Gefährdung Jugendlicher durch Alkohol und Drogen? - Eine Fallstudie zur Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen

von: Rainer Greca, Stefan Schäfferling, Sandra Siebenhüter

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2008

ISBN: 9783531913223 , 204 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 54,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Gefährdung Jugendlicher durch Alkohol und Drogen? - Eine Fallstudie zur Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen


 

"Suchtprävention auf kommunaler Ebene – Eine Herausforderungen für die Politik (S. 77-78)

Sandra Siebenhüter

1 Suchtprävention – eine politische Aufgabe

„Suchtprävention beginnt am besten vor Ort"", mit diesen Worten eröffnete die ehemalige Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk (Caspers-Merk 2001: 7) die Reihe des im Oktober 2001 erstmalig bundesweit gestarteten Wettbewerbs „Vorbildliche Strategien kommunaler Suchtprävention"", die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Urbanistik durchgeführt wurde1. Im Rahmen dieser Wettbewerbe sollten Städte, Gemeinden und Landkreise aufzeigen, welche konkreten Maßnahmen zur Suchtprävention bei ihnen durchgeführt werden und wie diese in der Kommune verankert sind. Im Laufe der Jahre wurde die Reihe ergänzt durch die Wettbewerbe ""Tabakprävention vor Ort"" (2003/2004) und ""Alkoholprävention vor Ort"" (2005/2006) und im Herbst 2007 eine nochmalige Wirkungsanalyse der Wettbewerbe veröffentlicht (Bretschneider u.a. 2007). Das Ziel der Wettbewerbsreihe war zum einen die Mobilisierung von Kommunen im Bereich der Prävention, zum anderen aber auch die qualitative Verbesserung der Präventionsarbeit in den Gemeinden. Ein neuer Wettbewerb mit dem Schwerpunkt „Spielsucht und Gewaltvideos"" wird ins Auge gefasst wird.

Hintergrund dieses kommunalen Suchtpräventionsansatzes ist die politische und wissenschaftliche Überzeugung, dass es nicht ausreicht, dem Missbrauch von Drogen und Alkohol allein auf europäischer oder nationaler Ebene zu begegnen, sondern es gilt auch ganz konkret vor Ort Maßnahmen durchzuführen und Bedingungen zu schaffen, die den Zugang zu Alkohol und Drogen erschweren oder den bereits vorhandenen Missbrauch reduzieren. Da der Konsum von Drogen (legalen wie illegalen) eine der am weitesten verbreiteten, riskanten gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen bundesdeutscher Jugendlicher darstellt, haben Präventionsprogramme immer auch zum Ziel Lebenskompetenzen von Kindern und Jugendlichen zu fördern, um einen „gesunden"" Umgang mit Suchtmitteln zu gewährleisten. Daher ist es nachvollziehbar, dass Suchtprävention dort besonders vielversprechend ist, wo Jugendliche und Heranwachsende ihr unmittelbares soziales Umfeld haben und somit direkt angesprochen werden können.

Nur eine überschaubare soziale Einheit wie die einer Kommune mit den darin beheimateten Akteuren und Institutionen ist demnach in der Lage institutionen- und akteursübergreifende Strategien der Suchtprävention anzubieten, bereits vorhandene Aktivitäten zu vernetzen und damit die Umsetzung suchtpräventiver Maßnahmen zu gewährleisten. Vorbild hierfür ist Robert Putnams Sozialkapitalbegriff (1993, 2001): Das Sozialkapital einer Person kann auch jenseits der Familie positive Effekte für Gruppen und für größere soziale Gebilde, wie etwa eine Gemeinde, hervorbringen. Die externen Effekte von freiwilligen Vereinigungen, Arbeitkreisen und lokalen Netzwerken mit dem Ziel der Prävention gehen dabei weit über den individuellen Nutzen hinaus. Sie dienen einer nachhaltigen gesellschaftlichen Integration und der Verankerung von gemeinsamen Werten und Normen, darüber hinaus schaffen sie Vertrauen, von dem auch Organisationen profitieren. Die geltenden sozialen Normen und horizontal strukturierten Netzwerke erleichtern ein koordiniertes Miteinander von Individuen durch Bildung dauerhafter sozialer Übereinkünfte und fördern insgesamt die Effizienz gesellschaftlichen Handelns. Ziel einer langfristig angelegten Präventionsarbeit muss es daher sein, Kinder und Jugendliche aber auch Erwachsene an jenen Orten zu erreichen, an denen sie ihre Alltagserfahrungen machen und sich regelmäßig aufhalten, also etwa in der Schule, am Arbeitsplatz, in Freizeiteinrichtungen oder bei Vereinen. Zumeist sind die Menschen dort besonders kooperativ, fühlen sich für ihr unmittelbares familiäres, schulisches, berufliches und gesellschaftliches Umfeld mitverantwortlich und sind bestrebt, aber auch in der Lage, dieses mit zu gestalten."