die Teilnehmenden ausgeschüttet. Bei Lotto sind es derzeit 50 %. Mit den übrigen Geldern werden beispielsweise soziale oder kulturelle Projekte sowie Sport und Umweltschutz gefördert, oder das Geld fließt in den Haushalt des jeweiligen Bundeslandes ein.

|19|Übung:

Soweit Sie es wissen: Welches oder welche der genannten Glücksspiele spielt Ihre betroffene Angehörige bzw. Ihr betroffener Angehöriger?

Vor Ort

Im Internet

Spielautomaten/„Slot-Machines“

Sportwetten oder Pferdewetten

Roulette

Poker

Black Jack oder anderes Kartenspiel

Lotto oder Lotterien

Privat organisierte Glücksspiele

Börsenspekulationen

Gewinnspiele im Fernsehen, Internet o. Ä.

...

Andere, nämlich: ________________________