Julia Extra Band 495 - Milliardär-Spezial

Julia Extra Band 495 - Milliardär-Spezial

von: Jane Porter, Heidi Rice, Pippa Roscoe, Ellie Darkins

CORA Verlag, 2021

ISBN: 9783751500555 , 450 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 2,99 EUR

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Julia Extra Band 495 - Milliardär-Spezial


 

1. KAPITEL

Monet Wilde suchte gerade im Hinterzimmer der Brautmodenabteilung von Bernard’s nach dem Kleid einer Kundin, das einfach nicht auffindbar war, als eine der Verkäuferinnen ihr Bescheid gab, dass ein Gentleman nach ihr fragte.

Seufzend schob Monet eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrem ordentlichen Chignon gelöst hatte. Ein kurzer Blick in den Spiegel machte ihr bewusst, dass ihr Outfit heute leider besonders bieder wirkte. Ach herrje! Aber als Managerin der Brautmodenabteilung war ein seriöses Erscheinungsbild nun einmal unverzichtbar.

„Hat er gesagt, was er möchte?“ Sie schaute rasch auf die Uhr. Noch eine Viertelstunde bis Geschäftsschluss. Eine Viertelstunde Zeit, um das höchst exquisite Hochzeitskleid einer höchst aufgebrachten Brautmutter zu finden.

„Er hat lediglich nach Ihnen verlangt, namentlich. Mehr hat er nicht gesagt“, erwiderte die Verkäuferin unsicher.

Monet verdrehte die Augen. Heute war schon den ganzen Tag der Teufel los gewesen – offenbar waren alle plötzlich dem Hochzeittrubel verfallen, aber was könnte auch romantischer sein, als sich zu Weihnachten das Jawort zu geben?

„Hat der Gentleman auch einen Namen?“, fragte Monet.

„Marcus Oberto oder so ähnlich. Scheint wohl Italiener zu sein.“

Sie erstarrte. Im Stillen korrigierte sie ihre Kollegin. Marcu Uberto hieß der Mann, und er stammte aus Sizilien.

„Ich habe ihm gesagt, dass Sie sehr beschäftigt sind, aber davon ließ er sich nicht abschrecken. Er meinte nur, es hätte keine Eile und er würde warten.“

Das glaubte Monet keine Sekunde. Marcu war nicht der Typ, den man warten ließ.

Was wollte er bloß von ihr? Und warum tauchte er ausgerechnet jetzt hier auf?

Sie hatte Marcu seit acht Jahren nicht mehr gesehen und fast auf den Tag genau vor drei Jahren das letzte Mal von ihm gehört. Leichtes Unbehagen kroch in ihr hoch.

„Soll ich ihm sagen, dass es gerade nicht passt?“, bot die junge Verkäuferin eifrig an. „Allerdings sieht er wirklich umwerfend aus. Italiener eben.“

Sizilianer, korrigierte Monet erneut stumm. Und zwar durch und durch.

„Danke, das ist nicht nötig. Ich kümmere mich gleich um Signor Uberto. Aber Sie könnten mir helfen, indem Sie Mrs. Wilkerson anrufen. Sagen Sie ihr bitte, dass wir sie nicht vergessen und die Sache mit dem verschwundenen Kleid ganz bestimmt bis morgen früh geklärt haben.“

„Schaffen wir das denn?“ Die Verkäuferin sah sie zweifelnd an.

„Wir müssen das schaffen“, bekräftigte Monet. Unvorstellbar, was das sonst nach sich ziehen würde. Sie straffte die Schultern und wappnete sich für die Begegnung mit Marcu.

Kaum hatte sie den Verkaufsraum betreten, entdeckte sie ihn sofort. Seine Präsenz war einfach allumfassend.

