Leib und Seele: Salutogenese und Pathogenese / Body and Soul: Salutogenesis and Pathogenesis

von: Norbert Rückert, Petr Ondracek, Lyudmyla Romanenkova

Frank & Timme, 2006

ISBN: 9783865960320 , 248 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 24,99 EUR

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Leib und Seele: Salutogenese und Pathogenese / Body and Soul: Salutogenesis and Pathogenesis


 

2.2 PHYSISCHE UND PSYCHOSOZIALE ASPEKTE DER GESUNDHEIT (S. 31-32)

2.2.1 MERKMALE UND DETERMINANTEN PHYSISCHER GESUNDHEIT (Eva Luber)

1) Definition von Gesundheit

Vor einer Darstellung der Einflussgrößen auf Gesundheit sollte die Definition von Gesundheit stehen. Wir werden in diesem Kapitel sehen, dass es verschiedene Definitionen gibt und dass die Gesundheitswissenschaften mit verschiedenen Ansätzen umgehen. Deshalb als Auftakt eine Bitte: Legen Sie den Text kurz beiseite und schreiben Sie in zwei bis drei Minuten Ihre Definition von Gesundheit auf. Wir kommen dann im Test darauf zurück. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Diskussion des Gesundheitsbegriffs zu ihren Aufgaben gemacht. Am bekanntesten ist bis heute eine sehr alte Definition von Gesundheit, die auch in der Satzung der WHO steht. Danach ist Gesundheit „der Zustand des völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit" (Naidoo & Wills 2003, 6). Sie stammt aus dem Jahr 1946, als durch die vielen neuen Mitgliedstaaten, die sozialistische Republiken geworden waren, eine Mehrheit für die beschriebene Rolle gesellschaftlicher, also sozialer, Bezüge entstanden war. Bis heute definieren viele Menschen Gesundheit über Krankheiten, und sei es über deren Abwesenheit.

Sicherlich haben Sie einen umfassenderen Begriff beschrieben. Aber Sie müssen davon ausgehen, dass die Menschen, mit denen Sie professionell zu tun haben, weniger darüber nachgedacht haben, was Gesundheit ist und wie sie entsteht. Wir stellen fest, dass auch heute, über 50 Jahre nach der Weltgesundheitskonferenz von Alma Ata im Gesundheitswesen die Abwesenheit von Krankheit im Vordergrund steht. Viele Jahrzehnte vergingen, bis die Wechselwirkung zwischen Gesellschaft und Individuum zur Entstehung von Gesundheit präziser formuliert wurde, dies geschah anlässlich der Konferenz von Ottawa 1986, auch bekannt als die Gesundheitsförderungs (health promotion)-Konferenz. Auf ihr wurde keine knappe Definition beschlossen, sondern eine mehrseitige Abhandlung, aus der es verschie dene Übertragungen ins Deutsche gibt. Die Gesellschaft soll Rahmenbedingungen schaffen, in denen Gesundheit entstehen kann. Dabei ist die Wechselwirkung zwischen dem Individuum und der Gesellschaft entscheidend. Menschen werden ermuntert, ihre Umwelt zu gestalten.

Dazu ein Beispiel: Kinder gehen ohne Frühstück zur Schule und kaufen sich stattdessen Schokoriegel und gesüßte Getränke. Es wäre Aufgabe der Gesellschaft, ihnen eine gesündere Alternative zum selben oder günstigeren Preis zur Verfügung zu stellen. Viele Schulen versuchen dies inzwischen, auch in Deutschland, aber für viele Kinder ist heute noch die Entscheidung für das ungesunde Verhalten die leichtere. „Make the healthier choice the easier one!" ist ein weiterer Slogan der WHO: Auf Englisch kann man manche Dinge besonders kurz und knapp auf den Punkt bringen.