Brennende Leidenschaft - süße Vergeltung?

Brennende Leidenschaft - süße Vergeltung?

von: Cathy Maxwell

CORA Verlag, 2021

ISBN: 9783751500838 , 264 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 6,49 EUR

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Brennende Leidenschaft - süße Vergeltung?


 

1. KAPITEL

Maidenshop, Cambridgeshire

1814

Er hatte den verfluchten Auftrag verloren.

Gut zwölf Monate lang hatte Mr. Brandon Balfour über dem Entwurf für eine Brücke gebrütet, die die beiden Ufer der Themse in London miteinander verbinden sollte. Nachdem er wiederholt aufwendigen und komplizierten Änderungswünschen nachgekommen war, hatte der Vermessungsingenieur ihm nicht nur versichert, dass sein Entwurf der beste unter den eingereichten Vorschlägen war, sondern praktisch zugesagt, dass es rasch zu einer Entscheidung in seinem Sinne kommen würde. Doch dann, gestern Abend, hatte das Gremium ihm mitgeteilt, dass man sich plötzlich für einen weiteren Bewerber interessiere, einen Schotten mit guten Verbindungen zu den Entscheidungsträgern.

Und in kürzerer Zeit als man benötigte, ein Glas Brandy zu kippen, waren viele Stunden harter Arbeit und endlosen Hofierens aufgeblasener Mistkerle, die keine Ahnung hatten, wie man Brücken konstruierte, null und nichtig. Diese Brücke hätte sein Prestigeprojekt werden sollen, sein Zeichen für die Welt, das erste wichtige Bauwerk seiner kleinen, ums Überleben kämpfenden Ingenieursfirma.

Aus diesem Grund fühlte sich die Vogelflinte in seiner Hand gerade verflucht gut an. Bran hatte große Lust, an diesem Morgen auf irgendetwas zu schießen, da waren Saatkrähen keine schlechte Wahl. Tatsächlich war er nach der Gremiumssitzung so wütend gewesen, dass er die Nacht durchgeritten war, um rechtzeitig zur Jagd auf Belvoir Castle einzutreffen. Er wusste, dass er viel zu verbittert und enttäuscht war, um Schlaf zu finden. Oder sich sinn- und planlos in London herumzutreiben.

Neben ihm schritt sein Freund, der Earl of Marsden und Eigentümer von Belvoir, durchs hohe Gras auf eine für sich stehende Baumgruppe zu, ein wahres Paradies für Saatkrähen. Es herrschte die übliche gedämpfte, erwartungsvolle Dunkelheit kurz vor der Morgendämmerung.

Die kleine Jagdpartie komplettierte Mr. Ned Thurlowe, der örtliche Arzt und ein weiterer geschätzter Freund. Alle drei waren hochgewachsen, beliebt und selbstbewusst, auch bekannt als die „Jungspunde“ im Bund der Rationalen Männer. Gentlemen pflegten sie zu beneiden, während Frauen die Ansicht vertraten, sie sollten längst verheiratet sein.

Mars maß einen Meter fünfundneunzig und überragte Bran damit noch um fünf Zentimeter. Er war von schlanker Gestalt, mit breiten Schultern und blauen Augen, die warm und freundlich, aber auch eiskalt und gefährlich blicken konnten. Sein Haar hatte den goldbraunen Ton von Winterweizen.

Thurlowe war von wildem, ungezähmtem Aussehen, mit seinen dunklen Haaren und scharf gezeichneten Brauen der Attraktivste des Trios. Man munkelte, dass nicht wenige Frauen Krankheiten vortäuschten, damit er ihnen besorgt die ärztliche Hand auf die Stirn legte, und mehr als eine war unter seiner Berührung ohnmächtig geworden.

