Audiodesign - Kommunikationskette, Schall, Klangsynthese, Effektbearbeitung, Akustische Gestaltung

von: Hannes Raffaseder

Carl Hanser Fachbuchverlag, 2002

ISBN: 9783446223592 , 305 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 29,90 EUR

Mehr zum Inhalt

Audiodesign - Kommunikationskette, Schall, Klangsynthese, Effektbearbeitung, Akustische Gestaltung


 

"1 Akustische Kommunikation (S. 13-14)

1.1 Audiodesign – eine Begriffsbestimmung

1.1.1 Was ist Audiodesign?

Audíodesign befasst sich zunächst im weitesten Sinne mit den Eigenschaften und Wirkungen der akustischen Umwelt, um diese in weiterer Folge konkreten Absichten folgend zu gestalten. Diese akustische Umwelt setzt sich im Allgemeinen aus einer Vielzahl von unterschiedlichen akustischen Ereignissen zusammen. Unter einem akustischen Ereignis ist dabei ein Sinnesreiz zu verstehen, der primär mit Hilfe des menschlichen Gehörs wahrgenommen wird. Solche akustischen Ereignisse werden zum Teil bewusst erzeugt und gezielt eingesetzt, wie dies beispielsweise bei Musik, Alarmsignalen oder der menschliche Sprache der Fall ist. Sie können aber auch ohne spezielle Absicht produziert werden (Maschinenlärm, Schritte, das Klappern einer Mühle etc.) oder auf natürliche Weise (Vogelgezwitscher, Wasserrauschen etc.) entstehen.

Eine Vielzahl von menschlichen Handlungen, natürlichen Vorgängen und Bewegungen bewirkt stets auch charakteristische akustische Ereignisse. Die Handlung als Ursache und das akustische Ereignis als deren Wirkung sind dabei fest aneinander gebunden.

Aus diesem Grund ist es nicht ausreichend, Audiodesign lediglich auf die Gestaltung der akustischen Ereignisse selbst zu beschränken. Viel mehr ist es notwendig, bereits bei den Vorgängen und Handlungen anzusetzen, die diese akustischen Ereignisse hervorrufen. Das bedeutet für die Praxis beispielsweise, dass Audiodesign unbedingt schon beim Verfassen eines Drehbuchs, beim Entwurf einer Maschine, bei der Planung einer Straße etc. eine Rolle spielen muss. Freilich sieht die Realität bisher meist leider anders aus. So müssen viele Anstrengungen unternommen werden, um diverse Mängel im Nachhinein – etwa durch das Aufstellen teurer Lärmschutzwände – zu korrigieren.

1.1.2 Warum Audiodesign?

Unsere Welt – oder besser: wie wir diese wahrnehmen – wird zweifellos von visuellen Sinneseindrücken dominiert. Kein Popkonzert ohne Bühnenshow, kein Hit ohne Videoclip, keine CD ohne Cover! Selbst im Bereich der klassischen Musik scheinen mittlerweile jene Künstler am erfolgreichsten zu sein, die die Wichtigkeit ihres optischen Erscheinungsbildes erkannt haben und sich entsprechend präsentieren. Also selbst in Bereichen, in denen es eigentlich ausschließlich um Musik gehen sollte, gibt meist schon das Auge „den Ton an"".

In Anbetracht dieser Umstände wird vielfach die Frage gestellt, warum für Audiodesign überhaupt Zeit und Geld verschwendet werden sollte. Auf die Frage nach Funktionen und Zielsetzungen von Audiodesign wird im Laufe des Buches freilich noch mehrmals ausführlich eingegangen. Trotzdem sollen einige Punkte schon vorweg Erwähnung finden:

Das Ohr lässt sich – ganz im Gegensatz zum Auge – nicht einfach verschließen. Ob wir wollen oder nicht, das Ohr ist bei jeder Wahrnehmung ganz automatisch beteiligt. Mangelhaftes akustisches Design stört auch (oder gerade) dann, wenn es nur unbewusst wahrgenommen wird!

Oft ist es möglich, akustische Ereignisse zu hören, die nicht sichtbar sind. Das Ohr ist in der Lage, alle Klänge und Geräusche in einem Raum wahrzunehmen. Anders als das Auge ist es nicht an einen Blickwinkel gebunden.

Manche Aktionen passieren auch ganz einfach zu schnell, um sie allein mit dem Sehsinn richtig erfassen zu können. Die mit solchen Aktionen verbundenen akustischen Ereignisse dauern aber oft länger an. Als Beispiel wäre hier etwa ein Schuss aus einer Pistole zu nennen. Auch bei direkter Beobachtung ist es nicht leicht auszumachen, ob der Schütze nur auf ein Objekt zielt oder auch tatsächlich abdrückt."