Web 2.0 in der Finanzbranche - Die neue Macht des Kunden

von: Stefan Raake, Claudia Hilker

Springer Gabler, 2010

ISBN: 9783834985958 , 201 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 26,96 EUR

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Web 2.0 in der Finanzbranche - Die neue Macht des Kunden


 

Kapitel 6: Web 2.0 als strategische Herausforderung (S. 185-186)

Ob Kredit- oder Anlegergemeinschaften, der Austausch in Blogs und Foren, die Entwicklung neuer Bezahlsysteme, die Nutzung von Video und Audio zur Kundenkommunikation – wie wir gesehen haben, werden die neuen Merkmale einer zukünftigen Finanzwelt bei Banken, Versicherungen, Dienstleistern und Vertriebspartnern langsam sichtbar. In diesem abschließenden Kapitel wollen wir zusammenfassend die wichtigsten Thesen und die sich daraus ergebenden strategischen Herausforderungen beleuchten, die sich im neuen Web für Finanzdienstleistungsunternehmen ergeben.

6.1 Vertrauen und Offenheit als Schlüsselqualifikation


„Vertrauen ist der Anfang von allem.“ Dies war Mitte der 1990er Jahre das Leitmotiv einer Werbekampagne der Deutschen Bank. Das ist eine Weile her und war gut gemeint. Inzwischen wissen wir, dass die Finanzkrise 2008/2009 auch eine Vertrauenskrise ist. Nachdem sich weltweit viele der größten Banken und einige Versicherungsgesellschaften auf dem USImmoblienmarkt verspekuliert haben und gigantische Abschreibungen hinnehmen mussten, ist das Vertrauen der Kunden gegenüber den Finanzinstituten sowie zwischen den Finanzinstituten selbst in kürzester Zeit massiv eingebrochen. Bestimmte Geldanlagen sind nicht mehr vermittelbar.

Der Abzug der Kundengelder hat die Investmentbanken in den Ruin getrieben und der Staat muss nun helfend einspringen. Wie wir gesehen haben, gibt es Konzepte, die radikale Fragen stellen. Wozu braucht es Banken, wenn Bewertungs- und Vertrauensmechanismen an vernetzte Menschen delegiert werden können? Werden Banken – und andere Finanzdienstleister – auf lange Sicht ersetzt? Elektronisches Vertrauensmanagement könnte an ihre Stelle treten. Gehört dem Social Banking à la Smava die Zukunft? Wie kann das Vertrauen ins Finanzsystem und dessen Akteure wieder hergestellt werden?

Web 2.0 bietet durchaus Chancen dazu. Angenommen, die betroffenen Banken und Versicherungen hätten einen Blog zur Finanzkrise eröffnet und würden darin ihre Einschätzungen, Unsicherheiten, Chancen und Risiken dokumentieren und kommentieren. Angenommen, die Kunden könnten so besser nachvollziehen, was innerhalb der betroffenen Unternehmen gedacht und unternommen wird. Angenommen auch, die Unternehmen stellten mittels Kommentarfunktion im Krisenblog den frustrierten Anlegern ein Ventil zur Verfügung, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen.

Wäre das alles nicht ein Schritt hin zu einer glaubwürdigeren Kommunikation, die die Herstellung des gegenseitigen Vertrauens zwischen der Bank und ihren Kunden fördern könnte? Diese Fragen wirft Christian Schenkel in seinem Blog Dialogische- Kommunikation.ch zu Recht auf (Schenkel 2008). Dennoch ist bisher wenig passiert. Die Unternehmen vertrauen ihren Kunden nicht, sie wollen die Kontrolle über die Kommunikation behalten. Doch durch Öffentlichkeit Vertrauen schaffen wird zur Schlüsselqualifikation für den Unternehmenserfolg.