Kompetent fördern und fordern - Handlungshilfen für die Benachteiligtenförderung

von: Manuela Kramer, Daniela Stoecker, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH

wbv Media, 2008

ISBN: 9783763946150 , 56 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 17,90 EUR

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Kompetent fördern und fordern - Handlungshilfen für die Benachteiligtenförderung


 

Einleitung (S. 5-6)

Status quo in der Benachteiligtenförderung

In der Regel haben Jugendliche im Alter von 15 oder 16 Jahren die allgemeinbildende Schulpflicht abgeleistet. Zu Beginn der betrieblichen Ausbildung beträgt das Durchschnittsalter allerdings fast 19 Jahre. Es stellt sich also die Frage, wo die Jugendlichen in der Zwischenzeit nach Abschluss der Schule bis zum Beginn der Berufsausbildung verbleiben. Ein Großteil dieser jungen Menschen durchläuft zunächst Maßnahmen der Berufsausbildungsvorbereitung, die sie auf die Anforderungen einer Ausbildung vorbereiten sollen und individuelle Kenntnis- oder Qualifikationslücken ausgleichen bzw. nachträglich vermitteln.

Gelingt der erfolgreiche Übergang in eine betriebliche Ausbildung im Anschluss daran nicht, stellt die Benachteiligtenförderung zudem überbetriebliche Ausbildungen oder nachqualifizierende Maßnahmen bereit, um die jungen Erwachsenen an einen Berufsabschluss heranzuführen und ihnen damit die Chance auf eine Integration in die Arbeitswelt zu eröffnen. Angesichts der Ausbildungslücke in den vergangenen Jahren und begleitet von der Diskussion um Ausbildungsreife hat sich die Benachteiligtenförderung als einer der tragenden Pfeiler des beruf lichen Bildungssystems etabliert.

Auch wenn sich der Ausbildungsmarkt aktuell erfreulicherweise entspannt und damit die Erfolgschancen junger Menschen bei der Ausbildungssuche deutlich steigen, gibt es immer noch viele Jugendliche, die den Übergang von der Schule in eine Ausbildung und in die Arbeitswelt ohne Unterstützung nur schwer bewältigen können. Neben dem Begriff der Benachteiligtenförderung hat sich in letzter Zeit zunehmend der Begriff des Übergangsmanagements etabliert.

Dieser trägt dem Umstand Rechnung, dass es sich beim Übergangsproblem von der Schule in Ausbildung nicht nur um individuelle bzw. soziale Probleme handelt, sondern zu einem beachtlichen Teil um ein marktbedingtes Ungleichgewicht des Verhältnisses von Nachfrage- und Angebot. Im Folgenden ist jedoch die Rede von Benachteiligtenförderung, da diese dem Verständnis der Autoren nach nicht nur den Übergang an der ersten Schwelle, sondern noch deutlicher die individuelle Persönlichkeitsförderung und auch Nachqualifizierung junger Erwachsener umfasst. Die hochwertige Arbeit der pädagogischen Fachkräfte in der Benachteiligtenförderung ist in der beruflichen Bildung nicht mehr wegzudenken.

Doch gerade diesen engagierten Akteuren fehlt es oft an der notwendigen Unterstützung, da noch immer passgenaue Qualifizierungen fehlen und die Anforderungen in dem Arbeitsfeld sehr hoch sind. So arbeiten die Fachkräfte mit einer stark heterogenen Zielgruppe. Hinzu kommt, dass die pädagogischen Fachkräfte den verschiedensten Berufsgruppen entstammen, vordergründig sind dies Berufsschullehrer, Sozialpädagogen sowie Ausbilder und Meister.

Im Rahmen ihrer Ausbildung werden diese Berufsgruppen in der Regel nicht systematisch auf eine Tätigkeit in der Benachteiligtenförderung vorbereitet, sondern sie sammeln ihr Wissen überwiegend aus Praxiserfahrung und in informellen Lernprozessen, die sie während ihrer Tätigkeit mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchlaufen. Nicht zuletzt spüren die Akteure den finanziellen Druck, unter dem viele Bildungseinrichtungen heute stehen: um Geld zu sparen, wird zum Teil qualifiziertes Personal durch günstigere, nicht spezifisch qualifizierte oder berufsunerfahrene Fachkräfte ersetzt.