Perry Rhodan-Paket 6: Die Meister der Insel (Teil 2) - Perry Rhodan-Heftromane 250 bis 299

von: Perry Rhodan

Perry Rhodan digital, 2011

ISBN: 9783845329451 , 3000 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 59,99 EUR

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Perry Rhodan-Paket 6: Die Meister der Insel (Teil 2) - Perry Rhodan-Heftromane 250 bis 299


 

1.


 

Ein Generalstäbler des USO-Hauptquartiers auf Gleam, dem einzigen Planeten des künstlich aufgebauten Tri-Systems, war, vier Wochen nach der Ankunft des Flotten-Großraumtransporters ANBE-205 der Meinung gewesen, die Ladung dieses fünfzehnhundert Meter durchmessenden Kugelschiffes sei mehr wert, als alles, was bisher vom Versorgungshafen Schrotschuss auf die Reise geschickt worden wäre.

Der Name dieses Offiziers war Melbar Kasom, Oberst und Spezialist der USO. Es war fast selbstverständlich gewesen, dass die Auffassung des umweltangepassten Ertrusers von den Fachleuten des terranischen Generalstabes bestritten worden war. Die freundschaftliche Rivalität zwischen den erdgeborenen Besatzungen der solaren Flotteneinheiten und den Männern der USO-Schiffe, die aus Nachkommen ehemaliger Terrakolonisten bestanden, ließ eine sofortige Übereinstimmung nur dann zu, wenn man keine Zeit für Sticheleien hatte.

Melbar Kasom hatte nach einem stundenlangen Für und Wider keinen anderen Weg mehr gesehen, als seine Schlussfolgerung durch die Tat zu beweisen.

Der derzeitige Chef des Einsatzkommandos Andro-Beta, Lordadmiral Atlan, hatte es ebenfalls für richtig gehalten, den Wert dieser Nachschubladung testen zu lassen.

Schon zehn Minuten später hatte er es bitter bereut, seinen Männern die Erlaubnis erteilt zu haben, das Transportgut der ANBE-205 zu erproben.

Die Ladung des Schiffes hatte aus eintausend zweisitzigen Raumjägern vom Typ MOSKITO-Jet und zweihunderttausend Tonnen Ersatzteilen bestanden. Die Maschinen waren sechsundzwanzig Meter lang, am Bug vier Meter und am Heck drei Meter durchmessend. Scharfgepfeilte Deltatragflächen und hochragende Seitenleitwerke wiesen darauf hin, dass die terranischen Konstrukteure auch an Flüge innerhalb einer planetarischen Atmosphäre gedacht hatten. Im freien Raum waren die aerodynamischen Hilfsmittel nutzlos. Dies war es aber nicht, was Melbar Kasom zu seinem begeisterten Ausruf verleitet hatte.

Mit den neuen Moskito-Jets war es erstmalig in der Geschichte des terranischen Flottenbauprogramms gelungen, Kleinstraumschiffe mit einem Überlichttriebwerk auszurüsten.

Die Idee zu einer derartigen Konstruktion war schon alt, nur war es bisher unmöglich gewesen, die Kalupschen Kompensationskonverter in Kompaktbauweise herzustellen. Nun standen die Kompaktgeräte zur Verfügung. Damit war es gelungen, die schlanke Zelle eines Moskitos zusätzlich zu dem Normaltriebwerk mit einem Kalup auszustatten und überdies das Energieversorgungsproblem auf engstem Raum zu lösen.

Terranische Jägerpiloten hatten beim Anblick der Moskitos gemeint, sie würden keinen einzigen Fehler verzeihen! Mit einem anderen Nachschubraumer war gleichzeitig ein Spezialistenteam zur Wartung der neuen Jäger angekommen – und zweiunddreißig Ingenieurroboter pro Maschine. Als die Techniker der über Gleam stationierten Flotteneinheiten die breiten Wartungsklappen in den Rümpfen geöffnet hatten, waren sie erst einmal blass geworden. Anschließend hatten sie sich bedeutungsvoll angesehen, die Klappen wieder geschlossen und dem Fachpersonal ein »herzliches Beileid« zugerufen.

