Psychothriller-Paket mit Jessie Hunt: Der perfekte Look (#6) und Die perfekte Affäre (#7)

Psychothriller-Paket mit Jessie Hunt: Der perfekte Look (#6) und Die perfekte Affäre (#7)

von: Blake Pierce

Lukeman Literary Management Ltd., 2020

ISBN: 9781094343884 , 500 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 11,99 EUR

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Psychothriller-Paket mit Jessie Hunt: Der perfekte Look (#6) und Die perfekte Affäre (#7)


 

 

 

 

KAPITEL EINS


 

 

Gordon Maines blickte in den Badezimmerspiegel seines Hotelzimmers und bewunderte, was er darin sah.

Für einen Ratsherrn in der dritten Amtszeit, der mit dem Gedanken spielte, als Bürgermeister zu kandidieren, strahlte er das Selbstvertrauen eines Mannes aus, der das System viel öfter nach seinen eigenen Vorstellungen formte als andersherum.

Er war beinahe fünfzig, aber dank eines umfassenden Hautpflegeprogramms (und mit ein wenig Hilfe von Botox), sagte er sich stets selbst, dass er gut und gerne noch für vierzig durchgehen konnte. Sein gewelltes, dunkles Haar wies nur wenige graue Strähnen auf. Seine Haut war gebräunt, aber auf eine gesund wirkende Weise. In einem Anzug sah er noch immer ziemlich flott aus, obwohl er in diesem Moment keinen trug.

Tatsächlich war alles, was er gerade anhatte, ein weißes Unterhemd und ein Paar Boxershorts. Und diesen würde er sich auch bald entledigen. Als er sich die kleine, blaue Pille in den Mund warf und mit einem Schluck Brandy nachspülte, dachte er daran, was im Zimmer nebenan auf ihn wartete.

Das war bei Weitem nicht das erste Mal, dass er so etwas tat, aber die Frau, die er heute aufs Zimmer 1441 des Bonaventure Hotel gebracht hatte, war bisher von allen die beeindruckendste. Das violette Kleid, das sie trug, war elegant und stylisch, aber figurbetont genug, um die Schönheit darunter vermuten zu lassen.  Ein Teil von ihm fragte sich, was sie in diesen Berufszweig verschlagen hatte. Sie war bezaubernd genug, um als Model oder Schauspielerin durchzugehen, zumindest aber als Pornostar.

Aber Gordon machte sich nicht zu lange um die langfristigen Berufsaussichten des Mädchens Sorgen. Sie war jetzt hier, und sie würde alles tun, was er verlangte, auch wenn er dafür ein wenig Geld aus seiner schwarzen Kasse ziehen musste, die er führte, damit seine Frau nicht über seine zahlreichen Kavaliersdelikte stolpern würde.

Er trat in das schick ausgestattete Zimmer mit seinen Wänden im Milchkaffeeton und geschmückt mit moderner Kunst, dickem Teppich und Anrichten mit marmornen Oberflächen, und war überrascht, als er das Bett leer vorfand. Für eine Sekunde dachte er, sie hätte sich mit der ersten Hälfe ihrer Bezahlung aus dem Staub gemacht, und sprang zur Tür.

„Wohin so eilig, mein Großer?“, schnurrte eine Stimme aus der Ecke des Zimmers.

Er blickte in die Richtung, aus der die Stimme kam, und sah das Mädchen, welches darauf bestanden hatte, dass keine Namen benutzt würden, in einem Stuhl mit hoher Rückenlehne in der Nähe des Fensters, nur bekleidet mit einem Bustier und Hipster-Pantys. Ihre Figur wurde der einer Barbie gerecht, etwas, das er später detaillierter zu untersuchen gedachte.

Ihr langes, blondes Haar fiel locker über ihre Schultern und reichte ihr bis zu den Ellbogen. Ihre Haut war mitnichten so stark gebräunt wie die eines typischen California-Girls, was ihr hier im Land der Sonne und des Strandes eine beinahe delikate und gehobene Art verlieh. Ihre Augen waren hellblau und erinnerten an die Gewässer der Karibik, auf der er seine Flitterwochen verbracht hatte.

Sofort schüttelte Gordon diesen Gedanken ab und fokussierte sich vollständig auf die Kreatur vor ihm.

„Ich war gerade auf dem Weg zu dir“, antwortete er in charmantem Ton.

„Bevor es losgeht, habe ich dir noch einen Drink eingeschüttet“, sagte sie und nickte zur Theke über der Minibar, während sie selbst einen Schluck von ihrem eigenen Glas nahm. „Ich selber habe entschlossen, nicht zu warten.“

„Wie unhöflich“, sagte er und gab sich beleidigt, während er nach dem Glas griff.

„Hoffentlich kann ich das wiedergutmachen“, sagte sie in trällerndem, verspieltem Ton.

„Mir fällt bestimmt etwas ein“, entgegnete er, bevor er einen Schluck nahm. „Mmm, ist das Brandy?“

„Du hattest unten erwähnt, dass das dein Lieblingsdrink ist“, sagte sie.

„Wow, du hast aufgepasst“, staunte er und nahm einen weiteren Zug.

„Die meisten Mädchen in deinem Genre interessieren sich für nichts anderes als Bargeld.“

„Heißt das etwa, dass ich nicht das erste Mädchen bin, mit dem du zusammen bist?“ Sie zog eine gespielte Schnute und schob ihre Unterlippe mit solch einer Wildheit vor, dass er sich kaum beherrschen konnte.

Das Mädel ist gut.

Er wollte daran denken, ihr ein wenig Extra zuzustecken, wenn auch der Rest ihrer Leistungen ihrer bisherigen Performance entsprach.

