Praxishandbuch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit - Eine Einführung in professionelle PR und Unternehmenskommunikation

von: Daniela Puttenat

Gabler Verlag, 2007

ISBN: 9783834992901 , 168 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 29,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Praxishandbuch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit - Eine Einführung in professionelle PR und Unternehmenskommunikation


 

1. Einführung: Was ist PR – und wie kann ich sie gezielt nutzen? (S. 15)

1.1 Die Macht der Medien
Sie sprach von mir als von ihrem besten Freund. Wir hatten uns ein einziges Mal vorher gesehen, aber sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, mich als berühmten Mann zu behandeln. Ich glaube, irgendein Bild von mir hatte gerade großen Erfolg gehabt, oder es war wenigstens in den Abendblättern davon geschwatzt worden, und das ist der Unsterblichkeitsmaßstab unseres Jahrhunderts.

Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray
Der Maler Basil Hallward aus Oscar Wildes Roman Das Bildnis des Dorian Gray erkannte – wie übrigens auch sein Schöpfer selbst – bereits 1890 die Überzeugungskraft von Public Relations, ein Begriff, der erst acht Jahre zuvor in den USA zum ersten Mal verwendet worden war. Stand man in den „Abendblättern“ (damals hießen diese Boulevardzeitungen noch penny newspapers, heute Tabloids), machte man von sich reden. Wenn nicht, war man gesellschaftlich tot.

Das hat sich bis heute nicht wesentlich geändert. Medien haben Macht, denn sie machen und verbreiten Meinungen. Sie können Menschen und Produkte hochjubeln oder niederschreiben, Skandale aufdecken oder selbst produzieren, Wahlkämpfe beeinflussen und Karrieren beenden.

Oscar Wilde musste dies nur fünf Jahre nach der Veröffentlichung seines einzigen Romans selbst schmerzvoll erfahren: Der brillante Dandy, der sich stets perfekt in Szene zu wissen wusste, der Autor eleganter Theaterstücke, in denen er die Doppelmoral des viktorianischen Englands mit bissig-satirischen Dialogen entlarvte, der auf einer für die damalige Zeit perfekt inszenierten PR-Tour durch die USA umjubelte Bonvivant, stolperte schließlich über eine mediale Hetzkampagne.

Als seine Affäre mit einem jungen Adligen 1895 publik und er wegen „Unzucht“ angeklagt wurde, empörten sich die penny newspapers aufs äußerste. Sie heuchelten Mitleid für seine Frau und seine beiden Söhne, während sie gleichzeitig pikante Details preisgaben. Der Name des Autors wurde Karikaturen verhöhnt.

Wilde musste für zwei Jahre zur Zwangsarbeit ins Zuchthaus und war bei seiner Entlassung ein gebrochener Mann. Auch ein Großteil der deutschen Zeitgeschichte wäre im wahrsten Sinne unvorstellbar, weil unsichtbar geblieben, wenn Medien nicht dabei gewesen oder über die Ereignisse berichtet hätten – und sich in einigen Fällen, manchmal mit tragischen Folgen, sogar selbst einmischten: Die Studentenrevolte 1968 und ihre Proteste gegen die „Springer-Presse“.

Der RAF-Terror der 70er Jahre.Die gefälschten Hitler-Tagebücher. Uwe Barschels „Ehrenwort“- Lüge und sein Tod in der Genfer Badewanne 1987. Die Entführung der Gladbecker Geiseln 1988, an der sich Journalisten gewollt oder ungewollt zu Mit-Tätern machten. Die Öffnung des Brandenburger Tores am 10. November 1989. Aber auch: Verliebt im Pool planschende Verteidigungsminister, ein Zeugungsakt in der Besenkammer, so genannte „Teppichluder“ und „Superstars“, die Big Brother-Bewohner samt Freud und Leid im Container.

Manches wird durch PR erzeugt oder verstärkt, manches bringt gute oder schlechte PR als Resultat. Die dazugehörigen Bilder und Schlagzeilen haben wir auf Abruf im Kopf. Immer schneller dreht sich aber das Medienkarussell. Durch das Internet verbreiten sich Nachrichten in Sekundenschnelle über den Globus.