Neugier ist ein schneller Tod - Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross

von: Ann Granger

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783838701424 , 336 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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Neugier ist ein schneller Tod - Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross


 

7. KAPITEL (S. 90-91)

Elizabeth Martin


Ich war nicht sicher, was ich als Nächstes tun sollte. Möglicherweise war Lucy ins Haus gerannt. Falls ja, hatte sie sich bestimmt in ihrem Zimmer eingesperrt. Sie würde mir nicht öffnen, bevor sie sich nicht zumindest ein wenig beruhigt hatte. Doch sie wusste, dass der Rattenfänger an jenem Morgen im Haus war. Sie würde nicht riskieren, ihm zu begegnen oder – in ihrem gegenwärtigen Zustand – ihren beiden Tanten.

Wo also konnte sie sonst noch hingerannt sein? Zum Strand hinunter!, dachte ich bei mir. Sie hatte mir von dem Tor in der Lorbeerhecke am unteren Ende des Gartens erzählt. Dr. Lefebre hatte beim Frühstück davon gesprochen, dass er am vergangenen Abend nach dem Essen durch den Garten hinunter zum Strand spaziert war. Wenn er das Tor im Mondlicht gefunden hatte, dann konnte es nicht so schwer zu entdecken sein. Und doch – hätte ich nicht gewusst, dass es existierte, wäre ich vielleicht vorbeigegangen, ohne es zu bemerken. Ich war überrascht, dass der Doktor es in der Nacht gefunden hatte.

Es war nur ein kleines Holztor, und die starken Zweige des Lorbeers mit seinen glänzenden Blättern verdeckten es. Es schien nicht oft benutzt zu werden, und doch waren einige Lorbeerzweige abgebrochen. Ich hielt inne, um sie zu untersuchen. Die frischen Bruchstellen konnten von Lefebre verursacht worden sein … oder von dem geheimnisvollen Mann mit dem weißen Hund? War er auf diese Weise auf das Grundstück gelangt? Die älteren verheilten Brüche konnten Lucys Werk sein. Ich drückte gegen das Tor.

Die Hecke bot Widerstand, doch die Angeln waren geölt (eine weitere Überraschung), und ein heftiger Stoß von meiner Seite zwang es auf. Ich trat hindurch und war am Strand. Die Sonne schien mir grell ins Gesicht. Ich hielt inne, um ihre Wärme zu genießen und den wundervollen Anblick der glitzernden Lichtflecken, die auf dem Wasser weit draußen tanzten. Es herrschte Ebbe. Die Umrisse der Isle of Wight mit ihren Hügeln und Gebäuden winkten verlockend.

Doch die Nähe der Insel war nur eine Illusion. Ich gestehe zerknirscht, dass ich für zehn Minuten oder länger völlig vergaß, warum ich an den Strand gekommen war, nämlich, um nach Lucy zu suchen. Vielleicht wollte ich diese elende Geschichte auch nur für eine Weile aus meinem Kopf verdrängen. Ich mochte Lucy und wollte ihr helfen, doch ich wusste nicht mehr, wem oder was ich glauben sollte und wer mir die Wahrheit erzählte und wer nicht. Lucy war so offen und freimütig, dass es an Naivität grenzte, doch ihre plötzlichen Stimmungsschwankungen machten es schwer für mich, wenn nicht nahezu unmöglich, eine vernünftige Unterhaltung mit ihr zu führen. »Ich bin gut im Lauschen«, hatte sie ohne jede Spur von Verlegenheit gestanden. Also waren List und Täuschung durchaus keine Unbekannten für sie.