Broken Wildcat: Entfesselt

von: Dalia Black

Plaisir d'Amour Verlag, 2020

ISBN: 9783864954344 , 308 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 6,99 EUR

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Broken Wildcat: Entfesselt


 

Kapitel 1


Robyn

 

Hier stand ich nun: vor dem St. Mary´s Hospital in der kleinen Grafschaft Somerset im Südwesten Englands, das den Grundstein unseres neuen Lebens darstellte. Ich hatte mich dazu entschlossen, die Vergangenheit hinter mir zu lassen, um mit meiner vierjährigen Tochter Charline hier neu anzufangen. Ich war achtundzwanzig Jahre alt und hatte vor Kurzem mein Medizinstudium mit Bestnoten abgeschlossen. Es war ein reiner Glücksfall, dass ich sofort nach dem Studium einen Job als Assistenzärztin in diesem Krankenhaus gefunden hatte, denn das war nicht leicht, auch wenn vielerorts Ärztemangel herrschte. Mein neuer Vorgesetzter, Dr. Josh Martens, war von der ersten Minute des Vorstellungsgespräches an so überzeugt von mir und meinen Leistungen gewesen, dass er mir kurz darauf die vakante Stelle auf seiner Station angeboten hatte. Ich konnte Gott nicht genug dafür danken, denn nunmehr hatte ich eine echte Chance, mein altes Leben hinter mir zu lassen. Für Charline hatte ich in einem nahe gelegenen Kindergarten einen freien Platz ergattert. Außerdem wohnten wir nicht allzu weit von meinem Arbeitsplatz entfernt, was alles noch viel einfacher machte. Es war zwar nur ein kleines Apartment, aber es reichte fürs Erste. Ich konnte mir im Moment auch keine größere Wohnung leisten, und die Gefahr, dass mein Stiefbruder Kenny mich hier finden würde, war sehr gering, da es in Somerset keinerlei Verbindungen zu meiner Vergangenheit gab.

 

Während meiner ersten Woche im neuen Krankenhaus lief zunächst alles wie am Schnürchen. Die Kollegen und das Pflegepersonal hatten mich mit offenen Armen empfangen, und heute begleitete ich Dr. Martens zu einem Patienten, der, so erklärte mir mein Chef, einer seiner besten Freunde war. Ben Marks war angeschossen worden, als er seine Freundin beschützen wollte. Dr. Martens stellte mich Mr. Marks vor und erklärte ihm, dass ich ihn zusätzlich unterstützend betreuen würde.

Nachdem ich zusammen mit meinem Vorgesetzten die Visite hinter mich gebracht und Mittagspause gemacht hatte, huschte ich noch schnell auf die Toilette. Dort fiel mir ein weißer Umschlag auf, der auf dem Boden vor dem Waschbecken lag. Ich hob ihn hoch und sah, dass er an Ben Marks adressiert war. Merkwürdig. Was hatte der Umschlag hier zu suchen? Hatte ihn jemand verloren? Ich legte ihn auf der Ablage des Waschbeckens ab, und nachdem ich fertig war und mir die Hände gewaschen hatte, nahm ich den Brief und begab mich zu dem Patienten, um ihm den Umschlag zu überreichen.

