Rating - Chance für den Mittelstand nach Basel II. Konzepte zur Bonitätsbeurteilung, Schlüssel zur Finanzierung

von: Oliver Everling

Gabler Verlag, 2001

ISBN: 9783409118125 , 728 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 59,00 EUR

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Rating - Chance für den Mittelstand nach Basel II. Konzepte zur Bonitätsbeurteilung, Schlüssel zur Finanzierung


 

Kreditrisikomessung durch interne Credit-Ratingverfahren von Stefan Blochwitz, Judith Eigermann (S. 231-232)

1. Ziele von Credit Ratings und Anforderungen an interne Verfahren
1.1 Kreditrisiko

Grundsätzlich bezeichnet das Kreditrisiko die Gefahr, dass ein Schuldner seinen vereinbarten Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt. Diese Eigenschaft kann jedoch ex ante nicht unmittelbar beobachtet werden. Um sie in Zahlen abzubilden und damit zu messen, muss sie zunächst auf bestimmte, beobachtbare Sachverhalte übertragen werden. Für diese Übertragung ist ein als internes Ratingverfahren bezeichnetes Modell notwendig, das Aussagen darüber enthält, welche Merkmale von Unternehmen und deren Umwelt auf welche Weise mit der Zahlungsfähigkeit dieser Unternehmen in Beziehung stehen. Intern bedeutet, dass das Ratingurteil instituts- bzw. bankinternen Zwecken dient.

Allgemein wird als Risiko die Wahrscheinlichkeit einer Abweichung zwischen einem tatsächlich realisierten Wert und einem vorgegebenen Zielwert angesehen. Um eine Aussage über das Risiko treffen zu können, müssen Informationen über die Größenordnung und die Wahrscheinlichkeit der zu erwartenden Veränderungen der Einflussgrößen während eines bestimmten Zeitraums vorliegen. Ziel der Risikomessung ist es, Risiken in Form einer Zahl abzubilden. Zunächst ist es jedoch wichtig, das zu messende Risiko genau zu definieren.

Das Kreditrisiko kann auf zwei Ebenen gemessen werden, nämlich auf der einzelgeschäftsbezogenen Ebene und auf der Gesamtbankebene, bei der das Kreditrisiko auf Basis einer portfolioorientierten Betrachtung ermittelt wird. Für die Bestimmung des Gesamtbankrisikos ist die Kenntnis des mit einem internen Ratingverfahren gemessenen einzelnen Kundenkreditrisikos unabdingbare Voraussetzung. Vom einzelnen Kundenkreditrisiko zum Gesamtkreditrisiko einer Bank gelangt man nicht durch einfache Addition aller Einzelkreditrisiken, da diese Vorgehensweise Abhängigkeiten im Gesamtkreditbestand unberücksichtigt lässt. Um von der Einzelgeschäftsbetrachtung zu einer Betrachtung auf Gesamtbankebene zu gelangen, müssen Abhängigkeiten, die angeben, wie hoch der Risikozusammenhang zwi schen Schuldnern ist, explizit berücksichtigt werden. Die Einbeziehung von Korrelationen ist damit der entscheidende Schritt, um von den Bonitätsrisikomodellen zu den auf das Gesamtkreditrisiko ausgerichteten Kreditrisikomodellen zu kommen.

1.2 Konzepte für Ratingverfahren

Da ein internes Ratingverfahren der Klassifizierung von Krediten oder Kreditnehmern hinsichtlich ihres Risikogehaltes dienen soll, ist es bedeutsam, mit welchem Konzept dieses unterlegt wird. Grundsätzlich bieten sich dazu zwei Konzepte an: Ein anzahlbezogenes und ein volumenbezogenes Ausfallkonzept.

Beim anzahlbezogenen Ausfallkonzept bestimmt sich der Risikogehalt aus der Einzelausfallwahrscheinlichkeit des Kunden oder Engagements, das heißt es wird festgestellt, wie viele dieser Kunden oder Engagements innerhalb einer bestimmten Ratingklasse in einer bestimmten Zeiteinheit – üblicherweise ein Jahr – ausfallen. Hier ist die Ausfalldefinition entscheidend; diese kann von Zahlungsverzug über Einzelwertberichtigungsbedarf bis hin zur Insolvenz des Kunden reichen und so die relevanten Ereignisse erfassen. Beim volumenbezogenen Ausfallkonzept wird der Risikogehalt durch das ausgefallene Kreditvolumen bestimmt, das heißt es wird festgestellt, welches Kreditvolumen innerhalb einer bestimmten Ratingklasse in einer bestimmten Zeiteinheit – wiederum üblicherweise ein Jahr – verloren geht. Das interne Ratingsystem muss nun sicherstellen, dass die entsprechend ausgewählte Größe einen bestimmten, vorgegebenen Wert nicht überschreitet. Dazu ist es erforderlich, die erst ex post bestimmbaren Größen zu prognostizieren. Bei Ausfallwahrscheinlichkeiten bieten sich dafür – unter der Voraussetzung, dass das Ratingsystem im Zeitablauf stabil ist – historische Ausfallraten in den einzelnen Ratingklassen an; volumenbezogene Größen können beispielsweise der erwartete oder der unerwartete Verlust sein.