Vergessene Pubertät - Sexualität und Verhütung bei Jugendlichen mit einer chronischen Krankheit oder Behinderung

von: Ruth Draths

Hogrefe AG, 2012

ISBN: 9783456951232 , 154 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 14,99 EUR

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Vergessene Pubertät - Sexualität und Verhütung bei Jugendlichen mit einer chronischen Krankheit oder Behinderung


 

Zu starke Blutung schwächt den Körper

Die Blutung bei Lilly kommt regelmäßig, aber sie ist zu stark und zu lang. So verliert Lilly jeden Monat zu viel Blut und das schwächt sie. Sie ist oft müde und der Arzt hat einen Eisenmangel festgestellt. Seit einiger Zeit nimmt sie nun Eisentabletten. Aber die Blutung ist immer noch sehr stark und Lilly fühlt sich im Alltag durch den häu- figen Bindenwechsel gestört.

In der Schule macht Lilly große Fortschritte und unter regelmä- ßiger Medikamenteneinnahme hat sie kaum noch epileptische Anfälle. Sie ist eine gute Schülerin und freut sich, bald eine Lehr- stelle als Floristin antreten zu können. Sie geht offen und direkt mit ihrer Behinderung um, was ihr hilft, mit den tatsächlichen körperlichen Einschränkungen zurechtzukommen.

Wann ist die Blutung zu stark?

Die genaue Menge Blut, die eine Frau bei der Periode verliert, lässt sich normalerweise nicht messen. Man kann diese aber abschätzen anhand der Anzahl Binden oder Tampons, die eine Frau pro Tag benötigt. Es gilt die Regel, dass mehr als fünf Bin- den oder Tampons pro Tag oder ein Bindenwechsel nachts auf eine zu starke Blutung hinweisen. Die Blutungsdauer sollte nicht länger als sieben Tage betragen. Eine zu starke oder zu lange Blutung kann zu Eisenmangel und in der Folge zu Blutarmut (Anämie) führen, was durch eine Blutuntersuchung festgestellt wird. Wenn sich ein Eisenmangel zeigt, kann dieser mit Eisentabletten behoben werden. Falls die Blutungen aber so stark bleiben, sollte man die Ursache abklären und eine ent- sprechende Therapie überlegen. Starke Blutungen können auch auf eine Störung der Blutgerinnung hinweisen und sollten bei zusätzlichen Hinweisen entsprechend abgeklärt werden (vgl. Tab. 1).

Tabelle 1: Hinweise auf eine erhöhte Blutungsneigung
• Menstruationsdauer länger als 7 Tage
• Tamponwechsel/Bindenwechsel mehr als fünfmal täglich
• häufiges Nasenbluten
• Zahnfleischblutung oder Blutungen der Mundschleimhaut
• häufige blaue Flecken/Hämatome bei Bagatellverletzungen
• Impfhämatome
• verstärkte Blutung nach Zahneingriffen oder Operationen/ Geburten
• Bluttransfusionen in Anamnese
• verlängerte Blutung nach Schnittverletzung
• Verwandte mit bekannter Blutungsneigung

Je nach Ursache, Situation und Alter helfen Medikamenten (vgl. Tab. 2): bestimmte Schmerzmitteln, Tranexamsäure oder Hormone wie die Pille oder die Hormonspirale. Die Schmerz- mittel (NSAID) dürfen nur gegeben werden, wenn keine Stö- rung der Blutgerinnung vorliegt.

Nicht hormonelle Methoden:
• nicht steroidale Entzündungshemmer (NSAID)
• Antifibrinolytikum: Tranexamsäure (Cyclokapron®) • Antihämorrhagikum: Ethamsylat (Dicynone®)

Hormonelle Methoden:
• reine Gestagenpräparate in der zweiten Zyklushälfte oder kontinuierlich
• kombinierte Östrogen-Gestagen-Präparate
• kombinierte Kontrazeptiva mit Ethinylestradiol, eventuell im

Langzyklus • kombinierte Kontrazeptiva mit Estradiolvalerat
• Hormonspirale Mirena®
Verhütung für Lilly

Nun hat sich Lilly frisch verliebt und möchte eine Empfehlung für ein Verhütungsmittel. Hier gibt es eine Reihe von Faktoren, die man vor der Wahl des Verhütungsmittels mit einbeziehen sollte. Zum einen die Grunderkrankung von Lilly, die Anlagestörung des Ge- hirns sowie die Epilepsie mit den wiederholten Stürzen und die erforderlichen Medikamente, zum anderen die Lähmung der Beine.