Kurz vor dem Krankenzimmer hielt ich inne und ließ meinen angenehmen Vormittag Revue passieren. Ich kam sehr gut zurecht und die Arbeit machte Spaß, aber wie sagt man? Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben? Alles lief prima, bis zu dem Augenblick, in dem ich IHM begegnete. Nachdem ich an der Zimmertür angeklopft und sie geöffnet hatte, betrat ich das Zimmer und sah geradewegs in die blauen Augen eines wirklich sehr, sehr atemberaubend aussehenden Mannes, der mich mit seinen Blicken förmlich in seinen Bann zog und unverhohlen musterte. Oder sollte ich besser sagen: auszog? Er erhob sich und stand mir genau gegenüber. Er war unverschämt … attraktiv. Um die eins neunzig groß, muskulös, und sein schwarzes Haar, welches er oben etwas länger trug als an den Seiten, schimmerte im fahlen Licht der Deckenbeleuchtung. Seine Gesichtszüge, die durch seine glatt rasierte Haut noch mehr zur Geltung kamen, waren sehr markant. Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihn anzuspringen und abzulecken oder rauszuschmeißen. Doch ich versuchte, mich zu beherrschen und die vernünftige zweite Variante zu wählen, denn er belagerte meinen Patienten, obwohl dieser sich schonen musste und noch nicht viel Besuch empfangen durfte.

Eigentlich war ich nicht auf den Mund gefallen, aber der Anblick des Mannes mir gegenüber raubte mir meine sprachlichen Fähigkeiten. Allein seine Anwesenheit in diesem Krankenzimmer ließ es kleiner wirken, als es ohnehin schon war. Ich sammelte mich und konzentrierte mich auf meine Mission: Mr. Perfect und seinen Freund, den ich erst jetzt bemerkte und der meinem Patienten sehr ähnlich sah, aus dem Zimmer zu werfen, damit Mr. Marks sich erholen konnte. Ich vermutete, dass es sich bei dem anderen Mann um seinen Bruder handelte. Er war ebenfalls unglaublich attraktiv, hatte leicht verstrubbelte Haare, einen Drei- bis Fünftagebart und musterte mich ebenso aufmerksam, wie es auch die anderen beiden Männer taten.

»Was machen Sie hier? Mr. Marks braucht Ruhe und muss sich schonen. Ich muss Sie bitten, das Zimmer umgehend zu verlassen.«

Damit stellte ich mich mit in die Hüften gestemmten Händen vor den beiden Besuchern auf und sah sie streng an. Jedenfalls wirkte dieser Blick bei meiner vierjährigen Tochter. Nicht jedoch bei den Männern vor mir. Im Gegenteil. Sie waren ein anderes Kaliber, denn sie strahlten pure Dominanz aus und grinsten mir nur entgegen. Zu allem Übel stand dieser höllisch heiße Mann, den ich im Stillen als Sexgott bezeichnen könnte, mir ja genau gegenüber und baute sich seinerseits mit seiner imposanten Größe vor mir auf.

Seine Stimme hielt er gesenkt und hörte sich schon fast wie ein leises Knurren an.

»Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Schätzchen. Vielleicht sollten Sie Ihre Autorität ein wenig hintanstellen. Wir entscheiden, wann und wie wir unseren Bruder und Freund hier besuchen. Da hat so ein kleines braunes Mäuschen wie Sie nicht mitzureden. Haben wir uns verstanden?«

Oh! Mein! Gott! Jetzt kam er mir sogar noch größer vor, als ich gedacht hatte. Ich war mit meinen eins fünfundsiebzig schon nicht klein, trotzdem ging ich ihm nur bis zur Schulter. Bei seinen Worten musste ich mich zusammenreißen, um nicht zusammenzuzucken. Einerseits wollte ich flüchten, andererseits machte dieser ungehobelte Mistkerl mich wütend. Vergessen war meine anfängliche Schwärmerei, denn er benahm sich wie ein Arschloch. Ich hielt meinen Blick weiterhin erhoben.

»Darüber reden wir noch Mr. …?« Nein, ich würde auf keinen Fall klein beigeben.

»Bentleys, Philipp Bentleys.«

Nicht nur optisch war dieser Mann Sex auf zwei Beinen. Nein. Auch seine Stimme ließ einer Frau das Höschen feucht werden. Um genau zu sein: Meins war es bereits. Das musste daran liegen, dass ich schon so lange keinen richtigen Sex mehr gehabt hatte, sondern nur mein kleiner batteriebetriebener Freund Abhilfe schaffte, meine sexuellen Bedürfnisse halbwegs zu befriedigen.