Moskitos waren fliegende Triebwerke und Kraftstationen mit sinnverwirrenden Schaltungselementen. Bei oberflächlicher Betrachtung gewann man den Eindruck, als hätten die Konstrukteure erst in letzter Sekunde daran gedacht, dass Maschinen dieses Typs schließlich auch zwei Besatzungsmitglieder aufnehmen sollten.

Die Umschulung von eintausend Raumjagdpiloten und eintausend Navigatorortern hatte trotz der vorbereiteten Hypnoprogramme vier Wochen gedauert. Nach dieser Zeit war es Atlan nicht mehr möglich gewesen, die Raumflugerprobung noch länger hinauszuschieben. Terraner und USO-Besatzungen hatten sich berufen gefühlt, den Gefechtswert der Moskitos zu beweisen – in erster Linie natürlich die kampferfahrenen Jagdpiloten des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR.

Ihre nicht weniger geschickten Kollegen vom solaren Flottenaufgebot hatten sich vorgenommen, die Meinung ihrer Stabsoffiziere zu unterstützen und zu zeigen, dass Kasoms Enthusiasmus fehl am Plätze sei. Ihnen ging es darum, die Moskitos durch härteste Flugerprobungen im Normaluniversum, im linearen Zwischenraum und schließlich innerhalb einer Atmosphäre ungeachtet der damit verbundenen Gefahren »in ihre Bestandteile« zu zerlegen.

Die USO-Piloten unter Kasoms Führung wollten die Maschinen nicht weniger hart testen; aber sie sollten unbedingt zeigen, dass Moskitos allen Beanspruchungen gewachsen waren.

Vor etwa zwei Stunden waren vierundzwanzig Silberpfeile in Gleams Himmel gerast. Schon der Gewaltstart hatte erkennen lassen, wie ernst es die achtundvierzig Männer meinten.

Sie waren mit, hochgespannten Prallschirmen zur Abwehr der Gasmoleküle angeruckt und hatten in einer Höhe von nur zehntausend Metern die Triebwerke auf volle Schubleistung hochgefahren.

Die Lufthülle des großen Planeten war mit solcher Wucht aufgerissen worden, dass man auf dem neuerbauten Raumhafen von Power Center schleunigst in Deckung gegangen war.

Nachdem das Inferno aus Druckwellen und Donnerschlägen abgeklungen war, hatte man die vierundzwanzig Moskitos nur noch als grüne Leuchtpunkte auf den Schirmen der Energietaster ausmachen können.

Nunmehr, zwei Stunden nach dem Start, kehrten die beiden Jagdverbände aus dem Linearraum zurück. Es waren immer noch vierundzwanzig Maschinen! Die Navigatororter, gleichzeitig Funker, Bordingenieure und Mädchen für alles, hatten über Richtstrahlhyperfunk vierundzwanzig Kurzimpulse abgestrahlt. An Bord der Maschinen war alles in Ordnung, doch nun begannen die gefechtsmäßigen Scheinangriffe und damit die eigentlichen Belastungsproben. Der überlichtschnelle Linearflug konnte entweder nur gelingen, oder misslingen. Materialzerreißende Manöver waren im Halbraum ausgeschlossen.

Kasom war mit seinem Verband zwanzig Lichtjahre weit in den Leerraum zwischen dem Zwergnebel Andro-Beta und der hunderttausend Lichtjahre entfernten Andromedagalaxis vorgestoßen.

Dort war er in das Einsteinuniversum eingetaucht, hatte seine Maschinen gesammelt, die einfach lichtschnelle Fahrt aufgehoben, erneut Geschwindigkeit aufgenommen, um unverzüglich den Rückweg anzutreten.

Die terranischen Besatzungen waren fast gleichzeitig mit ihm über Gleam angekommen. Man war fair genug gewesen, die abgesprochenen Flugdaten genau einzuhalten.

