Perry Rhodan Neo Paket 24

Perry Rhodan Neo Paket 24

von: Perry Rhodan

Perry Rhodan digital, 2020

ISBN: 9783845397481 , 1600 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 24,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Perry Rhodan Neo Paket 24


 

Prolog: Alltag


 

Die Wetten liefen gut für Jeril Thamp an diesem Freitagmorgen. Nicht so gut, dass sie ihn von einem Moment zum nächsten steinreich gemacht hätten. Aber gut genug, um ihm eine weitere ereignislose Schicht in der Zentrale des Pluto Ultrasensoric Multilocating Array, kurz PUMA, am äußersten Rand des Solsystems zu versüßen.

Das – und dass May Bleap eine gute Zeit hatte.

Die Wetten waren Thamps Idee gewesen. Sie wetteten auf alles, worauf sich in einer Multiortungsanlage mitten im Nirgendwo wetten ließ: astrophysikalische Ereignisse, das Ausbleiben derselben, Messfehler, das Essen, Fehler beim Essen, den Nachtisch oder wann Curd Westhight sich seinen Kaffee holte. Das einzig Unerwartete an diesem Tag war bislang eine verstümmelte Nachricht gewesen, die sie über KE-MATLON und die höchst unzuverlässige arkonidische Hyperfunkrelaiskette erreicht hatte: Perry Rhodan und Botschafterin Thora Rhodan da Zoltral waren mit ihren Schiffen auf dem Rückweg von Arkon. Wann genau sie eintreffen würden, blieb noch unklar. Also wetteten die Männer und Frauen von PUMA auch hierauf.

Dass Thamp überhaupt auf PUMA gelandet war, dürfte wohl Bleaps Schuld gewesen sein. Sie hatte sich genau wie er und Westhight an der Raumakademie in Baikonur eingeschrieben, weil sie alle von einer zivilen Laufbahn in der Terranischen Flotte träumten: als Wissenschaftliche und Technische Assistenten, in der Verwaltung oder Logistik – die Einsatzfelder für nichtmilitärisches Personal waren mannigfaltig. Besonders gern gesehen wurde hierfür ein Praxisjahr bei einer renommierten Einrichtung wie PUMA. Also hatte sich Bleap freiwillig gemeldet. Und weil Thamp gern in ihrer Nähe war, hatte er dasselbe getan.

Was ihnen niemand gesagt hatte, war, wie unglaublich langweilig das tägliche Klein-Klein im Weltraum sein konnte – der All-Tag, ha ha –, oder dass es dazu führen konnte, dass man jemanden wie Westhight als Gruppenleiter vor die Nase gesetzt bekam.

Natürlich war Westhight nicht begeistert von den Wetten. Westhight war von gar nichts begeistert, was anderen Spaß brachte, besonders nicht, wenn es Thamps Spaß war. Seine Lebensaufgabe sah Westhight darin, tief genug in den verlängerten Rücken ihres gemeinsamen Vorgesetzten Ace Coltsmith zu kriechen, um darin eine Transmitterstraße verlegen zu können. Hierbei betrachtete er Thamp als seinen persönlichen Feind, obgleich es dazu nicht die geringste Veranlassung gab. Wenn es nach Thamp ging, durfte Westhight gern eines Tages Coltsmith beerben und sein persönliches Banner über Pluto hissen. Thamp wollte einfach nur zurück zur Erde – am besten bald, und am besten gemeinsam mit Bleap.

»Da tut sich was«, raunte Bleap von ihrem Platz zwei Meter weiter, von wo sie die weniger ereignisreichen Hyperraumfrequenzbänder verfolgte.

»Ein neuer Funkspruch?«, fragte Thamp enttäuscht, denn er hatte eins zu drei gewettet, dass man an diesem Tag nichts mehr von Rhodan und seinen Raumschiffen hören würde.

