Das WESEN-tliche erkennen

Das WESEN-tliche erkennen

von: Vera F. Birkenbihl

Vera F. Birkenbihl, 2006

ISBN: 9783939845034 , 21 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 10,00 EUR

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Das WESEN-tliche erkennen


 

ERSTES EXPERIMENT: Die originale MÄNTYLÄ-LISTE (S. 3-4)

Im Anhang finden Sie 30 Wörter für Ihren (ersten?) Gedächtnistest (nach MÄNTYLÄ). Nehmen Sie sich 10 Minuten Zeit, um zu jedem der folgenden Wörter drei Stichwörter zu assoziieren. Angenommen Sie lesen: „1. ZEBRA", dann notieren Sie vielleicht: „1. AFRIKA, SAFARI, GESTREIFT". Sie notieren die Nummer und Ihre eigenen Assoziationen (das Originalwort der Liste notieren Sie NICHT). Schreiben Sie auf ein Extrablatt oder in ein Heft. Gehen Sie die Liste nur einmal durch und beginnen Sie (bei jedem Begriff) sofort zu schreiben.

GEHEN SIE JETZT BITTE ZU SEITE 20.

Fertig? Gut, nun packen Sie Ihre Notizen bitte weg, bis Sie das Experiment fortführen wollen. Anschließend werden Sie sich fragen: Kann ich den ursprünglichen Schüsselbegriff mithilfe meiner eigenen Assoziationen RE-KONSTRUIEREN? (= Fällt mir wieder ein, wozu ich vorhin frei assoziativ spontan meine Ideen notiert hatte?) Versuchen Sie Ihre RE-KONSTRUKTION wann immer Sie wollen – es sollten jedoch mindestens EINIGE STUNDEN seit der KONSTRUKTION vergangen sein, aber Sie können auch erst morgen oder übermorgen weitermachen …

Nun fragen wir uns: Was will uns MÄNTYLÄ mit diesem kleinen Experiment sagen? Er zeigt uns etwas Spannendes, nämlich wie wichtig die EIGENEN ASSOZIATIONEN, die EIGENEN IDEEN für späteres Erinnern sind. Ingmar SVANTESSON (Hervorhebungen vfb):

In seiner Arbeit „Wie arbeiten Sie mit Stichworten?" beschreibt (MÄNTYLÄ), wie sich aus dem Begriff „Meerschweinchen" einige Stichworte (EIGENE Assoziationen) mit bestimmten Wortbedeutungen ergaben, die bei einem späteren Gedächtnistest, bei dem den Teilnehmern nur (ihre eigenen Assoziationen) vorgelegt wurden, nicht jedoch der ursprüngliche Begriff, dafür sorgten, daß sich die Probanden wieder an die „Meerschweinchen" erinnerten.

Worum geht es eigentlich?

MÄNTYLÄ arbeitet u.a. auf dem Gebiet von Wahrnehmung und Erinnerung des Wahrgenommenen (z.B. Augenbewegungen beim Wahrnehmen etc.), aber er war sehr erstaunt von dem Ergebnis, daß Menschen sich besser erinnern, wenn man ihnen ihre EIGENEN Assoziationen präsentiert. Dies widerspricht den Erlebnissen in der Schule, wo man eher davon ausgeht, daß man die Ideen anderer (LehrerInnen, Textbuchautoren etc.) immer wieder wahrnehmen (hören, lesen) muß, bis man sich (endlich) merken kann, was sie sagen (geschrieben haben). Ich fand das faszinierend und begann mich zu fragen: Was wäre, wenn man die Einsicht MÄNTYLÄs in die täglichen Praxis übertrüge? Das habe ich mir inzwischen zu einer meiner Aufgaben gemacht. Aber der Reihe nach …

Damals begann ich eine Reihe von Experimenten mit tausenden von Seminar- TeilnehmerInnern, indem wir in den ersten Minuten des Seminars (quasi vor dem Beginn) die erste KONSTRUKTION vornahmen, der später eine RE-KONSTRUKTION folgte. Wie vor Jahren in meinem „Birkenbihl-Powertag" beschrieben, hatte ich schon etabliert, ehe ich das wunderbare MÄNTYLÄ-Experiment kennenlernte, daß die QUALITÄT der KONSTRUKTION die QUALITÄT der RE-KONSTRUKTION bedingt. Mit KONSTRUKTION meinte ich die WAHRNEHMUNG der Begriffe, wobei ich u.a. feststellte, daß Männer sich Begriffe, die sie LASEN, etwas besser merkten, während Frauen sich leichter taten, wenn sie die Wörter HÖRTEN (ich hatte manchmal vorgelesen und manchmal Listen verteilt).