Hochgewachsen und von tadelloser Haltung, war er durch und durch mächtiger und wohlhabender Aristokrat. Seine Kleidung war makellos: der anthrazitfarbene teure Anzug, das blütenweiße Hemd, die Seidenkrawatte, blau wie seine faszinierenden Augen. Das volle, dunkle Haar war modisch kurz geschnitten und nach hinten zurückgekämmt. Vor acht Jahren hatte er es noch lang getragen. Zudem verlieh ihm ein leichter Bartschatten um sein markantes Kinn ein verwegenes Aussehen.

Monets Herz schlug schneller. Entschlossen drängte sie die Erinnerungen zurück, die mit einem Mal an die Oberfläche fluteten. An einem stressigen Tag wie diesem konnte sie diese Gefühlswellen nicht auch noch gebrauchen. Zum Glück hatte Marcu sie noch nicht entdeckt. Das verschaffte ihr ein wenig Zeit, sich etwas zu fangen. Monet hatte sich all die Jahre so intensiv bemüht, die Vergangenheit zu vergessen, dass sie sich kaum in der Lage fühlte, Marcu Uberto gelassen gegenüberzutreten.

Nur die Ruhe, machte sie sich Mut. Du schaffst das!

„Marcu“, begrüßte sie ihn freundlich und ging auf ihn zu. „Was führt dich denn hierher? Kann ich dir vielleicht behilflich sein, ein Geschenk auszusuchen?“

Monet. Beim Klang ihrer Stimme durchfuhr es ihn heiß. Ihre Stimme hätte er immer und überall erkannt. Eine warme Stimme, die zu ihrer liebenswerten, warmherzigen Persönlichkeit passte.

Als er sich zu ihr umwandte, erwartete er halb, sich dem Mädchen von damals gegenüberzusehen: schmächtig, bescheiden, immer zu einem Lachen bereit, mit funkelnden goldbraunen Augen. Die Monet, die jetzt auf ihn zukam, war eine schlanke, elegante Dame. Ihr Blick war wachsam, und um die vollen, wohlgeformten Lippen spielte ein Lächeln. Die strenge Frisur und die matronenhafte Kleidung – sie trug ein Tweedkleid in Lavendel und Grau mit einer dazu passenden Strickjacke – ließen sie älter aussehen als sechsundzwanzig.

„Hallo Monet.“ Er machte einen Schritt auf sie zu und küsste sie auf beide Wangen.

Sie trat rasch zurück. „Marcu“, erwiderte sie leise.

Anscheinend war sie gar nicht glücklich über sein unangekündigtes Erscheinen. Allerdings hatte er auch nicht wirklich erwartet, dass sie ihn mit offenen Armen willkommen heißen würde.

„Ich bin gekommen, weil ich dich sprechen möchte“, eröffnete er ihr in nüchternem Ton. „Ich dachte, vielleicht passt es am besten kurz vor Feierabend. Lässt du dich von mir zu einem gemeinsamen Abendessen überreden, damit wir uns in Ruhe unterhalten können?“

Nun verschloss sich ihre Miene völlig. Früher hatte er ihr jede Gefühlsregung vom Gesicht ablesen können. Jetzt las er gar nichts darin.

Sie bedachte ihn mit einem schmallippigen Lächeln. „Der Laden schließt zwar gleich, aber ich habe hier noch mindestens eine Stunde zu tun. Vielleicht könnten wir das Abendessen nachholen, wenn du das nächste Mal in London bist. Dann könntest du auch rechtzeitig vorher Bescheid geben.“

„Bei meinem letzten Besuch in London hast du dich geweigert, mich zu sehen.“

„Es hat mir terminlich nicht gepasst.“

„Nein, Monet, es hat dir grundsätzlich nicht gepasst.“ Er hielt ihren Blick fest. „Diesmal lass ich mich jedoch nicht versetzen und warte auch sehr gern im Auto auf dich, bis du fertig bist.“

In ihrem Blick blitzte plötzlich etwas auf. Sorge?

„Ist alles in Ordnung?“, wollte sie mitfühlend wissen.

