Politik und Gewalt - Giorgio Agamben und Jürgen Habermas im Vergleich

Politik und Gewalt - Giorgio Agamben und Jürgen Habermas im Vergleich

von: Otto Gusti Ndegong Madung

Herbert Utz Verlag , 2008

ISBN: 9783831608225 , 207 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 27,99 EUR

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Politik und Gewalt - Giorgio Agamben und Jürgen Habermas im Vergleich


 

"2 Die abendländische Politik als Herrschaft über das „nackte Leben“ bei Giorgio Agamben (S. 137-138)

„Die gegenwärtige Politik erscheint mir als katastrophal, und deswegen sehe ich die Notwendigkeit, eine neue Schlüsselpolitik zu denken. Es geht mir nicht im Geringsten um apokalyptische Prophezeiungen, sondern um die Art und Weise, wie wir in der gegenwärtigen Zeit auf die Katastrophe, in der wir leben, reagieren können. Und die einzige Möglichkeit, die wir haben, die Gegenwart wirklich zu erfassen, ist, sie als das Ende zu denken.“ Giorgio Agamben, Literaturen 01 2001, S.19

2.1 Zu Person und Werk

1942 kam Giorgio Agamben in Rom, Italien, zur Welt. Seine Jugendzeit verbrachte er in der Heimatstadt Rom, wo er einige Schriftsteller wie Elsa Morante, Alberto Moravia und Pier Paolo Pasolini kennen lernte. Er durfte eine Nebenrolle in einem Pasolini-Film, den Apostel Philippus in ‚Das erste Evangelium nach Matthäus’ spielen. Bevor er sich für Philosophie interessierte, studierte Agamben Rechtswissenschaft. Nebenbei beschäftigte er sich mit Literatur und Philologie. Das Studium der Rechtswissenschaft übte großen Einfluss auf sein späteres philosophisches Denken, wie er schreibt: „Ohne die Kenntnis der Rechtskultur hätte ich wahrscheinlich niemals Homo Sacer schreiben können.“ Das Jurastudium schloss er Ende der 60-er Jahre ab.

Das Interesse an Philosophie entstand Ende der 60-er Jahre, als Agamben Seminare von Martin Heidegger in Provence im Sommer 1966 und 1968 hörte. Allerdings nicht der Seminarstoff, den er dort lernte, führte ihn zur Philosophie, sondern die persönliche Begegnung mit Heidegger. „Das Seminar war für mich eine wichtige Erfahrung, nicht aufgrund dessen, was ich dort lernte, sondern vor allem in der Begegnung mit Heidegger persönlich.“ Zur Zeit lehrt Agamben Philosophie in Verona und in den USA. Er ist der Herausgeber der italienischen Ausgabe der Schriften Walter Benjamins und entdeckte eine Reihe von dessen verloren geglaubten Manuskripten. Bisher erschienen u.a. ""Kindheit und Geschichte. Zerstörung der Erfahrung und Ursprung der Geschichte"" (1978) und ""Idee der Prosa"" (1987). Seit Ende der 80er Jahre setzte sich Giorgio Agamben vor allem mit politischer Philosophie auseinander. In diesem Zusammenhang publizierte er 1995 den ersten Band seines Homo Sacer-Projekts unter dem Titel ""Homo sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben"". Es folgten seither ""Was von Auschwitz bleibt. Das Archiv und der Zeuge"" sowie ""Ausnahmezustand"". Im Bereich der Anthropologie erschienen 2003 die Werke „Das Offene. Der Mensch und das Tier“ und „Zeit, die noch bleibt“. Das letzte genannte Werk ist eine Auslegung über den Römerbrief. Im Bereich der politischen Philosophie üben die Denker wie Walter Benjamin, Carl Schmitt, Hannah Arndt und Michel Foucault großen Einfluss auf Agambens Denken.

2.2 Zu Grundstruktur der politischen Theorie von Agamben

Es geht in der politischen Theorie von Agamben, wie in der Homo sacer- Reihe dargestellt, um die Grundproblematik, wie sich das Recht auf das Leben bezieht, wie sich „nacktes oder bloßes Leben“ zu politischer Existenz, zoe zu bios verhält. Der Begriff des „bloßen Lebens“ bildet einen grundlegenden Horizont für die Gesamtkonstruktion von Agamben. Dabei zeichnet er das griechische Konzept des Lebens nach. Die Griechen kennen zwei unterschiedliche Begriffe nämlich zoe und bios für das Wort „Leben“. Zoe bedeutet die einfache Tatsache des Lebens, das allen Lebewesen (Tieren, Menschen, Göttern) gemeinsam ist. Bios bezeichnet hingegen eine Art und Weise des Lebens, kulturelles, politisches und soziales Leben. Aristoteles spricht zum Beispiel in der Nikomachischen Ethik von bios theoretikos und bios politikos, da es sich hier nicht um eine einfache Tatsache des Lebens, sondern um ein qualifiziertes Leben handelt."