Throttle me - Halte mich

von: Chelle Bliss

Sieben Verlag, 2019

ISBN: 9783864438684 , 350 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 6,99 EUR

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Throttle me - Halte mich


 

Kapitel 1


Die Dunkelheit


Suzy


Das Mondlicht fiel durch die Kiefern, die den Straßenrand säumten, und warf Schatten auf den Asphalt. Die kühle Luft, die monatelang ausgeblieben war, streichelte meine Haut. Ich drehte das Radio auf und sang mit Justin Timberlake Rock Your Body mit. Es gab nur die erfrischende Brise, Justin und mich.

Ich konnte es kaum erwarten, endlich ins Bett zu kriechen und mich in Träumen zu verlieren, die nichts mit meiner momentanen Realität zu tun hatten.

Der Abend war perfekt gewesen. Ich war mit meiner besten Freundin Sophia Essen gegangen, und obwohl ich von einem langen Arbeitstag erschöpft war, fühlte ich mich innerlich ausgeglichen. Mit Sophia zusammen zu sein, machte mich immer glücklich. Sie war wie eine Schwester für mich, besonders, als wir ein Jahr zusammengewohnt hatten. Seit sie ausgezogen war und mich allein zurückgelassen hatte, fühlte es sich an, als ob ein Teil von mir fehlte.

Ich tanzte mit dem Hintern auf dem Sitz, grölte den Text mit und wünschte mir jemanden, der all das tat, was in dem Lied beschrieben wurde. Noch nie hatte ich mich bei einem Mann so gefühlt, wie Justin über Frauen sang.

Plötzlich schüttelte sich das Lenkrad in meiner Hand und ein quietschendes Geräusch riss mich aus meiner Justin-Trance.

„Verdammter Mist“, sagte ich und schlug auf das Lenkrad ein.

Der Wagen stotterte, bis ich am Straßenrand anhielt, und das gelbe Licht der Warnblinker spiegelte sich auf dem Asphalt.

Das Pech schien mich echt zu verfolgen.

Ich krallte mich ans Steuer und versuchte, meine gestressten Nerven zu beruhigen. Mir war klar gewesen, dass der Tag kommen würde, an dem mein Auto den Geist aufgab, doch ich hatte gehofft, es würde erst nach dem nächsten Gehaltsscheck geschehen. Aber keine Chance.

Ich sank mit der Stirn ans Steuer, schloss die Augen und atmete tief durch. „Nah toll, einfach fantastisch.“ Ich wiegte mich vor und zurück, versank in Selbstmitleid und hämmerte mit der Stirn ans kühle Lenkrad. Ich überlegte, wen ich anrufen oder wohin ich laufen könnte. Seit vielen Meilen hatte ich keine Tankstelle mehr gesehen, oder Häuser. Ohne den Kopf zu heben, angelte ich mir das Handy und betrachtete es.

Scheiße.

Das Display erwachte nicht zum Leben, obwohl ich auf sämtliche Knöpfe drückte. Es hatte keinen Sinn. Es war tot, und ich hier gestrandet.

Was könnte denn noch alles schiefgehen?

Seufzend sah ich in den Rückspiegel, doch dort befanden sich nur die Schatten der Bäume. Keine Autos, keine Neonlichter oder Straßenlampen.

Fuck.

Ich presste eine Hand auf meine Brust und spürte meinen Herzschlag so heftig, dass ich hätte schwören können, ihn zu hören. Bilder aus Mörderfilmen streiften mir durch den Kopf. Eine Frau bleibt mit dem Wagen liegen, bis ein gut aussehender Fremder sie findet, der sich als Serienmörder entpuppt.

Sollte ich vielleicht einfach nach weiß Gott wohin loslaufen? Oder bleibe ich hier sitzen und warte auf diesen Fremden, der mir freundlich Hilfe anbietet? Ich mochte es noch nie, mich hilflos zu fühlen. Ich war zu intelligent für Hilflosigkeit, doch genauso fühlte ich mich im Moment. Es konnte Stunden dauern, bis mich hier jemand fand.

Ich schnappte mir die Handtasche, das tote Telefon und meine Schlüssel und stieg aus. Meine Füße schmerzten bereits, dank der extra hohen Heels. Ich lehnte mich an den Wagen, gab meinen Füßen die Chance, sich daran zu gewöhnen, und blickte in beide Richtungen. Keine meiner Optionen war gut, und ich war erschöpft. Meine Füße schrien bereits vor Protest, allein vom Stehen. Gott sei Dank konnte ich morgen ausschlafen, nach diesem beschissenen Ende des Tages.

Ich wusste, dass zur letzten mir bekannten Tankstelle ein paar Meilen zurück zu laufen besser war als nach vorn in eine mir unbekannte Zukunft. Noch einmal drückte ich den Knopf zum Abschließen an der Fernbedienung, um meiner Zwangsneurose nachzugehen, alles doppelt zu überprüfen, und wanderte dann los.

Kaum war ich am Kofferraum vorbei, erschien am Hügel in der Ferne ein Licht, das mich blendete. Das Röhren des Motors wurde immer lauter, während er näherkam. Als eine Figur darauf sichtbar wurde, wedelte ich wie wild mit den Armen, doch das Arschloch von einem Motorradfahrer raste einfach an mir vorbei.