„Als wir uns letzte Woche in London getroffen haben“, Mars flüsterte, um die Vögel nicht zu verschrecken, „sagtest du, du wüsstest nicht, wann du nach Maidenshop zurückkommst. Hofftest du nicht, dass dein Brückenentwurf endgültig durchgewinkt wird?“

Ein harter Stein schien sich in Brans Brustkorb zu bilden. „Gestern Abend gab es eine Sitzung des Gremiums. Ich erwartete, als Architekt benannt zu werden, aber dann wurde plötzlich ein neuer Bewerber ins Rennen geschickt. Ein Schotte, der irgendwie Verbindungen zu Dervil hat und mit ihm verwandt ist.“

„Dervil? Der Bastard.“ Lord Dervils Besitz grenzte an Belvoir. Vor Jahren hatte er Mars’ Vater wegen eines Grenzstreits zum Duell gefordert und diesen so schwer getroffen, dass der alte Earl kurz darauf seinen Verwundungen erlegen war – was die Fehde zwischen den beiden Familien weiter verschärfte. Mars hatte mehr als einmal verkündet, er könne es nicht erwarten, Dervil eine Kugel durchs schwarze Herz zu jagen. „Hat er deinen Entwurf nach all den Nachbearbeitungen, die du vorgenommen hast, etwa abgeschmettert?“

„Er hat an der Sitzung teilgenommen und angeregt, dass ein Architekt mit mehr Erfahrung und besseren Verbindungen wohl die adäquate Wahl wäre. Offenbar war diese Meinungsäußerung alles, was der Vermessungsingenieur brauchte, um die Angelegenheit auf die Tagesordnung zu setzen.“

„Mehr Erfahrung?“, mischte Ned sich ein. „Du hast in Indien Brücken, Kanäle und Straßen gebaut. Gibt es irgendetwas, was du nicht gebaut hast? Du kannst doch Empfehlungsschreiben von der Kompanie vorlegen, oder?“ Die Frage bezog sich auf die Britische Ostindien-Kompanie, für die Bran bis vor drei Jahren gearbeitet hatte.

„Meine Zeugnisse und Referenzen wurden präsentiert. Dervil gab zu bedenken, dass meine Arbeit auf fremdem Boden den englischen Ansprüchen nicht genügen würde.“ Und er war keineswegs der Erste, der diese Bedenken äußerte. Es war eine Herausforderung für Bran gewesen, sich in England zu etablieren.

„Dann ist Dervil ein Narr“, erwiderte Ned entschieden. „Und was heißt hier Verbindungen? Was haben Verbindungen mit Ingenieurswesen zu tun?“ Ned war ein Mann der Wissenschaft. Als jüngerer Sohn aus adeligem Haus musste er, ebenso wie Bran, sich auf intellektuelle Fähigkeiten stützen, um seinen Weg zu machen. Sie waren beide erfolgreich gewesen, auch wenn viele sich fragten, warum ein talentierter Mediziner wie Thurlowe als Landarzt in Maidenshop praktizierte, statt sein Glück in London zu versuchen.

„Offensichtlich reichen Kompetenz und Intelligenz nicht aus, um sich in der Welt der Politik und Macht durchzusetzen“, gab Bran zurück.

„Der Duke of Winderton ist dein Neffe und Mündel“, widersprach Thurlowe. „Du bist nach England zurückgekommen, um dich nach dem Tod seines Vaters um ihn zu kümmern. Das ist eine Verbindung, und noch dazu eine verdammt ehrenwerte.“

„Aber es ist die Verbindung zu einem Besitz, nach dem es Dervil gelüstet“, betonte Mars. „Und er hätte deine Schwester überredet, an ihn zu verkaufen, wenn du nicht aus Indien zurückgekehrt wärst und sie daran gehindert hättest. Dann ist das jetzt also seine Rache, was? Ich dachte mir schon, dass er früher oder später aus der Deckung kommt. Er bildet sich etwas darauf ein, immer seinen Willen durchzusetzen. Verdammter Mistkerl!“

„Scheint so, als hättest du recht.“ Bran umklammerte seine Flinte fester. „Ein Jahr lang habe ich jeden ihrer Ansprüche erfüllt, und jetzt …“ Den Rest des Satzes ließ er verbittert in der Luft hängen.

