Alltags- und lebensweltorientierte Ansätze sozialpsychiatrischen Handelns

von: Klaus Obert

Psychiatrie-Verlag, 2001

ISBN: 9783884147634 , 440 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 36,00 EUR

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Alltags- und lebensweltorientierte Ansätze sozialpsychiatrischen Handelns


 

5. Zahl und Dauer stationärer Behandlungenbei den KlientInnen des Sozialpsychiatrischen Dienstes im Vergleich: Vor und seit Beginn der Betreuung durch den SpD (S. 44-45)

Veränderungen bei der Zahl und der Dauer der Behandlungen seit Beginn der Betreuung durch den SpD im Vergleich zum Zeitraum vor der Betreuung

5.1. Fragestellung und Hypothese


Die Fragestellung der Erhebung ist, ob sich beim Personenkreis der chronisch psychisch kranken Menschen des SpDs Bad Cannstatt die Zahl der stationären Aufenthalte, die Behandlungsdauer und der Status der Unterbringung (freiwillig oder zwangsweise) seit Beginn der Betreuung durch den SpD im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum vor der Betreuung verändert haben.

Die damit verbundene Hypothese lautet: Zahl, Dauer und Status der stationären Behandlungen und Aufenthalte der Zielgruppe des SpDs haben sich seit der Betreuung durch den SpD verringert bzw. verkürzt. Es werden alle stationären Aufenthalte, die Dauer der Behandlung und der Status der Einweisung des Personenkreises der chronisch psychisch kranken Menschen, die 1996 vom SpD Bad Cannstatt betreut wurden, in die örtliche psychiatrische Klinik mit Versorgungsverpflichtung aufgezeichnet, untersucht und diskutiert.

5.2. Gründe für die Erhebung


Inhaltliches Interesse an der Fragestellung Von Beginn der Arbeit (1982) bis heute stellt sich die Frage, was Sozialpsychiatrische Dienste und die um sie herum gruppierten Bausteine gemeindepsychiatrischer Hilfen leisten und welche Auswirkungen die Arbeit in Bezug auf die Aufgabenstellung und Zielvorgaben hat. Darin sind die Förderung von Lebensqualität für die Betroffenen in und durch gemeindenahe(r) Arbeit sowie die Vermeidung und Verkürzung stationärer Behandlungen zwei wesentliche Ziele sozialpsychiatrischer Arbeit (siehe Einleitung und Kapitel 2).

Dies wiederum korrespondiert mit dem Anliegen der MitarbeiterInnen, letztlich zu wissen und zu zeigen, dass ihre Arbeit zur Umsetzung der o. g. Ziele und somit auch zur eigenen Arbeitszufriedenheit und zu einer wachsenden professionellen Identität beiträgt (siehe Jahresberichte der SpDs, vor allem 1992 zum zehnjährigen Bestehen der SpDs in Stuttgart wie auch die landesweiten Auswertungen der Arbeit Sozialpsychiatrischer Dienste in: Liga der freien Wohlfahrtspflege 1998). Erwartungen der Fachöffentlichkeit Immer wieder taucht aus der Fachöffentlichkeit die Erwartung an ambulante Einrichtungen auf, nachzuweisen, ob und wie SpDs zur Vermeidung und Verkürzung von stationären Behandlungen beitragen.

Diese Fragen stellen sich nicht nur verschiedene Psychiatrie- Fachverbände (Veemb 1994, Caritasverband 1995 etc.) oder Kliniken, niedergelassene Ärzte, sondern auch Angehörige und Betroffene selbst. Konkret wurde von der örtlichen psychiatrischen Klinik vor allem in Gremien (Psychiatriearbeitskreis, PSAG etc.) darauf hingewiesen, dass die Arbeit der SpDs in Stuttgart trotz des relativ guten Personalschlüssels nicht unbedingt zur Verringerung der Inanspruchnahme klinischer Hilfen geführt habe.

Von der Klinik aus wurde nie präzise und differenziert benannt, ob es sich bei der unveränderten Inanspruchnahme der stationären Behandlungen überhaupt um den Personenkreis der chronisch psychisch kranken Menschen handelt. Darin drückt sich m. E. die Erwartung oder zumindest die Annahme aus, dass durch die Arbeit Sozialpsychiatrischer Dienste eine Verringerung stationärer Behandlungen zu erwarten sei. Die Fragestellung war und ist nicht nur in Stuttgart Teil der fachpolitischen Diskussion.