„Hey, hey!“, brüllte ich.

Der Wind, den er verursachte, wirbelte den Staub von der Straße auf und füllte meinen Mund damit.

Hustend drehte ich mich um und schrie dem Biker hinterher. Doch mir war klar, dass es sinnlos war. Über das Röhren seines Bikes konnte er mich unmöglich hören, aber er hatte mich sehen müssen.

Das rote Bremslicht leuchtete auf, der Fahrer wendete und kam auf mich zu.

Ich schluckte schwer und war nicht sicher, ob das heute meine beste Idee gewesen war, doch ich hatte bereits zu viele Dummheiten gemacht, um darüber nachzudenken. Er war meine einzige Hoffnung, irgendwie nach Hause zu kommen.

Wie ein Reh im Scheinwerferlicht stand ich dort, unfähig, mich zu bewegen, und starrte ihn nur an. Meine Hände zitterten, als das Bike anhielt. Der Lärm war ohrenbetäubend, während ich den Mann und die Maschine betrachtete. Es war eine Harley, eine Fat Boy ohne Frontscheibe, mit verchromtem Lenker und einem schwarzen Chassis.

Der Mann trug schwarze Stiefel, schwarze Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Er war groß und muskulös, und ich atmete zischend ein, als ich das gut aussehende, kantige Gesicht sah. Ein verspieltes Lächeln tanzte um seine Lippen, als er bemerkte, dass ich ihn abcheckte.

Verfluchter Mist.

„Brauchst du Hilfe, Lady?“, fragte er, zog den Halbhelm aus und fuhr sich mit den Fingern durch sein zerzaustes Haar.

Oben standen ihm die dunklen Spitzen vom Kopf ab, an den Seiten war es kurz, und die Farbe passte zum Himmel. Schwarz. Seine Augen konnte ich nicht erkennen, denn er trug eine Sonnenbrille.

Konnten Serienmörder so sexy sein?

„Äh, hast du ein Handy, mit dem ich jemanden anrufen könnte?“, fragte ich, ohne mich von der Stelle zu rühren.

Nur nicht zu nahe herangehen, lass dir Platz zum Flüchten!

Wen wollte ich eigentlich verarschen? In diesen verdammten Schuhen würde ich es keine drei Meter weit schaffen.

„Klar.“

Er lehnte sich auf dem Bike zurück, suchte in seiner Jackentasche herum und ich betrachtete ihn genauer. Durch die hautengen Jeans konnte ich seine Muskeln erahnen. Alles an ihm klebte hautnah. Am liebsten hätte ich ihn mit dem Finger gepiekt, um zu sehen, ob er sich so hart anfühlte, wie er aussah.

Was zur Hölle stimmte nicht mit mir?

Ich war so damit beschäftigt, ihn anzustarren, dass ich nicht bemerkte, dass er mir etwas hinhielt.

„Hier, Lady, willst du nun mein Handy?“

Seine tiefe Stimme holte mich aus dem Tagtraum. Ich trat einen Schritt vor und nahm ihm das Handy ab. „Oh, entschuldige.“

Meine Fingerspitzen glitten über seine Handfläche und ein winziger elektrischer Schlag wurde zwischen uns ausgetauscht. Seine Finger schlossen sich kurz um meine Hand, die ich schnell wegzog. Mein Herzschlag, der sich beruhigt hatte, begann, wie verrückt zu rasen. Das mussten meine Hormone sein. Ich hatte schon Gott weiß wie lange keinen Sex mehr gehabt. Nach drei Monaten hatte ich aufgehört, Buch zu führen. Der Mann vor mir war nicht mein Typ, aber sein Sexappeal ging nicht an mir vorbei. Doch er sah nach einer Menge Ärger aus, den ich in meinem Leben nicht brauchen konnte.

Ich trat zurück und behielt ihn im Auge, während ich die einzige Person anrief, die nahe genug war, um mir zur Hilfe zu eilen. Sophia. Während ich anklingelte, wanderte der Blick des Bikers an mir hoch und runter. Bei jedem Klingelton verkrampfte sich mein Magen mehr. Ich wusste nicht, wen ich sonst noch anrufen könnte.

Ich beendete den Versuch und seufzte. „Geht keiner ran, danke.“ Mit einem dümmlichen Grinsen gab ich ihm das Telefon zurück.

„Lass mich mal nach dem Wagen sehen, vielleicht kann ich was machen, okay?“ Er stellte das Bike so hin, dass der Scheinwerfer meine Motorhaube beleuchtete.

„Gern.“ Ich öffnete den Wagen mit der Fernbedienung und setzte mich hinein. Ich steckte den Schlüssel in die Zündung und passte genau auf, wo sich der Biker befand. Hier würde mich niemand schreien hören, wenn er mich umbringen wollte. Ich durfte meine Vorsicht nicht sausen lassen.

Er stellte das Bike auf den Seitenständer, stieg ab und legte den Helm auf den Sitz. Von innen öffnete ich die...