„Du sagtest, die Sitzung war gestern Abend? Und jetzt bist du hier?“, erkundigte sich Ned. „Hast du überhaupt geschlafen?“

„Ich war zu aufgebracht. Außerdem überhäuft meine Schwester mich seit gestern Mittag mit immer dringenderen Aufforderungen, umgehend hierher zu kommen. Irgendetwas wegen Winderton.“ Bran war der Vormund des Dukes, bis der einundzwanzig wurde, was in ein paar Monaten der Fall sein würde. In Wahrheit war Winderton von seiner Mutter viel zu sehr verhätschelt worden, um jetzt schon eine solche Verantwortung zu übernehmen. Wäre Bran Verfasser des Testaments, müsste Winderton noch mindestens zehn Jahre warten, doch es war nicht seine Entscheidung gewesen. „Hat einer von euch eine Ahnung, warum sie diesmal so aufgebracht ist?“

„Ich habe deinen Duke neulich Abend mit Freunden im Garland trinken sehen“, berichtete Mars. „Er war schon ziemlich hinüber und wirkte äußerst vergnügt.“

„Gestern bin ich ihm im Dorf begegnet“, erklärte Thurlow. „Er stolzierte ohne nach rechts und links zu gucken die Straße entlang, zweifellos in einer für ihn ungeheuer bedeutenden Angelegenheit. Du weißt ja, wie er ist.“

Wohl so etwas wie ein aufgeblasener Wichtigtuer? Bran sagte es nicht laut, obwohl es ihm auf der Zunge lag. Es wäre illoyal gewesen. Dennoch – wie konnte jemand, der gerade mal zwanzig war, glauben, dass seine Meinung für irgendjemanden auf der Welt eine Rolle spielte? „Lucy schlägt jedes Mal Alarm, wenn er nicht das macht, was er ihrer Ansicht nach tun sollte. Also bin ich zurückgekehrt, um die Lage zu sondieren.“ Und meine ebenfalls. Ich muss meine eigene Lage sondieren. Wenn ich diesen Auftrag nicht bekomme, was habe ich dann überhaupt für eine Zukunft?

Seine Freunde nickten, stumm, da sie ihr Ziel erreicht hatten – drei riesige Platanen, die der bevorzugte Rastplatz der Krähen waren. Mit der Dämmerung würden die Vögel erwachen.

Den drei Jungspunden folgten die ältesten Mitglieder des Bundes der Rationalen Männer, Mr. Fullerton und Sir Lionel Johnson. Sie ließen sich von Sir Lionels Dienern in Tragesesseln transportieren und waren mehr daran interessiert, Portwein zu trinken als Vögel zu schießen. Fullerton hatte vor langer Zeit als Gutsverwalter für Mars’ Großvater gearbeitet. Sir Lionel war einst Königlicher Gesandter in Italien gewesen, eine Ehre, von der er bis zum heutigen Tag immer wieder gern erzählte. Abgerundet wurde die Jagdgesellschaft von Mars’ Wildhüter Evans und diversen Dienstboten, die Ersatzflinten, Schießpulver und, natürlich, den Portwein bereithielten.

Die Nachhut bildeten ein paar Burschen aus dem Dorf, die man zu absolutem Stillschweigen verpflichtet hatte. Sie sollten die Beute einsammeln. Mars hatte ihnen einen Penny für jede tote Krähe in ihren Beuteln versprochen.

Zweck einer Krähenjagd war, die Jungen zu erwischen, sobald sie aufwachten. Schließlich war es sinnlos, Vögel zu schießen, wenn man sie nicht essen konnte, und nur die jungen Krähen hatten das zarte Fleisch. Die...