»Keine Sorge«, beruhigte ihn Bleap und strich sich die rotblonden Locken zurück. »Ich glaube, es sind die Pulsare.«

»Oh.« Thamp spitzte die Ohren. »Welche Pulsare denn?«

»Die beiden nächstgelegenen – Geminga und Vela. Muss wohl dein Glückstag sein! Hattest du nicht vor ein paar Wochen eine Wette darauf abgeschlossen, dass einer der beiden noch im ersten Quartal seine Impulsfrequenz ändert?«

Thamp tat unschuldig. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«

Ein Stöhnen ein paar Sitze weiter bewies, dass ihr Kollege Santos Hundley es noch sehr gut wusste.

Bleap durchsuchte ihre handschriftlichen Notizen. »Hier ist es, vom zweiten Februar mit einer Quote von eins zu acht. Eins zu vierzig, wenn es beide Pulsare sind.«

Thamp gestattete sich ein spitzbübisches Grinsen, während Hundleys Stöhnen immer lauter wurde. »Bitte, May, überprüfe noch mal deine Ortungsdaten«, flehte der untersetzte Mann. Schon flogen Bleaps Finger über die Bedienholos.

Geminga im Sternbild Zwillinge war der Sol nächstgelegene Pulsar der Lokalen Blase. Wahrscheinlich hatte die Supernova, die ihn vor 300.000 Jahren geboren hatte, eine maßgebliche Rolle bei der Entstehung dieses weitgehend staubfreien Raumgebiets gespielt. Der Pulsar war etwa 800 Lichtjahre von der Erde entfernt und in den vergangenen Jahrzehnten vor allem durch die nach ihm benannten Hyperkristalle bekannt geworden.

Vela, im gleichnamigen Sternbild gelegen, lag etwa hundert Lichtjahre weiter weg und war gerade mal 11.000 Jahre alt. Er war einer der hellsten und schnellstrotierenden aller bekannten Pulsare. Dass diese beiden so ungleichen Objekte, die außer ihrer relativen Erdnähe wenig gemein hatten, zeitgleich durch eine Impulsfrequenzänderung auffielen, war ausgesprochen mysteriös.

»Die Änderung ist minimal, aber messbar und innerhalb des meldepflichtigen Bereichs«, bestätigte Bleap jedoch und überprüfte noch einmal den Wettzettel. »Damit erfüllt sie auch die Bedingungen für die Wette. Tut mir leid, Santos.«

Seufzend rief Hundley den Finanzstatus seines Kontos auf. »Möchtest du es sofort, Jeril, oder reicht nächsten Monat?« Niemand von ihnen hatte Bargeld bei sich: damit hätten sie auf ihrem Außenposten gar nichts anfangen können. Sie hatten seit Wochen niemand außer den paar Dutzend Männern und Frauen auf Pluto und seinen Monden gesehen.

Thamp bearbeitete ein kleines Datenholo. »Ich habe dir einen Finanzierungsplan entworfen. Sag mir, wenn du in Verzug kommst, dann warte ich noch mit dem Kauf meiner neuen Orbitalvilla.«

Bleap lachte und Hundley rollte mit den Augen, während er die Überweisung tätigte.

»Orbitalvillen sind nur was für Dummköpfe«, schaltete sich Westhight von der anderen Seite von Thamps Arbeitsplatz ein. »Werden viel zu schnell Opfer von Weltraumschrott. Wenn du in die Zukunft investieren willst, solltest du dir einen Mond kaufen. Monde sind sicher! Aber so was versteht jemand wie du natürlich nicht.«

»Es war ein Scherz, Curd!« Thamp seufzte.

Doch der Gruppenleiter hatte sich bereits von seinem Sessel erhoben und kam zu Thamp herübergeschlendert. Bleap vertiefte sich rasch wieder in ihre Aufgaben.