»Hmm ...!«, hatte der Ertruser gesagt. Niemand wusste genau, ob dieser Laut ein Zeichen der Anerkennung oder der Rüge gewesen war.

Jetzt raste Melbar Kasom mit seinem kleinen Verband auf ein ferngesteuertes Zielschiff zu. Es stand vierzigtausend Kilometer jenseits der Kreisbahn, die von den schnellen Kreuzern des äußeren Abwehrringes symbolisiert wurde.

Für Lordadmiral Atlan wurde es Zeit, nochmals an den Fehler zu denken, den er mit der Erlaubnis für eine solche Raumflugerprobung gegeben hatte.

 

*

 

»Die sind wahnsinnig – die sind tatsächlich wahnsinnig«, behauptete Oberst Heske Alurin, Kommandant des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR. »Was soll ich machen?«

Atlans Gesicht schaute von den Bildschirmen auf ihn herab.

»Unsere Helden haben soeben das einzige Zielschiff im Betanebel in eine Gaswolke verwandelt. Die Terraner haben aus der Rotposition heraus angegriffen. Dabei geschah es, dass zwei USO-Jäger ins Kreuzfeuer gerieten. Nein, werden Sie nicht schon wieder blass. Es ist nichts passiert. Es genügt, wenn ich dem Weinen nahe bin. Verlassen Sie mit der IMPERATOR die Auffanglinie. Bauen Sie Ihre Schutzschirme auf und versuchen Sie, die Thermoschüsse der angreifenden Jäger zu absorbieren. Jetzt will ich genau wissen, was die kleinen Kanonen taugen. Ist Ihnen übel?«

Heske Alurin starrte aus glasigen Augen zu den Bildschirmen hinauf. Der Arkonide lächelte maliziös.

»Beinahe, Sir«, entgegnete der Epsalgeborene.

»Nur beinahe! Mir ist tatsächlich übel. Unsere vierundzwanzig Amokläufer sind außer Rand und Band. Die hinter ihnen sitzenden Orter sehen ihre Aufgabe darin, ihre Piloten obendrein noch anzufeuern. Wenn die Maschinen das aushalten, werde ich sie sofort zum Fronteinsatz freigeben. Lassen Sie Klarschiff anschlagen, Heske, und passen Sie auf, dass Sie nicht aus purem Übermut mit den Transformkanonen angegriffen werden.«

»Wenn Sie mir verraten könnten, Sir, wie ich das machen soll, wäre ich Ihnen sehr verbunden.«

Atlan stieß einen Seufzer aus.

»Es tut mir leid. Sie sind ein Mensch, nicht wahr? Also lassen Sie Ihren typisch menschlichen Scharfsinn spielen. Ein alter Arkonidenadmiral ist da überfragt.«

Atlan schaltete ab. Heske Alurin sah noch einen Augenblick auf den leeren Schirm, ehe er seinen klobigen Körper in den Kommandosessel zurücksinken ließ. Niemals zuvor hatten die Männer der IMPERATOR ihren Kommandanten so schauerlich fluchen hören.

Oberst Baptiste Rigard, Kommandant des terranischen Superschlachtschiffes NAPOLEON, hatte ähnliche Befehle erhalten. Er zog sein Schiff ebenfalls aus der Umlaufbahn und folgte dem USO-Schiff mit hoher Fahrt.

Vierundzwanzig Terraner und vierundzwanzig Kolonistennachkommen hatten die beiden Kugelriesen im gleichen Augenblick ausgemacht.

Melbar Kasom stand mit seinem Verband im Grünsektor der Gleam-Flotte. Oberstleutnant Faser, der Chef des terranischen Testkommandos, hob soeben die Restfahrt auf. Er hatte erleichtert festgestellt, dass die beiden USO-Jäger, die in das Kreuzfeuer seiner Maschinen geraten waren, den Beschuss unbeschadet überstanden hatten.

Faser blickte sich um. Von den anderen elf Moskitos sah er nur hier und da einen Umriss. Es geschah immer dann, wenn die Düsenflamme der synchron...