Integrationsmanagement - Planung, Bewertung und Steuerung von Applikationslandschaften

von: Joachim Schelp, Robert Winter

Springer-Verlag, 2006

ISBN: 9783540294801 , 293 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 56,64 EUR

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Integrationsmanagement - Planung, Bewertung und Steuerung von Applikationslandschaften


 

Measured Integration – Metriken für die Integrationsarchitektur (S. 267-268)

Claus Hagen
Credit Suisse Financial Services
Alexander Schwinn
Universität St. Gallen

1 Einleitung

Effektives Architekturmanagement erfordert die Steuerung und Kontrolle der Architekturumsetzung. Es ist notwendig, Messverfahren, Metriken und Kennzahlen zu entwickeln, um Handlungsbedarf aufzeigen, Fortschritte dokumentieren, um Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen zu können und daraus Massnahmen abzuleiten. Die Notwendigkeit von Messungen ist im Wesentlichen auf folgende Gründe zurückzuführen:

• Architekturmanagement zielt auf die Verbesserung der Strukturen von IT-Systemen. Ohne eine verlässliche Ermittlung des Ist-Zustandes können die richtigen Massnahmen zur Verbesserung kaum ermittelt werden. Metriken können in diesem Sinne wichtige Anhaltspunkte für diejenigen Bereiche liefern, in denen das grösste Verbesserungspotential besteht.

• Ob eingeleitete Architekturmassnahmen zielführend sind, lässt sich nur durch kontinuierliche Messung ihres Effektes ermitteln. Metriken sind deshalb ein notwendiges Hilfsmittel, um Fehlentwicklungen zu vermeiden und die Effektivität der eingesetzten Mittel sicherzustellen.

• Die IT-Architektur steht in jeder IT-Organisation unter stetem Rechtfertigungsdruck. Der Ansicht, Architektur verursache nur Kosten, nütze aber wenig, kann begegnet werden, wenn durch geeignete Metriken Fortschritte belegt werden können.

Der vorliegende Beitrag diskutiert Führungsinstrumente, die zur Steuerung der Architekturentwicklung und -umsetzung im Bereich Integration eingesetzt werden können. Als Beispiel wurde die konkrete Situation des Schweizer Finanzdienstleisters Credit Suisse (CS) gewählt. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Problematik der Definition und Erhebung von Metriken im Integrationsbereich.

Dieser Artikel versteht sich nicht als Vorstellung eines generischen und abschliessenden Konzeptes. Die Problematik ist so komplex und situationsabhängig, dass mit schnellen und allgemeingültigen Lösungen nicht zu rechnen ist. Der Artikel will aber mögliche Lösungsansätze aufzeigen, erkannte Schwierigkeiten bei der Umsetzung beschreiben, und zumindest an Einzelbeispielen konkrete Umsetzungen zeigen. Zunächst werden unterschiedliche IT-Führungsinstrumente vorgestellt, die in Wissenschaft und Praxis häufig anzutreffen sind. Es wird untersucht, inwieweit diese Führungsinstrumente zur Messung der Qualität der Integrationsarchitektur geeignet sind. Anschliessend wird die Integrationsarchitektur der Credit Suisse kurz dargestellt und auf deren strategische Ziele eingegangen. Die Umsetzung dieser strategischen Ziele soll mit geeigneten Führungsinstrumenten unterstützt werden. Mögliche Kennzahlen zur Bewertung der Integrationsarchitektur werden in der Folge diskutiert. Dabei wird insbesondere auf die Problematik der Messbarkeit und Interpretation der Messergebnisse eingegangen. Schliesslich werden anhand eines konkreten Anwendungsgebiets – der Servicearchitektur der Credit Suisse – beispielhaft Kennzahlen und Messergebnisse vorgestellt.

2 IT-Führungsinstrumente

Bevor konkrete Führungsinstrumente im IT-Bereich vorgestellt werden, werden zunächst die Begriffe Kennzahl und Kennzahlensystem eingeführt, die jeweils zu den in der Praxis verwendeten Führungsinstrumenten gehören. Reichmann (1997) definiert Kennzahlen als Zahlen, die quantitativ erfassbare Sachverhalte in konzentrierter Form erfassen. Ein Kennzahlensystem ist eine geordnete Gesamtheit von einzelnen Kennzahlen, die in einer Beziehung zueinander stehen und so als Gesamtheit über einen Sachverhalt vollständig informieren. Kennzahlen dienen zur Verdichtung grosser Datenmengen zu wenigen, aussagekräftigen Kenngrössen (vgl. Jäger-Goy 2001, S. 127). Sie sind Hilfsmittel für die Planung, Steuerung und Kontrolle. Zentrale Eigenschaften einer Kennzahl sind (vgl. Jäger-Goy 2001, S. 127):

• Informationscharakter: Kennzahlen sollen eine Beurteilung wichtiger Sachverhalte ermöglichen.
• Quantifizierbarkeit: Die Sachverhalte müssen auf einer metrischen Skala gemessen werden können.

Der Einsatz von Kennzahlen verlangt, dass Messdaten auch wirklich vorhanden sind und systematisch erfasst werden können. Nur so können Sachverhalte genau quantifiziert werden.