Software-Architektur

von: Uwe Mehlig, Thomas Neumann, Oliver Vogel, Ingo Arnold, Arif Chughtai, Markus Völter, Uwe Zdun

Spektrum Akademischer Verlag, 2005

ISBN: 9783827415349 , 567 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 44,60 EUR

Mehr zum Inhalt

Software-Architektur


 

3 Architekturen und Architektur- Disziplinen (WAS) (S.39)

Dieses Kapitel befasst sich mit der WAS-Dimension des architektonischen Ordnungsrahmens. Es vermittelt ein grundlegendes Verständnis von Architektur, indem es aufzeigt, was im Rahmen dieses Buches unter Architektur und damit verbundenen Architektur-Disziplinen zu verstehen ist.

Darüber hinaus werden wesentliche Systembausteine und ihre Beziehungen zueinander vorgestellt. Da der Charakter von Systemen und das Denken in Systemen für die Arbeit eines Architekten essenziell sind, wird der Systemgedanke im Kontext von Architektur in diesem Kapitel motiviert. Nach dem Lesen dieses Kapitels sind Sie in der Lage, den allgemeinen Charakter von Architektur zu erklären, einzelne Architektur- Disziplinen zu unterscheiden sowie die wichtigsten Bausteine von Systemen zu differenzieren und ihre Beziehungen darzustellen.

3.1 Klassische Architektur als Ausgangspunkt

Dieser Abschnitt betrachtet Architektur aus einem allgemeinen Blickwinkel. Er zeigt auf, was ganz allgemein unter Architektur zu verstehen ist. Auf der Grundlage dieses Verständnisses wird im weiteren Verlauf dieses Kapitels Software-Architektur vorgestellt. Als Ausgangspunkt für diese Betrachtung dient die klassische Architektur von Gebäuden und Bauwerken. Eine mögliche Definition der klassischen Architektur bietet das American Heritage Dictionary:

The art and science of designing and erecting buildings. A style and method of design and construction Orderly arrangement of parts Wenn man diese Definition zugrunde legt, ist Architektur sowohl eine Kunst (englisch: art) als auch eine Wissenschaft (englisch: science), die sich sowohl mit dem Entwerfen (englisch: designing) als auch mit dem Bauen (englisch: erecting) von Bauwerken beschäftigt.

Sie konzentriert sich also nicht nur auf die Planung des Bauwerks, sondern erstreckt sich hinein bis in dessen Realisierung. Ferner ist ein Schlüsselergebnis der Architektur-Tätigkeit das Arrangieren beziehungsweise das Anordnen von Teilen des Bauwerks (englisch: orderly arrangement of parts). Somit trifft Architektur wichtige Aussagen über die Struktur des Bauwerks. Die Definition besagt weiter, dass Architektur-Stile (englisch: styles) und -Methoden (englisch: methods) Bestandteile von Architektur sind.

Diese repräsentieren architektonische Erfahrung, die der Architekt im Rahmen seiner Tätigkeit einsetzt. Architektur ist hiermit nicht nur die Struktur eines Bauwerks, sondern auch die Art und Weise, an etwas heranzugehen.

Der Begriff Architektur ist somit nicht eindeutig belegt. Stattdessen versteht man unter Architektur zum einen die Struktur eines Bauwerks oder eines IT- bzw. Software-Systems und zum anderen die von Menschen ausgeübten Tätigkeiten zum Entwurf der Struktur. Um die eigentliche Tätigkeit beziehungsweise das architektonische Handeln besser von den strukturellen Aspekten von Architektur zu unterscheiden, wird das Handeln im weiteren Verlauf als Architektur-Disziplin verstanden.

Architekturen entstehen ganz generell aufgrund von Anforderungen (z. B. dem Wunsch nach einfachen Behausungen) und unter Verwen- dung von vorhandenen Mitteln (z. B. Baumaterialien und Werkzeugen). Der eigentliche Entwurf basierte in der klassischen Architektur zunächst a uf d em P rinzip v on V ersuch u nd I rrtum ( englisch: trial and error) und erfolgte in aller Regel ad hoc.

Dadurch besaß auch jedes Bauwerk seine individuellen Strukturen. Eine geordnete Anordnung von Teilen durch eine geplante Architektur war meist nicht gegeben. Erst indem die gewonnenen Architektur-Erfahrungen mündlich oder schriftlich weitergegeben wurden, entwickelten sich Architektur-Stile.