Neue Medien - neue Formate - Ausdifferenzierung und Konvergenz in der Medienkommunikation

von: Hans-Jürgen Bucher, Thomas Gloning, Katrin Lehnen

Campus Verlag, 2022

ISBN: 9783593409818 , 410 Seiten

2. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 0,00 EUR

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Neue Medien - neue Formate - Ausdifferenzierung und Konvergenz in der Medienkommunikation


 

Medienformate: Ausdifferenzierung und Konvergenz – zum Zusammenhang von Medienwandel und Formatwandel (S. 9-10)

Hans-Jürgen Bucher/Thomas Gloning/Katrin Lehnen Abstract Medienwandel ist stets auch eine Abfolge von unterschiedlichen Medienformaten. Medien haben im Verlauf ihrer Geschichte immer wieder neue Aufgaben übernommen, zu deren Erfüllung jeweils neue publizistische Routinen entstanden sind.

Solche Routinen manifestieren sich in Darstellungsformen, Texttypen, Praktiken, Gattungen oder Traditionen des Handelns. Veränderungen in den historisch jeweils verfügbaren Medien und den technischen Grundlagen eröffnen zunächst einen kommunikativen Möglichkeitsraum. Diesen technisch-medial verfügbaren Möglichkeitsraum, der in vielen Fällen noch nicht funktional festgelegt ist, bezeichnen wir als Medienformat. So eröffnen zum Beispiel die internetbasierte Chat-Technologie, Weblogs oder mobile Endgeräte einen kommunikativen Möglichkeitsraum, der für ganz unterschiedliche Nutzungsweisen funktionalisiert werden kann.

Diese Einleitung befasst sich mit der den Band überspannenden Frage, wie Medienwandel, Formatwandel und die Entwicklung kommunikativer Gattungen zusammenhängen.

1. Medienwandel und Formatwandel

Dass neue Medien die Ausprägung neuer Medienformate zur Folge haben, ist auf den ersten Blick eine Trivialität und lässt sich in der Mediengeschichte vielfach beobachten. Genauer betrachtet stellen sich allerdings eine ganze Reihe von Fragen: Welche Formate entstehen, welche setzen sich durch und welche nicht? Auf welche Weise entstehen neue Formate – als Modifikationen oder Verschmelzungen bereits bestehender, als Erfindungen? Welche Konsequenzen haben neue Formate für die alten? Sterben diese aus oder übernehmen sie andere Funktionen? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen dem Formatwandel und anderen Aspekten des Medienwandels?

Gibt es allgemeine Prinzipien und Muster, nach denen sich Formatwandel vollzieht? Wird der Formatwandel durch die technischen Gegebenheiten neuer Medien determiniert? Aus den Fragen lässt sich bereits ableiten, dass Formatwandel kein isolierbarer Aspekt des Medienwandels, sondern untrennbar mit dessen anderen Dimensionen und Faktoren verflochten ist. Begriffe wie Format, Gattung, Darstellungsform, Textsorte, Genre, Regel, Muster werden normalerweise herangezogen, wenn es darum geht, die Stabilität sozialer oder kommunikativer Ordnungen und Praktiken zu erklären.

Die damit gekennzeichneten Strukturen oder Traditionen des Handelns geben den Kommunikatoren Orientierung für die Gestaltung ihrer Beiträge, den Rezipienten liefern sie Anhaltspunkte, wie diese Beiträge einzuordnen und zu verstehen sind. Wenn beide Parteien des kommunikativen Austausches wissen, was ein Wetterbericht, eine Rezension, eine Nachrichtensendung, ein Online-Chat, ein Tweet oder ein wissenschaftlicher Vortrag ist, so trägt dieses gemeinsame Wissen entscheidend dazu bei, dass Verständigung in den verschiedenen Kommunikationssituationen auf der Basis standardisierter gegenseitiger Erwartungen gelingen kann.