Plastik - Der todbringende Götze - Themenzusammenfassung

von: Thom Delißen

TD Textdesign, 2016

ISBN: 9783958499034 , 999 Seiten

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Plastik - Der todbringende Götze - Themenzusammenfassung


 

Plastikmüll in den Ozeanen

 

Plastikmüll in den Ozeanen ist ein globales Problem. Nach einer Anfang 2015

im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichten Studie gelangten im Jahr

2010 etwa 8 Millionen Tonnen dieses Mülls in die Ozeane, wobei das

Konfidenzintervall mit 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen pro Jahr angegeben

wurde.² ³

 

Plastikteile, Mikroplastik sowie deren Zersetzungsprodukte sammeln sich

insbesondere in einigen Meeresdriftströmungswirbeln an und führen zu einer

erheblichen Verdichtung in manchen Meeresregionen; dem Nordpazifikwirbel

(englisch North Pacific Gyre) brachte das den Beinamen Great Pacific

Garbage Patch (deutsch Großer Pazifikmüllfleck) ein (erstmals 1997

beschrieben).⁴

 

Mitte 2014 wurde gemeldet, dass Geologen an der Küste der Insel Hawaii

Gebilde aus geschmolzenen Kunststoffen, Vulkangestein, Korallenfragmenten

und Sandkörnern entdeckt hätten, die sie aufgrund ihrer Festigkeit als eine

eigene Art Gestein bezeichneten, als Plastiglomerat.⁵ Plastik-Einlagerungen

in Gestein werden unter anderem auch beim so genannten Beachrock

beobachtet.

 

In den Meeren treibender Plastikmüll wird durch Wellenbewegung und UV-Licht

auf Dauer zerkleinert, wobei ein immer höherer Feinheitsgrad bis hin zur

Pulverisierung erreicht werden kann. Bei einem hohen Feinheitsgrad wird das

Plastikpulver von verschiedenen Meeresbewohnern sowie unter anderem auch

von Plankton statt oder mit der üblichen Nahrung aufgenommen. Angefangen

beim Plankton steigen die Plastikpartikel, an denen ggf. auch giftige und

krebsverursachende Chemikalien wie DDT und Polychlorierte Biphenyle

anhaften können,⁶ in der Nahrungskette immer weiter auf. Auf diesem Weg

gelangt der Plastikmüll mit den anlagernden Giftstoffen auch in die für den

menschlichen Verzehr bestimmten Lebensmittel.

 

In den 1980er Jahren gingen Wissenschaftler noch davon aus, dass die

Plastikteilchen nicht weiter umweltrelevant seien, da sie ähnlich wie

treibende Tangpflanzen eine Besiedlung durch Algen und Kleinstlebewesen

aufweisen.⁷ Das wissenschaftliche Fachjournal Environmental Science &

Technology berichtete von einer Untersuchung an vielen Stränden auf allen

sechs Kontinenten, welche überall Mikroplastikteilchen nachwies; dazu

gehören wohl auch Fasern aus Fleece- und anderen Kleidungsstücken aus

synthetischen Materialien: Im Abwasser von Waschmaschinen wurden bis zu

1900 kleinste Kunststoffteilchen pro Waschgang gefunden.⁸

 

  "Every little piece of plastic manufactured in the past 50 years that

  made it into the ocean is still out there somewhere."

 

  „Jedes kleine Stück Kunststoff, das in den letzten 50 Jahren hergestellt

  wurde und ins Meer gelangte, ist dort immer noch irgendwo."

 

 

 

Hintergrund

 

Eine Studie im Auftrag des World Economic Forum im Jahr 2016 beschreibt die

Plastikwirtschaft als archetypische Linearwirtschaft, bei welchem im

Gegensatz zu einer idealen Kreislaufwirtschaft nur 2 Prozent der jährlichen

Produktion qualitätsgleich rezykliert wird. Weitere acht Prozent werden in

einer Kaskade rezykliert, also auf einer tieferen Wertstufe. Hingegen wird

ein Anteil von 32 Prozent der weltweiten jährlichen Plastikproduktion weder

deponiert noch verbrannt, sondern verlässt das System unkontrolliert nach

der Nutzung.¹⁰ ¹¹

 

Ausdehnung, betroffene Gebiete, Dichte und Menge

 

Laut der Science-Studie von Anfang 2015 entspräche das Ergebnis des

errechneten Eintrags von schätzungsweise durchschnittlich jährlich ca. acht

Millionen Tonnen „fünf Supermarkt-Tüten voller Plastik pro 30 Zentimeter

Küstenlinie",³ laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) von Ende

2014 gelangen jedes Jahr rund 6,4 Mio. t Plastik-Abfälle in die Ozeane.¹²

 

Ende 2014 berichtete eine internationale Forschergruppe im Fachmagazin PLOS

ONE nach ihrer Auswertung von Zahlen aus 24 Untersuchungen mit über 1.500

einzelnen Datensammlungen, darunter erstmals auch für Plastikteile > 5 mm,

dass sich in den Weltmeeren: den fünf subtropischen Meereswirbeln, an

belebten Küstengebieten Australiens, im Golf von Bengalen sowie im

Mittelmeer mehr als 269.000 Tonnen bzw. mehr als 5,25 Billionen Teilchen

Plastikmüll befänden. Die kleinsten Teilchen hätten sich abseits nahe dem

Nordpol gefunden.¹³ ¹⁴

 

