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Plastikmüll in den Ozeanen
Plastikmüll in den Ozeanen ist ein globales Problem. Nach einer Anfang 2015
im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichten Studie gelangten im Jahr
2010 etwa 8 Millionen Tonnen dieses Mülls in die Ozeane, wobei das
Konfidenzintervall mit 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen pro Jahr angegeben
wurde.² ³
Plastikteile, Mikroplastik sowie deren Zersetzungsprodukte sammeln sich
insbesondere in einigen Meeresdriftströmungswirbeln an und führen zu einer
erheblichen Verdichtung in manchen Meeresregionen; dem Nordpazifikwirbel
(englisch North Pacific Gyre) brachte das den Beinamen Great Pacific
Garbage Patch (deutsch Großer Pazifikmüllfleck) ein (erstmals 1997
beschrieben).⁴
Mitte 2014 wurde gemeldet, dass Geologen an der Küste der Insel Hawaii
Gebilde aus geschmolzenen Kunststoffen, Vulkangestein, Korallenfragmenten
und Sandkörnern entdeckt hätten, die sie aufgrund ihrer Festigkeit als eine
eigene Art Gestein bezeichneten, als Plastiglomerat.⁵ Plastik-Einlagerungen
in Gestein werden unter anderem auch beim so genannten Beachrock
beobachtet.
In den Meeren treibender Plastikmüll wird durch Wellenbewegung und UV-Licht
auf Dauer zerkleinert, wobei ein immer höherer Feinheitsgrad bis hin zur
Pulverisierung erreicht werden kann. Bei einem hohen Feinheitsgrad wird das
Plastikpulver von verschiedenen Meeresbewohnern sowie unter anderem auch
von Plankton statt oder mit der üblichen Nahrung aufgenommen. Angefangen
beim Plankton steigen die Plastikpartikel, an denen ggf. auch giftige und
krebsverursachende Chemikalien wie DDT und Polychlorierte Biphenyle
anhaften können,⁶ in der Nahrungskette immer weiter auf. Auf diesem Weg
gelangt der Plastikmüll mit den anlagernden Giftstoffen auch in die für den
menschlichen Verzehr bestimmten Lebensmittel.
In den 1980er Jahren gingen Wissenschaftler noch davon aus, dass die
Plastikteilchen nicht weiter umweltrelevant seien, da sie ähnlich wie
treibende Tangpflanzen eine Besiedlung durch Algen und Kleinstlebewesen
aufweisen.⁷ Das wissenschaftliche Fachjournal Environmental Science &
Technology berichtete von einer Untersuchung an vielen Stränden auf allen
sechs Kontinenten, welche überall Mikroplastikteilchen nachwies; dazu
gehören wohl auch Fasern aus Fleece- und anderen Kleidungsstücken aus
synthetischen Materialien: Im Abwasser von Waschmaschinen wurden bis zu
1900 kleinste Kunststoffteilchen pro Waschgang gefunden.⁸
"Every little piece of plastic manufactured in the past 50 years that
made it into the ocean is still out there somewhere."
„Jedes kleine Stück Kunststoff, das in den letzten 50 Jahren hergestellt
wurde und ins Meer gelangte, ist dort immer noch irgendwo."
Hintergrund
Eine Studie im Auftrag des World Economic Forum im Jahr 2016 beschreibt die
Plastikwirtschaft als archetypische Linearwirtschaft, bei welchem im
Gegensatz zu einer idealen Kreislaufwirtschaft nur 2 Prozent der jährlichen
Produktion qualitätsgleich rezykliert wird. Weitere acht Prozent werden in
einer Kaskade rezykliert, also auf einer tieferen Wertstufe. Hingegen wird
ein Anteil von 32 Prozent der weltweiten jährlichen Plastikproduktion weder
deponiert noch verbrannt, sondern verlässt das System unkontrolliert nach
der Nutzung.¹⁰ ¹¹
Ausdehnung, betroffene Gebiete, Dichte und Menge
Laut der Science-Studie von Anfang 2015 entspräche das Ergebnis des
errechneten Eintrags von schätzungsweise durchschnittlich jährlich ca. acht
Millionen Tonnen „fünf Supermarkt-Tüten voller Plastik pro 30 Zentimeter
Küstenlinie",³ laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) von Ende
2014 gelangen jedes Jahr rund 6,4 Mio. t Plastik-Abfälle in die Ozeane.¹²
Ende 2014 berichtete eine internationale Forschergruppe im Fachmagazin PLOS
ONE nach ihrer Auswertung von Zahlen aus 24 Untersuchungen mit über 1.500
einzelnen Datensammlungen, darunter erstmals auch für Plastikteile > 5 mm,
dass sich in den Weltmeeren: den fünf subtropischen Meereswirbeln, an
belebten Küstengebieten Australiens, im Golf von Bengalen sowie im
Mittelmeer mehr als 269.000 Tonnen bzw. mehr als 5,25 Billionen Teilchen
Plastikmüll befänden. Die kleinsten Teilchen hätten sich abseits nahe dem
Nordpol gefunden.¹³ ¹⁴