»Ich freue mich schon darauf. Aber ich erwarte stichhaltige Argumentationspunkte.«

Was war das denn für einer? Nicht nur ungehobelt, sondern auch noch unverschämt, sodass ich empört prustete. Er brachte mich so aus dem Konzept, dass mir die Worte fehlten und ich nach Luft schnappte. Ohne dass ein weiteres Wort meine Lippen verließ, machte ich kehrt und rauschte aus dem Zimmer. Ich musste die Begegnung und die Wirkung dieses Mannes auf mich erst einmal verarbeiten, sodass mir keine Erwiderung einfiel.

Den Brief hatte ich vorher unbemerkt auf das Bett geworfen. Ich hatte keine Ahnung, ob er wichtig war, aber das war mir egal. Mr. Marks würde ihn schon finden. Jetzt musste ich mich erst einmal beruhigen und holte mir am Kaffeeautomaten einen Latte. Verflucht! Ich konnte den Kerl nicht ausstehen und stellte mir trotzdem gerade vor, wie er nackt aussah, wie seine starken Hände über jeden einzelnen Zentimeter meiner Haut fahren würden und … Stopp! Schluss jetzt! Was war nur los mit mir? Vermutlich war ich wirklich schon zu lange auf Sexentzug.

Über mich selbst den Kopf schüttelnd, machte ich mich auf den Weg ins Stationszimmer, wo ich mir die nächsten Patientenakten ansehen wollte, um mich auf den restlichen Tag vorzubereiten. Auf dem Flur dorthin kamen mir jedoch dieser arrogante Mistkerl, sein Freund, der im Zimmer keinen Ton gesagt hatte, und mein Patient entgegen. Das darf doch nicht wahr sein! Wütend stapfte ich auf die drei zu, um sie aufzuhalten, doch ich konnte nicht so schnell reagieren, wie dieses Arschloch mich am Oberarm packte und in einen leeren Gang zog. Er drückte mich an die Wand und stützte seine Hände links und rechts neben meinem Kopf ab. Dann näherte er sich mir, bis unsere Gesichter nur noch ein paar Millimeter voneinander getrennt waren, sodass sich unsere Lippen fast berührten. Wollte er mich etwa küssen?

»Ich habe jetzt leider nicht viel Zeit, Mäuschen. Aber ich verspreche dir, ich werde mir diese bald nehmen und mich ausgiebig um dich und deine Bedürfnisse kümmern.«

WAAAAAS???

»Spinnen Sie? Was fällt Ihnen ein? Sie …«

Er legte mir einen Finger auf den Mund.

»Schhh. Ich weiß genau, was du willst. Ich kann es in deinen Augen sehen. Du willst mal wieder richtig gevögelt werden. Hast mich dir vorhin schon nackt vorgestellt, stimmt’s? Aber das musst du dir erst verdienen.«

»Nein, Mr. Bentleys, Sie … Sie arrogantes Arschloch. Ich weiß nicht, wovon Sie reden, und jetzt lassen Sie mich in Ruhe!«

Ich versuchte, ihn fortzudrücken, stemmte meine Hände gegen seinen steinharten Brustkorb, den ich unter dem Hemd, das er trug, nur erahnen konnte, doch dies bewirkte lediglich, dass er noch näherkam. Plötzlich lagen seine Lippen auf meinen. Nur ganz sachte, trotzdem löste dieser Moment ein Kribbeln in mir aus und meine Mitte fing an, zu pulsieren. Er hatte mich derart überrumpelt, dass ich mich nicht rühren konnte.

Langsam löste er sich wieder von mir und entfernte sich ein paar Schritte.

»Ich bin ein Mann, der weiß, was er will«, er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr, »und der bekommt, was er will. Immer! Wir sehen uns, Schätzchen. Versprochen!«

Er besaß doch...