Ratgeber Soziale Ängste und Leistungsängste - Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher

von: Hendrik Büch, Manfred Döpfner, Ulrike Petermann

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2015

ISBN: 9783840925375 , 53 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 7,99 EUR

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Ratgeber Soziale Ängste und Leistungsängste - Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher


 

3 Wann kann man von einer sozialen Angststörung sprechen? (S. 13-14)

Angst an sich ist nicht immer etwas Schlechtes, im Gegenteil, sie schützt uns vor Gefahren. Jeder Mensch und jedes Tier hat Angst. Durch die Angst wird der Körper aktiviert und darauf vorbereitet, zu fliehen. Hätte man keine Angst, würde man Gefahrensituationen viel zu spät erkennen und hätte nicht genug Energiereserven, um schnell der Gefahr zu entkommen. Fast alle Menschen können über soziale Situationen berichten, in denen sie schon einmal Angst hatten oder sich sozial unsicher fühlten. Zum Beispiel, wenn man mit anderen Leuten zusammentrifft, die man noch nicht kennt, oder in Situationen, in denen man andere um einen Gefallen bitten oder eine Bitte ablehnen musste. Auch die meisten Kinder und Jugendlichen haben solche sozialen Ängste oder Leistungsängste. Zum Beispiel, wenn sie vor der Klasse etwas vorlesen oder ein Referat halten sollen oder wenn sie mit dem Lehrer oder der Direktorin sprechen müssen. Soziale Ängste im Kindesalter sind somit Teil einer normalen Entwicklung.

Erst wenn diese Ängste einen gewissen altersunüblichen Schweregrad erreicht haben, kann von einer Angst im Sinne einer psychischen Störung ausgegangen werden. So spricht man von einer sozialen Angststörung oder einer sozialen Phobie, wenn das Ausmaß der sozialen oder der Leistungsangst sehr viel stärker als bei anderen Gleichaltrigen auftritt und länger als sechs Monate anhält. Auch muss vom Kind beziehungsweise den Eltern ein Leidensdruck empfunden werden. Dies ist vor allem dann häufig der Fall, wenn das Kind oder der Jugendliche viele Situationen vermeidet und somit im Umgang mit anderen Menschen nicht das tun kann, was es oder er eigentlich gerne möchte. Es gibt jedoch einen fließenden Übergang von alterstypischen sozialen und Leistungsängsten hin zu einer sozialen Angststörung und in der Regel ist es sinnvoll, dass man auch schon Kindern und Jugendlichen hilft, die unter erhöhten sozialen oder Leistungsängsten leiden und noch keine Angststörung entwickelten haben, ihre Ängste zu bewältigen. Die im Anhang (vgl. Seite 51) zu diesem Ratgeber abgedruckte Checkliste soll dabei helfen, das Ausmaß an sozialer Angst einschätzen zu können. Wenn Sie sich mit der Checkliste eine erste Orientierung verschaffen möchten, sollten Sie aus Ihren Beobachtungen noch keine Diagnose ableiten, sondern dies der eingehenden Untersuchung durch einen spezialisierten Psychotherapeuten, Klinischen Kinderpsychologen oder Arzt überlassen. Da die Ängste sich meist in mehreren Lebensbereichen äußern, müssen Spezialisten in der Regel auch Lehrer oder Erzieher befragen, um eine entsprechende Diagnose abzusichern.