Die Versuchung - Roman

von: David Baldacci

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783838706436 , 637 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 4,99 EUR

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Die Versuchung - Roman


 

KAPITEL 37 (S. 324-325)

Am nächsten Tag stand LuAnn nach einer fast schlaflosen Nacht sehr früh auf. Nie hatte sie etwas Herzerreißenderes erlebt als den Abschied von ihrer Tochter; doch sie wußte, daß es nichts war im Vergleich zu der schweren Aufgabe, Lisa eines Tages die Wahrheit über ihr Leben zu erzählen und über das Leben ihrer Mutter. Sofern sie diese Gelegenheit überhaupt noch bekam. Trotz allem hatte eine Woge der Erleichterung sie überschwemmt, als sie in der Nacht beobachtet hatte, wie die Rücklichter des Range Rover immer kleiner wurden, als er über die Privatstraße davonfuhr.

Nun war LuAnns größte Sorge, Riggs zu zügeln, ohne ihn noch mißtrauischer zu machen. Ihr blieb nicht viel Zeit. Falls sie Jackson nicht sehr bald irgendwelche Informationen übermittelte, würde er Riggs seine ungeteilte Aufmerksamkeit widmen. Und das wollte LuAnn unter allen Umständen vermeiden.Sie überdachte diese Probleme, während sie die Gardinen im Schlafzimmer zurückzog und auf den Rasen hinter dem Haus blickte. Ihr Schlafzimmer lag im zweiten Stock und gewährte einen herrlichen Ausblick auf das Anwesen. Durch eine Tür gelangte man auf den Balkon. LuAnn fragte sich, ob Jackson sich gestern abend auf diesem Weg Zugang in ihr Zimmer verschafft hatte. Normalerweise stellte sie die Alarmanlage ein, ehe sie zu Bett ging.

Sie überlegte, ob sie die Anlage früher aktivieren sollte – obwohl sie wenig Hoffnung hegte, daß irgendein Sicherheitssystem für Jackson ein Hindernis darstellte. Dieser Mann schien die Fähigkeit zu besitzen, Wände hinauf und durch sie hindurch gehen zu können.In der kleinen Küche neben ihrem Ankleidezimmer kochte LuAnn sich Kaffee. Dann schlüpfte sie in einen seidenen Morgenrock und ging, eine Tasse heißen Kaffee in den Händen, auf den Balkon. Dort standen ein Tisch und zwei Stühle, doch LuAnn setzte sich auf die Marmorbrüstung und betrachtete ihr Anwesen. Gerade ging die Sonne auf.

Die goldenen und rosafarbenen Strahlen bildeten einen prächtigen Hintergrund zum bunten Laub der Bäume. Der Anblick hellte LuAnns gedrückte Stimmung ein wenig auf. Doch was sie als nächstes sah, ließ sie vor Schreck beinahe vom Balkon fallen.Matthew Riggs kniete in der Nähe jener Stelle auf dem Boden, an der das Studio errichtet werden sollte. Mit wachsender Verwunderung sah LuAnn von ihrem Beobachtungspunkt aus, wie Riggs Baupläne entrollte und das Gelände mit Blicken abmaß. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um mehr sehen zu können. An verschiedenen Stellen waren Holzpflöcke in die Erde gerammt. Sie sah, wie Riggs eine Schnur entrollte, sie an einen Pflock band und offenbar den Grundriß eines Gebäudes vermaß.

LuAnn rief nach ihm, doch ihre Stimme trug nicht weit genug.Sie lief durchs Schlafzimmer, stürmte die Treppe hinunter und zur Hintertür. Sie nahm sich nicht einmal die Zeit, Schuhe anzuziehen, sondern schloß die Tür auf und rannte barfuß durch das taunasse Gras. Der enge seidene Morgenmantel klaffte auf und entblößte ihre langen Beine.Schwer atmend erreichte sie die Stelle, an der sie Riggs gesehen hatte. Er war verschwunden. Ihr Atem bildete Dampfwölkchen in der morgendlich kühlen Luft, als sie den Morgenmantel straffer um den Körper wickelte und den Blick in die Runde schweifen ließ.