„Es gab keine Tragödie oder Unfall, falls du das meinst.“

„Was willst du dann von mir?“

„Ich brauche deine Hilfe.“

„Meine Hilfe?“

„Ja. Du schuldest mir noch einen Gefallen, den ich jetzt von dir einfordere.“

Ihr stockte der Atem, und ihr Blick wurde kalt wie Eis. „Schlechtes Timing, Marcu. Ich habe heute Abend noch jede Menge Arbeit.“

Er deutete auf die elegante Sitzecke in der Nähe der hohen, goldgerahmten Spiegel. „Würde es dir sonst besser passen, wenn wir gleich jetzt reden?“

Sie zögerte, dann nickte sie knapp. „Ja, okay. Reden wir jetzt.“

Monets Herz hämmerte wie wild, als sie sich auf die Kante des dunkelgrauen Samtsessels setzte, während Marcu ihr gegenüber Platz nahm.

Das hier war ihr Arbeitsplatz, ihr Revier. Trotzdem schaffte er es, ihr das Gefühl zu geben, als sei sie diejenige, die etwas von ihm wollte, als sei sie die Bittstellerin. So wie damals, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war und im Palazzo Uberto gelebt hatte, auf Kosten seines Vaters. Sie hasste die Erinnerung daran, hasste es, von jemandem abhängig zu sein. Und sie hasste es, dass Marcus Anwesenheit sie daran erinnerte, wie sehr sie in seiner Schuld stand.

Vor Jahren hatte Marcu ihr in einer schwierigen Situation geholfen, hatte ihr ein Flugticket besorgt und Geld geliehen, ohne an die Konsequenzen für sich selbst zu denken. Er hatte ihr die Flucht aus Palermo ermöglicht, fort von dem Wohnsitz der Ubertos und fort von ihrer Mutter, der Geliebten von Marcus Vater.

Als er sie damals am Flughafen verabschiedet hatte, hatte er jedoch deutlich gemacht, dass sie ihm einen Gefallen schuldete, den er eines Tages einfordern würde. Das war jetzt acht Jahre her. Anscheinend war dieser Tag nun gekommen.

Lässig streckte er die langen Beine aus. „Ich bräuchte deine Hilfe für die nächsten vier bis fünf Wochen. Schließlich hast du bereits früher als Kindermädchen gearbeitet und konntest immer gut mit meinem Bruder und meinen Schwestern umgehen. Deswegen bitte ich dich nun, dich um meine drei Kinder zu kümmern.“

Monet lächelte bedauernd. „Sosehr ich dir auch helfen möchte, es geht leider nicht. In der Vorweihnachtszeit kann ich unmöglich Urlaub nehmen. Ich kann meine Kundinnen nicht einfach im Stich lassen.“

„Und ich meine Kinder nicht.“

„Das ist nachvollziehbar. Aber du verlangst leider etwas Unmögliches von mir. Ich würde auch gar keinen Urlaub bekommen.“

„Dann kündige.“

„Das werde ich nicht“, empörte sie sich. „Ich liebe meine Arbeit und habe mir meine Position hart erkämpft.“

„Ich brauche dich.“

„Du brauchst nicht mich. Du brauchst eine professionelle Nanny. Es gibt Dutzende Agenturen, die kompetente Kindermädchen an exklusive Kunden wie dich vermitteln.“

„Ich vertraue meine Kinder aber nicht irgendjemandem an. Dir schon.“

Vielleicht hätte sie sich davon geschmeichelt fühlen sollen, doch das Gegenteil war der Fall. Das Letzte, was sie wollte, war, Marcus Kinder zu hüten. Sie und Marcu waren nicht gerade harmonisch auseinandergegangen. Ja, er hatte sie finanziell bei ihrem Weggang aus Palermo unterstützt. Aber seinetwegen hatte sie Sizilien ja überhaupt erst verlassen. Er hatte...