Düsterbruch - Pia Korittkis siebter Fall

von: Eva Almstädt

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2011

ISBN: 9783838702506 , 320 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 11,99 EUR

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Düsterbruch - Pia Korittkis siebter Fall


 

15. Kapitel (S. 128-129)

Du warst also nicht mehr beim Arzt«, stellte Pia mit Blick auf Lessings Hinterkopf fest, wo sich ein neues, wenig kunstvoll aufgeklebtes Pflaster befand. Sie waren auf dem Weg zu Lars Kuhn. Sein Status als bloße Auskunftsperson hatte sich nach dem Auffinden von Mona Falkes Leiche in den eines möglichen Zeugen verwandelt. »Ich brauche keinen Arzt. Die Kopfschmerzen sind schon fast weg.« Sie fuhren die Marienstraße hinunter in Richtung Wall-Halbinsel.

Vor der Drehbrücke bog Pia nach links in die Willy-Brandt-Allee zu den Mediadocks ab. »Wenn das am Ende ’ne hässliche Narbe auf deinem Superschädel gibt: Beschwer dich nicht bei mir.« »Ach, Quatsch!« Er klang verunsichert, wie sie mit böser Genugtuung feststellte. Natürlich war er eitel. Ein widerlicher Instinkt trieb sie nach diesem verpatzten Morgen dazu, noch ein wenig zu sticheln: »Und falls es doch eine Narbe gibt, lässt du sie einfach durch ein weiteres hübsches Tattoo verdecken.«

»Woher weißt du …?« Er verstummte ärgerlich. »Wahrscheinlichkeitsrechnung«, sagte Pia und hielt vor einer der Laderampen an. Kuhn – Mediadesign, wies ein schlichtes Schild aus geätztem Glas den ansonsten unauffälligen Eingang aus. Eine junge Frau, entschieden Angelina-Jolie-Format, ließ sie ein. Pia dachte an den nassen Fleck auf ihrer Brust. Vielleicht sollte sie ihre Jacke gar nicht ausziehen. »Herr Kuhn telefoniert gerade. Wir haben im Augenblick wahnsinnig viel zu tun. Möchten Sie vielleicht einen Cappuccino oder einen Espresso?«, flötete Angelina, nachdem sie sie in eine Sitzecke mit Designer-Stühlen und Beistelltischen aus Plexiglas geführt hatte. Lessing trat an eines der Fenster und sah über die Trave zur Altstadt hinüber. Es war eine der Postkartenansichten Lübecks.

»Nein, danke, wir möchten nichts«, antwortete Pia. Angelinas Zehn-Zentimeter-Absätze klackten über den Steinfußboden. Sah ja klasse aus. Die Frage war, ob sie in zwanzig Jahren noch auf ihren Füßen laufen konnte … Doch ein echter Trost war der Gedanke nicht. Und da es in der Agentur überheizt und heute sowieso schon alles egal war, zog Pia ihre Jacke doch aus und warf sie über einen der Lederstühle. In diesem Moment kam Lars Kuhn hinzu.

Sein Blick folgte dem zielgenauen Wurf der Jacke und wanderte dann zu Pia und Lessing. Pia hatte Mühe, ihn nach dem gestrigen Tag auf seiner Baustelle wiederzuerkennen. Er trug Jeans und T-Shirt, beides im »used look«, aber unzweifelhaft sauber. Sein Haar war braun, wellig und sah frisch gewaschen aus. Ohne den Staub, der sich am Vortag überall abgesetzt hatte, fielen die Linien um seine Augen und den Mund weniger auf. Sein Gesichtsausdruck aber war so misstrauisch und genervt, wie Pia ihn in Erinnerung hatte. Zumindest zeigte er sich angemessen beeindruckt, als er erfuhr, was Mona Falke widerfahren war.