Transparenz der Risikoberichterstattung - Anforderungen und Umsetzung in der Unternehmenspraxis

von: Bogna Filipiuk

Gabler Verlag, 2009

ISBN: 9783834999597 , 333 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 49,44 EUR

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Transparenz der Risikoberichterstattung - Anforderungen und Umsetzung in der Unternehmenspraxis


 

"2 Unternehmen und Risiko (S. 10)

„Risiko-Management soll unternehmerische Initiativen, Innovationen und Wachstum nicht verhindern, sondern mithelfen, Gewinnpotenziale realistisch einzuschätzen und zu realisieren""

2.1 Diskussion des Risikobegriffes

Das Wort „Risiko"" wird auf das frühitalienische Wort „risicare"" (= „wagen"" im Sinne einer Entscheidungsfindung) zurückgeführt, bzw. ebenfalls auf das italienische Wort „resecum"" (= „Felsklippe""), das zu einem Inbegriff des Wagnisses bzw. der Gefahr wurde. Als „Wagnis"" bzw. als „Gefahr"" wird das subjektiv empfundene Gefühl genannt, nicht alle künftigen Entwicklungen vorhersehen und beherrschen zu können.

Dem Begriff Risiko wird jedoch eine engere Bedeutung zugeschrieben, indem er generell als kalkulierte Bedrohung eines Wertes für jemanden durch etwas – z.B. Sachverhalte oder Handlungen – definiert wird. In Anlehnung an Aristoteles werden zudem komplementäre Sach- und Wertaspekte des Risikos unterschieden, womit der objektive Sachverhalt und der subjektive Wert eines Risikos gemeint sind. Die Wertaspekte des Risikos wurden insbesondere durch die Risikoforschung im psychologischen und im soziologischen Bereich aufgegriffen.

Die wirtschaftswissenschaftliche Risikoforschung nahm ihren Anfang mit der mikroökonomischen Theorie der rationalen Wahl und der zugrunde liegenden Abgrenzung des Risikos als messbare Unsicherheit bei der Entscheidung, die auf Frank H. Knight zurückgeht. Dieses Konzept bildete dann die Grundlage für makroökonomische Überlegungen, insbesondere für die Kapitalmarkttheorie.

Das Risiko wurde als Varianz bzw. Standardabweichung der Rendite einer Investition ausgedrückt und von der sog. Modernen Portfoliotheorie als fundamentales Element einer Investitionsentscheidung modelliert. Die CAPM und APT-Modelle brachten in einem weiteren Schritt das Investitionsrisiko eines einzelnen Titels in einen quantifizierbaren Zusammenhang mit dem Markt und leiteten die Unterscheidung des systematischen und des unsystematischen Risikos ab.

Da diese durch zahlreiche Annahmen idealisierte und von der Empirie nicht eindeutig bestätigte Sichtweise kaum praktische Hinweise z.B. bezüglich des tatsächlichen Charakters oder der Struktur der mit einer Investition zusammenhängenden Risiken geben konnte, mussten andere Wege gefunden werden, um diese Risiken für die Praxis verstehbar, messbar und steuerbar zu machen.

Dies geschah durch die Verlagerung der Betrachtungsweise von der Sicht des aggregierten Kapitalmarktes zu der individuellen Perspektive der realen Marktteilnehmer: der Investoren und der Unternehmen. Während die empirische Risikowahrnehmung aus der Sicht der Investoren den Kern der Behavioral Finance bildet, widmet sich das betriebswirtschaftliche Risikoverständnis der Wahrnehmung der Risiken durch Unternehmen.

Die Tatsache, dass für ein börsennotiertes Unternehmen die größte Gefahr dann besteht, wenn sich die Investoren von ihm abwenden, sorgt für Konvergenz dieser beiden Sichtweisen. Sie impliziert, dass die Risikowahrnehmung des Investors in die Risikowahrnehmung des Unternehmens miteinbezogen wird. Aus diesem Grund ist die betriebswirtschaftliche Auffassung des Risikobegriffes, die anschließend dargestellt wird, für die Risikotransparenz im Sinne dieser Arbeit ausschlaggebend.

In der Betriebswirtschaftslehre wurden verschiedene Ansätze zum Risikoverständnis entwickelt. Den bekanntesten Systematisierungsversuch unternahm Imboden, indem er drei Gruppen der betriebswirtschaftlichen Risikofassungen unterschied: die Gruppe der extensiven Fassungen, die Gruppe der entscheidungsbezogenen Fassungen und die Gruppe der informationsorientierten Fassungen.

Das von der frühen BWL vertretene extensive Verständnis sah das Risiko als Begleiterscheinung jeder wirtschaftlichen Tätigkeit, die sich als Misserfolg in Form eines Kapital- oder Vermögensverlustes oder auch entgangenen Gewinns ausdrückt38. Charakteristisch für diese Phase ist die Auffassung vom Risiko als eine schicksalhafte Erfolgsbedrohung, so dass die Risikoursachen oder Beeinflussungsmöglichkeiten seitens der Unternehmer gar nicht thematisiert wurden."