Krankenhäuser auf dem Weg in den Wettbewerb - Der Implementierungsprozess der Diagnosis Related Groups

von: Vanessa Doege, Susanne Martini

Gabler Verlag, 2009

ISBN: 9783834999795 , 412 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 56,64 EUR

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Krankenhäuser auf dem Weg in den Wettbewerb - Der Implementierungsprozess der Diagnosis Related Groups


 

1 Einleitung (S. 1)

Die vorliegende Untersuchung thematisiert den Aufbau der Wettbewerbsfähigkeit von Krankenhäusern im Rahmen der Einführung der DRG-basierten Vergütung. Nachdem sich Krankenhäuser durch die Vergütung nach Tagespauschalen bislang in einer wettbewerbsfreien Umwelt bewegt haben, bedeutet die Vergütung nach Fallpauschalen einen Paradigmenwechsel.

Krankenhäuser werden vor die Herausforderung gestellt, einen umfangreichen Wandelprozess ihrer Prozesse und Strukturen zu realisieren, um sich in dem neuen Krankenhausmarkt zu positionieren. Betrachtet man die internationale DRG-Forschung, existieren bislang nur wenige Untersuchungen zum Implementierungsprozess der DRG-basierten Vergütung als Basis der Wettbewerbsfähigkeit von Krankenhäusern. Dies stellt das Thema der vorliegenden Untersuchung dar, in deren Problemstellung und Zielsetzung das Kapitel 1.1 einführt. Im Anschluss wird der Gang der Untersuchung in seiner Grundordnung vorgestellt (Kapitel 1.2).

1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Untersuchung

Kennzeichnend für den Krankenhaussektor ist, dass sich Krankenhäuser bis zur Gesundheitsreform 2000 durch den ordnungspolitischen Rahmen und das System der Krankenhausvergütung in einer wettbewerbsfreien Umwelt bewegten, in der ihre Existenz stets gesichert war.

Mit Blick auf den ordnungspolitischen Rahmen ist in der Krankenhausplanung festgeschrieben, dass die Bundesländer die Verantwortung für die wirtschaftliche Sicherung der Krankenhäuser tragen, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten (vgl. Bruckenberger 1998, 1ff). Die gesetzliche Grundlage für die Krankenhausplanung der Länder ist das Krankenhausfinanzierungsgesetz sowie landeseigene Krankenhausgesetze.

In der Krankenhausplanung werden neben dem Standort eines Krankenhauses insbesondere die Bettenkapazität nach medizinischen Fachrichtungen sowie die Funktionseinheiten eines Krankenhauses definiert. Die Länder haben demnach ein Entscheidungsrecht über die Zulassung eines Krankenhauses bei der Versorgung stationärer Patienten.

Die konkrete wirtschaftliche Sicherung der Krankenhäuser ist im §8 des SGB V verankert, in dem die Krankenkassen zur Erstattung der Behandlungskosten der im Krankenhausplan gelisteten Krankenhäuser verpflichtet sind. Entsprechend werden unwirtschaftliche Krankenhäuser mit vorgehaltenen Bettenüberkapazitäten von der Solidargemeinschaft der Versicherten mitfinanziert.

Damit stellt die Krankenhausplanung mit der Prämisse der Kostendeckung die Existenz der Krankenhäuser sicher, unabhängig von ihrer Wirtschaftlichkeit. Die Systematik der Krankenhausvergütung basierte vor der Einführung der DRGs auf Tagespauschalen (vgl. Lüngen/Lauterbach 2002b, 421f, Quirin 2005, 69, Frese et al. 2004, 737).

In jährlichen Pflegesatzverhandlungen zwischen Krankenhäusern und Krankenkassen wurden für die vereinbarten Leistungen die Kosten pro Tag auf Basis der ausgehandelten Budgets errechnet. Diese stellten die Krankenhäuser den Krankenkassen als Tagespauschale für jeden Tag einer stationären Behandlung in Rechnung.

Ein Tag mit einer mehrstündigen Operation wurde hierbei ebenso hoch vergütet wie der Entlassungstag eines Patienten. Die Tagespau- schale wurde lediglich mit Blick auf die medizinischen Fachrichtungen unterschieden, da für jede Abteilung eine individuelle Tagespauschale ermittelt wurde, der Abteilungspflegesatz. Zusätzlich zu diesem Abteilungspflegesatz wurde der Basispflegesatz abgerechnet, ein krankenhauseinheitlicher Betrag für Hotelleistungen wie Verpflegung und Verwaltung.

Allerdings hat die Vergütung nach Tagespauschalen zu Fehlsteuerungen geführt, die eine unwirtschaftliche Betriebsführung der Krankenhäuser unterstützt hat. So weist Deutschland im Jahr 2000 im internationalen Vergleich neben langen Verweildauern der Patienten auffallend hohe Kosten des Krankenhaussektors auf (vgl. Vogel/Möws 2000, 648).

Die Gesundheitsreform 2000 hat den Krankenhaussektor durch die Einführung der DRGbasierten Vergütung erstmalig mit einem Wettbewerbsgedanken um die knappen finanziellen Ressourcen im Gesundheitswesen durchdrungen (vgl. Roeder/Schick 2001, 500, Seidel- Kwem 2005, 10f, Pföhler 2004, 34, Borges-Schmidt 2002, 102, Wenzel et al. 2002, 55).