Blaues Gift - Pia Korittkis dritter Fall

von: Eva Almstädt

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2009

ISBN: 9783838700250 , 336 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 11,99 EUR

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Blaues Gift - Pia Korittkis dritter Fall


 

18. Kapitel (S. 147-148)

Mittlerweile kannte Friedhold Brinkmann alle Toiletten in den Geschäften der Lübecker Fußgängerzone. Hatte seine Enkelin wirklich eine so schwache Blase, hatte sie zu viel Apfelschorle getrunken beim Mittagessen, oder war das bei kleinen Kindern gar normal, dass sie ständig mussten? Er tendierte zu der Auffassung, dass Clarissa ihren Spaß daran hatte, ihn in die Toilettenräume sämtlicher Läden zu treiben, die sie aufsuchten. Aber das Mädchen war guter Dinge, und er war froh darüber. Solange seine Frau beim Zahnarzt war, sollte er seiner Enkeltochter die Zeit vertreiben.

Sie konnten ohne Weiteres noch eine gute Viertelstunde hier in der Spielzeugabteilung verbringen, Clarissa interessierte sich einfach für alles hier. Leider war sie so klein, dass er sie zwischen den Regalen nicht sehen konnte. Und das Kind war schnell. Eben hatte sie noch vor der elektrischen Eisenbahn gestanden, die auf einem kleinen Podest ihre Runden zog, dann war sie einen Gang hinuntergelaufen. Doch wo war sie nun? Wieder beim Playmobil-Schloss? Er spähte um die Ecke. Nein, hier war sie auch nicht. Im nächsten Gang? Langsam wurde er unruhig. Sie würde ihm doch nicht weglaufen ...

Er marschierte sämtliche Gänge zwischen den Spielwaren ab, spähte sogar in das Tunnelzelt und unter das Eisenbahnpodest. Clarissa war nicht aufzufinden. Wie die Mutter so die Tochter ..., schoss es ihm durch den Kopf. Sollte er sie ausrufen lassen. Musste man das Kaufhaus abriegeln? Clarissa! Vielleicht war sie auch wieder auf der Kundentoilette? Die war weiter oben. Verdammte Rolltreppe! Das Kind liebte Rolltreppen, aber sie durfte sie nicht allein benutzen. Hatte sich Marlene in dem Alter an Verbote gehalten? Hatte auch sie ihm nicht schon immer eine lange Nase gedreht? Friedhold brach der Schweiß aus, und er zog sein Stofftaschentuch hervor, um sich über die Stirn zu fahren. Kein Verkaufspersonal in Sicht.

Clarissa, verdammt! Er sah ein Kind zwischen den Gängen entlanghuschen, aber es war ein kleiner Junge mit Segelohren. Nicht auszudenken, wenn seiner Enkeltochter etwas passierte. Wie damals, bei Marlenes Freundin ... dieses unglückselige Mädchen. Die Angst schien ihm die Kehle zuzudrücken, sodass sein Rufen eher wie ein Krächzen klang, das von der Kaufhausmusik und dem Rauschen der Belüftungsanlage mühelos übertönt wurde. Nun wurde er langsam panisch und hastete auf eine Verkäuferin zu, die er in der anderen Abteilung erspäht hatte. Wenn nun jemand seiner Kleinen etwas zuleide tat, es gab zu viele Perverse auf der Welt ... Clarissa! Die Verkäuferin telefonierte gerade und winkte ab.

Es war seine Schuld, wie hatte er das Kind nur aus den Augen lassen können? Seine Tochter und seine Enkeltochter. Verschwunden! Ihm wurde schwindelig. Da sah er sie. Die Erleichterung, Clarissa vor einem Ständer mit Parfümflaschen knien zu sehen, war von einer Woge Übelkeit begleitet. Er atmete einmal tief durch. Dann setzte er dazu an, sie nochmals zu rufen. Doch plötzlich stutzte er. Da war eine Frau, die sich zu Clarissa hinunterbeugte und ihr etwas zeigte. Eine ihm unbekannte Frau in einem dunklen Mantel. Er war empört. Fremde Kinder anzusprechen, sie vielleicht sogar fortzulocken, ihn in solche Ängste zu stürzen! Er ging entschlossenen Schrittes auf die Frau zu. Frieder Brinkmann räusperte sich geräuschvoll, und Clarissa sah zu ihm auf.