Laut Informationen der National Oceanic and Atmospheric Administration

(NOAA) und Wissenschaftlern der Sea Education Association (SEA) gab es

lange keine präzise Schätzung der Größe der von Plastikmüll verseuchten

Gebiete.¹⁵ ¹⁶

 

Laut deutschem Umweltbundesamt befanden sich 2013 100 bis 150 Millionen

Tonnen Abfälle in den Meeren, 60 % davon aus Plastik. 70 % des Abfalls

sänken auf den Meeresboden, 15 % schwämmen an der Wasseroberfläche und 15 %

würden an Strände gespült.¹⁷ Auf Fotografien vom arktischen Tiefseeboden

zwischen Spitzbergen und Grönland fanden sich hochgerechnet „83 Müllteile

pro Fußballfeld";¹⁸ 2010 hatte sich dort in 2.500 Metern Tiefe nach zehn

Jahren die Menge des abgesunkenen Plastikmülls verdoppelt.¹⁹

 

Eine Studie unter der Leitung des Spanish National Research Council (CSIC)

hat, basierend auf einer mehrmonatigen Expedition (2010/2011) und

Probenentnahmen an über 300 Orten der Weltmeere berechnet, dass 88 % der

weltweiten Meeresoberflächen mit Mikroplastik verschmutzt sind.²⁰

 

Nach Informationen des United Nations Environment Programme (UNEP) von 2005

schwimmen durchschnittlich bis zu 13.000 Plastikteilchen auf jedem

Quadratkilometer Ozean.²¹ Die NOAA weist jedoch darauf hin, dass UNEP zu

dieser Angabe keine wissenschaftliche Quelle anführt.²²

 

Mittelmeer

 

Im Mittelmeer kommt Schätzungen zufolge auf zwei Plankton-Lebewesen ein

Teil Mikroplastik bzw. es wurden bis zu 300.000 Teilchen pro

Quadratkilometer gefunden.²³

 

Nord- und Ostsee

 

Ca. 20.000 Tonnen Müll, vor allem aus Schifffahrt und Fischerei, gelangen

jährlich in die Nordsee. Entlang untersuchter Strandabschnitte der

Wattenmeerküste Deutschlands und Hollands machten Plastik und Styropor über

75 Prozent des angespülten Abfalls aus;²⁴ auf dem Grund der Nordsee sollen

2012 rund 600.000 Kubikmeter Plastikmüll gelegen haben.²⁵

 

An der Küste der Ostsee befinden sich an manchen Strandabschnitten bis zu

sieben Abfallteile pro Meter,¹⁷ an den Küstenlinien des Nordostatlantiks

(OSPAR-Region) fanden sich in den Jahren 2000 bis 2006 durchschnittlich 712

Müllteile pro 100 m.²⁴

 

Rund um Großbritannien wurden durchschnittlich 12.000 bis maximal 150.000

Mikroplastik-Partikel pro Quadratkilometer gefunden.²³

 

Nordpazifik

 

Besonders bekannt für seine erhöhte Konzentration von Plastikteilen ist das

Gebiet des Nordpazifikwirbels zwischen Nordamerika und Asien, das auch als

Great Pacific Garbage Patch bezeichnet wird.

 

In englischsprachigen Medien wurde das von Plastikmüll betroffene Gebiet

als doppelt so groß wie Texas²⁶ ²⁷ oder doppelt so groß wie die Vereinigten

Staaten²⁸ beschrieben. Eine Wissenschaftlerin der Oregon State University

kommt zu dem Schluss, dass sich die höchsten bisher veröffentlichten Werte

hochgerechnet zu einer geschlossenen Fläche addieren würden, die nur einem

Prozent der Größe von Texas entspräche.²⁹ Deutsche Medien vergleichen es

mit der Größe Mittel- bzw. Westeuropas.³⁰ ³¹ ³² Tatsächlich lässt sich die

Größe kaum angeben, da die Grenzen diffus sind - lediglich die

Partikelkonzentration ließe sich quantifizieren.³³

 

Für den Great Pacific Ocean Garbage Patch werden eine Million Teilchen

Kunststoff pro Quadratkilometer angenommen, also ein Teil pro

Quadratmeter.³⁴ Anfang 2008 wurde berichtet, dass etwa 100 Millionen Tonnen

Kunststoffmüll (mit steigender Tendenz) in dem Müllstrudel zirkulieren.²⁸

Die Plastikteile sind laut Informationen der NOAA bis zu 16 Jahre in dem

Kreisel zu finden. Unter anderem von Charles Curtis Ebbesmeyer stammen

verschiedene Strömungsmodelle zur Anlandung im Küstenbereich.³⁵

 

Nach einer im Oktober 2015 im Magazin Polar Biology online veröffentlichten

Mitteilung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) fänden sich Plastikabfälle

auch bereits auf der Wasseroberfläche der Arktis (Nordpol). Die Herkunft

sei unklar; entsprechende Daten wurden erstmals bei einer Expedition 2012

zwischen Grönland und der östlich davon liegenden Inselgruppe Spitzbergen

erhoben.³⁶

 

Anfang 2016 wurden nach über sechs Monate dauernden Messungen an 18 Stellen

für das Meer vor New York 165 Mio. Plastikteile hochgerechnet (bzw. mehr

als 250.000 / km²) - zu 85 % mit einer Größe von unter 5 mm.³⁷

 

Weitere Müllstrudel

 

Der subtropische Wirbel des Nordpazifiks ist der...