„Wieso ziehst du nicht dein Hemd aus und bleibst ein wenig?“, schlug sie vor, stand auf und ließ ihn sie in voller Größe bestaunen.

„Wieso nicht“, murmelte er und zog sein Shirt ein wenig ungeschickter hoch, als er es geplant hatte.

Als er das Hemd über seinen Kopf zog, verlor er sogar die Balance und strauchelte leicht. Zum Glück landete er auf dem Bett, wo er sich endlich vollständig von dem Shirt befreite, wobei er allerdings merkte, dass er seine Frisur durcheinandergebracht hatte. Er war verärgert über seine Ungeschicktheit, aber erinnerte sich selbst daran, dass es dem blonden Mädchen sicherlich egal war.

Sie stand nun über ihm, mit einem entfernten Lächeln auf den Lippen. Vielleicht fand sie seine Unbeholfenheit ja niedlich.

„Ein wenig ungeschickt, was?“, gurrte sie, während sie zu dem Stuhl hinüberging, über den er seine Hosen geworfen hatte, und zog etwas über, das wie Plastikhandschuhe aussah. Er beobachtete ihre Bewegungen, aber hatte leichte Schwierigkeiten sich zu konzentrieren.

Sie zog seine Brieftasche aus seiner Gesäßtasche und blätterte hindurch, nahm alle seine Karten heraus und ließ sie in eine kleine Plastiktüte fallen. Er versuchte, sich auf seinen Ellbogen aufzustützen, um besser sehen zu können, aber seine Arme gehorchten den Anweisungen seines Gehirns nicht.

„Heyyy...“, versuchte er zu sagen, aber seine Zunge in seinem Mund fühlte sich träge an.

Das Mädchen sah zu ihm herüber und lächelte süßlich.

„Entspannst du dich auch schön?“, fragte sie, als sie wieder zu ihrer Handtasche hinüberging und die Plastiktasche darin verstaute.

Irgendwo in seinem Hinterkopf kam Gordon der Gedanke, dass das Mädchen möglicherweise gerade dabei war, ihn auszurauben. Er überlegte auch, ob sie ihm vielleicht etwas in seinen Drink gemixt hatte. Es war an der Zeit, dem ein Ende zu setzen.

Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, drückte sich Gordon in eine aufrecht sitzende Position hoch. Sein Kopf schwankte träge auf seinen Schultern, während er versuchte, seinen Blick auf sie gerichtet zu halten.

„Du... aufhören“, versuchte er zu rufen, aber alles, was er zustande brachte, war ein Nuscheln. Es fühlte sich an, als hätte er eine Handvoll Murmeln im Mund.

Als sie auf ihn zukam, begann er erst doppelt zu sehen, dann dreifach, unfähig zu unterscheiden, welches Mädchen davon echt war.

„Du bist süß“, sagte die mittlere Erscheinung und drückte ihn zurück aufs Bett. „Wollen wir anfangen?“

Sie setzte sich rittlings auf ihn. Gordons Körper war schwer und taub, und er fühlte ihr Gewicht kaum. Er sah, dass sie noch immer die Plastikhandschuhe trug.

In seinem zunehmend vernebelten Verstand regte sich ein Alarm. Das war mehr als nur ein bloßes Unterjubeln von Drogen mit anschließendem Raub. Etwas an der lässigen, gemächlichen Art, mit der die Frau sich bewegte, ließ erkennen, dass sie nicht nur auf sein Geld und seine Wertgegenstände aus war. Sie hatte Spaß dabei. Die Art, wie sie über seinen Oberkörper rutschte, erinnerte ihn an eine Schlange, die sich langsam einen Ast hochwand.

„Was... tust?“, schaffte er zu gurgeln.

Sie schien ihn perfekt zu verstehen.

„Ich löse ein Versprechen ein“, antwortete sie gelassen, als würde sie lediglich eine Frage über das Wetter beantworten.

Gordon starrte in ihre blauen Augen und sah, dass all die Verspieltheit von vorhin daraus verschwunden war. Jetzt waren sie kalt und konzentriert. Er wusste, dass er in Schwierigkeiten war. Die Erkenntnis pumpte eine Welle aus Adrenalin durch sein System, mithilfe dessen er sich vom Bett hochdrückte. Er hatte erwartet, dass er aufspringen und die Frau von ihm herunter und auf den Boden stoßen würde. Aber er schaffte es nicht einmal zehn Zentimeter nach oben, bis sie ihn schon wieder hinunterdrückte, wobei sie ihm lediglich den Zeigefinger auf die Brust drückte, um ihn wieder in die Ausgangsposition zu zwingen. Dann beugte sie sich über ihn, bis ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Ihre Haare fielen ihm in die Augen, aber er konnte nichts dagegen tun.

„Das ist für dich, Gordon“, flüsterte sie ihn sein Ohr. „Irgendwelche letzten Worte?“

Er riss seine Augen, der einzige Teil von ihm, den er noch kontrollieren konnte, weit auf.

„Arghh...“, stotterte er.

„Schon gut“, unterbrach sie ihn brüsk. „Ist mir eh egal.“

Gordon sah zu, wie sie sich aufrichtete und ihre Hände um seinen Hals legte. Er konnte nicht wirklich fühlen, wie sie seine Kehle zudrückte, aber er wusste, dass sie es tat, da ihm das Atmen plötzlich schwerfiel. Seine Augen traten aus seinen Höhlen und fühlten sich an, als wollten sie gleich herausspringen. Er schnappte verzweifelt nach Luft, aber nichts davon erreichte seine Lungen. Seine Sicht verschwamm. Seine Zunge tastete ziellos umher, als suchte sie nach Sauerstoff, den sie einsaugen könnte....