Laut Informationen der National Oceanic and Atmospheric Administration
(NOAA) und Wissenschaftlern der Sea Education Association (SEA) gab es
lange keine präzise Schätzung der Größe der von Plastikmüll verseuchten
Gebiete.¹⁵ ¹⁶
Laut deutschem Umweltbundesamt befanden sich 2013 100 bis 150 Millionen
Tonnen Abfälle in den Meeren, 60 % davon aus Plastik. 70 % des Abfalls
sänken auf den Meeresboden, 15 % schwämmen an der Wasseroberfläche und 15 %
würden an Strände gespült.¹⁷ Auf Fotografien vom arktischen Tiefseeboden
zwischen Spitzbergen und Grönland fanden sich hochgerechnet „83 Müllteile
pro Fußballfeld";¹⁸ 2010 hatte sich dort in 2.500 Metern Tiefe nach zehn
Jahren die Menge des abgesunkenen Plastikmülls verdoppelt.¹⁹
Eine Studie unter der Leitung des Spanish National Research Council (CSIC)
hat, basierend auf einer mehrmonatigen Expedition (2010/2011) und
Probenentnahmen an über 300 Orten der Weltmeere berechnet, dass 88 % der
weltweiten Meeresoberflächen mit Mikroplastik verschmutzt sind.²⁰
Nach Informationen des United Nations Environment Programme (UNEP) von 2005
schwimmen durchschnittlich bis zu 13.000 Plastikteilchen auf jedem
Quadratkilometer Ozean.²¹ Die NOAA weist jedoch darauf hin, dass UNEP zu
dieser Angabe keine wissenschaftliche Quelle anführt.²²
Mittelmeer
Im Mittelmeer kommt Schätzungen zufolge auf zwei Plankton-Lebewesen ein
Teil Mikroplastik bzw. es wurden bis zu 300.000 Teilchen pro
Quadratkilometer gefunden.²³
Nord- und Ostsee
Ca. 20.000 Tonnen Müll, vor allem aus Schifffahrt und Fischerei, gelangen
jährlich in die Nordsee. Entlang untersuchter Strandabschnitte der
Wattenmeerküste Deutschlands und Hollands machten Plastik und Styropor über
75 Prozent des angespülten Abfalls aus;²⁴ auf dem Grund der Nordsee sollen
2012 rund 600.000 Kubikmeter Plastikmüll gelegen haben.²⁵
An der Küste der Ostsee befinden sich an manchen Strandabschnitten bis zu
sieben Abfallteile pro Meter,¹⁷ an den Küstenlinien des Nordostatlantiks
(OSPAR-Region) fanden sich in den Jahren 2000 bis 2006 durchschnittlich 712
Müllteile pro 100 m.²⁴
Rund um Großbritannien wurden durchschnittlich 12.000 bis maximal 150.000
Mikroplastik-Partikel pro Quadratkilometer gefunden.²³
Nordpazifik
Besonders bekannt für seine erhöhte Konzentration von Plastikteilen ist das
Gebiet des Nordpazifikwirbels zwischen Nordamerika und Asien, das auch als
Great Pacific Garbage Patch bezeichnet wird.
In englischsprachigen Medien wurde das von Plastikmüll betroffene Gebiet
als doppelt so groß wie Texas²⁶ ²⁷ oder doppelt so groß wie die Vereinigten
Staaten²⁸ beschrieben. Eine Wissenschaftlerin der Oregon State University
kommt zu dem Schluss, dass sich die höchsten bisher veröffentlichten Werte
hochgerechnet zu einer geschlossenen Fläche addieren würden, die nur einem
Prozent der Größe von Texas entspräche.²⁹ Deutsche Medien vergleichen es
mit der Größe Mittel- bzw. Westeuropas.³⁰ ³¹ ³² Tatsächlich lässt sich die
Größe kaum angeben, da die Grenzen diffus sind - lediglich die
Partikelkonzentration ließe sich quantifizieren.³³
Für den Great Pacific Ocean Garbage Patch werden eine Million Teilchen
Kunststoff pro Quadratkilometer angenommen, also ein Teil pro
Quadratmeter.³⁴ Anfang 2008 wurde berichtet, dass etwa 100 Millionen Tonnen
Kunststoffmüll (mit steigender Tendenz) in dem Müllstrudel zirkulieren.²⁸
Die Plastikteile sind laut Informationen der NOAA bis zu 16 Jahre in dem
Kreisel zu finden. Unter anderem von Charles Curtis Ebbesmeyer stammen
verschiedene Strömungsmodelle zur Anlandung im Küstenbereich.³⁵
Nach einer im Oktober 2015 im Magazin Polar Biology online veröffentlichten
Mitteilung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) fänden sich Plastikabfälle
auch bereits auf der Wasseroberfläche der Arktis (Nordpol). Die Herkunft
sei unklar; entsprechende Daten wurden erstmals bei einer Expedition 2012
zwischen Grönland und der östlich davon liegenden Inselgruppe Spitzbergen
erhoben.³⁶
Anfang 2016 wurden nach über sechs Monate dauernden Messungen an 18 Stellen
für das Meer vor New York 165 Mio. Plastikteile hochgerechnet (bzw. mehr
als 250.000 / km²) - zu 85 % mit einer Größe von unter 5 mm.³⁷
Weitere Müllstrudel
Der subtropische Wirbel des Nordpazifiks ist der...
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