»So wie alles immer nur ein Scherz ist, stimmt's, Jeril?« Westhight setzte sich breitbeinig auf Thamps Tischkante, sodass ihm die Hose hochrutschte und eine haarige Wade entblößte. Er schob sich die eckige Brille zurecht und rümpfte die Nase. »Ich glaube, hier sollte dringend wieder Disziplin einkehren. Ich werde Ace informieren, mit was für Unsinn ihr eure Zeit verplempert.«

Leiser Protest regte sich von den anderen Plätzen. Obwohl Thamp gerade einen saftigen Gewinn eingestrichen hatte, war die Stimmung keineswegs gegen ihn. Die meisten hatten weit mehr Angst vor der Langeweile der nächsten Wochen und Westhights Pedanterie als vor der Aussicht, ihr Geld zu verlieren.

Thamp zog die Stirn kraus. »Wo du gerade von Zeitverschwendung sprichst, Curd – was machen eigentlich die Partyvorbereitungen? Dir bleiben höchstens noch ein paar Stunden.« Thamp hörte, wie Bleap mühevoll ein Prusten unterdrückte.

Das war ein anderes Spiel, das Thamp schon eine ganze Weile lang betrieb: Er machte Westhight glauben, die legendäre Edwina Kerpen, die PUMA über zwanzig Jahre lang geleitet hatte, plane einen Überraschungsbesuch anlässlich ihres achtzigsten Geburtstags. In Wahrheit hatte Thamp keine Ahnung, was aus Dr. Kerpen geworden war. Ein paar der älteren Mitarbeiter – wie der exzentrische Bertrand Toce im angrenzenden Labor – hatten noch mit ihr gearbeitet und Thamps Geschichte mit Details über Kerpens Vorlieben unterfüttert. Angeblich mochte sie Johnny Cash. Ebenso angeblich ging ihr Geist auf den Plutomonden um. Toce hatte offensichtlich große Freude an Thamps Plan; der alte Kauz war eigentlich kaum zurechnungsfähig und freute sich, dass endlich jemand seine Geschichten hören wollte. Thamp dagegen ging es vor allem darum, Westhight zu verunsichern – außerdem hatte er mit allen im Team verschiedene Wetten am Laufen, ob ihm das auch gelingen würde.

»Du hältst dich wohl für besonders schlau.« Westhight zog sein Hosenbein zurecht. »Willst mich veralbern. Edwina Kerpen! Meinst du ernsthaft, ich falle darauf rein?«

Thamp stieß enttäuscht die Luft aus. »Puh, Curd, was du mir wieder unterstellst! Ich meine es doch nur gut mit dir. Als Gruppenleiter wäre es deine Aufgabe, eine Party für Doktor Kerpen zu organisieren. Wie sieht das denn aus, wenn sie eintrifft und wir völlig unvorbereitet sind? Was wird Ace dazu sagen?«

»Was werde ich wozu sagen?«, mischte sich die Stimme von Stationsleiter Ace Coltsmith ein, der eben sein Büro verließ. Er war ein sehr auf sein Äußeres bedachter Mann in seinen besten Jahren, der auf seinem Posten aber so eindeutig eine Fehlbesetzung war, dass sogar Thamp das erkannte. Wenigstens fiel es nicht schwer, ihn hinters Licht zu führen und den Unwissenden zu mimen.

»Ace ... ich meine, Mister Coltsmith!«, schnappte da Bleap. »Wir fangen gerade etwas auf!«

Thamp hörte ihrem Tonfall an, dass es ihr ernst war, und ließ das Grimasseschneiden. Auch Westhight sprang vom Tisch, und gemeinsam mit den anderen Kollegen umringten sie Bleaps Arbeitsplatz.

»Was haben wir denn?«, fragte Coltsmith.

Die junge Wissenschaftlerin rief mehrere Hologramme auf. »Gravitationswellen! Mehrere sogar ... und wirklich immens.« Sie zeigte es ihnen. Solche Wellen fielen nicht in Thamps Spezialgebiet. Aber es war offensichtlich, dass sie sich zu normalen Wellen verhielten wie ein Tsunami zu leichtem Seegang. »Sie kommen aus Richtung Sagittarius ...« Bleap blickte vom Holo auf. »Dem Zentrum...