The Point - Wilde Hingabe - Bad-Boy-Romance

The Point - Wilde Hingabe - Bad-Boy-Romance

von: Jay Crownover

MIRA Taschenbuch, 2016

ISBN: 9783956495571 , 304 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 8,99 EUR

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The Point - Wilde Hingabe - Bad-Boy-Romance


 

1. KAPITEL


Brysen


Einige Männer kann man einfach nicht ignorieren. Es ist so, als würden sich alle anderen um sie herum nur in Zeitlupe bewegen oder als wären sie in Schwarz-Weiß aufgenommen, während er der einzige Farbklecks ist; das Einzige, was sich im Raum bewegt. Race Hartman war so ein Typ Mann. Obwohl uns ein ganzer Haufen lauter, aufgedrehter und betrunkener Leute voneinander trennte und ich bezweifelte, dass ihm überhaupt klar war, auf derselben Party wie ich zu sein, hatte ich doch nur Augen für ihn. Groß, blond, mit einem Gesicht und Körper ausgestattet, um das weibliche Geschlecht blind vor Lust zu machen, war er ohne Zweifel hübsch und lecker anzusehen – wie alles, was eher schädlich für einen ist. Ich wollte aufhören, ihn weiter anzustarren, konnte es aber nicht sein lassen. Er war dermaßen dynamisch … so verwegen. In meiner Welt, in der die Dinge grau und leblos waren, war er schlicht ein sinnlicher Leckerbissen für die Augen, und ich war dabei, ihn voller Verlangen zu verschlingen.

Mir fehlten die Zeiten, in denen ich bloß zur Schule gegangen war, Party gemacht, eine fantastische Zeit gehabt und mich so verhalten hatte, als gäbe es nichts auf der Welt, was mich kümmern könnte. Diese Tage waren lange vorbei, also ermahnte ich mich, besser damit aufzuhören, Race wie eine Idiotin anzustarren, und zu versuchen, diesen Abend zu genießen, an dem ich freihatte und auch zu Hause nicht gebraucht wurde. Meine kleine Schwester war über Nacht bei einer Freundin, und mein Vater hatte sich bereit erklärt, bei Mom zu bleiben. Dies war eine der seltenen Gelegenheiten, mich wie eine normale Einundzwanzigjährige benehmen zu können. Stattdessen verplemperte ich sie, indem ich dem älteren Bruder meiner besten Freundin hinterherhechelte – und schlimmer noch: Er war der wohl unpassendste Typ auf der ganzen Welt, um sich zu verknallen.

„Kennst du ihn?“

Meine Freundin Adria hatte mich überredet, heute Abend mitzukommen. Früher hatten derlei Partys mehr Spaß gemacht. Ich nippte an einem lauwarmen Bier aus einem roten Plastikbecher und kämpfte gegen meine Augen, deren Blick unwillkürlich zu Race wanderte.

„Er ist Dovies älterer Bruder“, antwortete ich.

„Ach, tatsächlich?“

Ihr Zweifel war berechtigt. Während Race eine majestätische Aura umgab, aussah wie eine goldene Gottheit, die vom Himmel herabgesandt wurde, um über uns nichtige Sterbliche zu herrschen, war Dovie Pryce ein zerzauster Rotschopf voller Sommersprossen und unauffälliger als unauffällig. Sie war niedlich – allerhöchstens, nicht so atemberaubend wie ihr Bruder. Außerdem war sie die netteste Person auf der ganzen Welt. Ich war ziemlich sicher, dass Races eindrucksvoller Körper nicht eine einzige nette Faser enthielt.

Meine Finger umklammerten den Plastikbecher fester, sowie er den Kopf drehte und mich mit seinen moosgrünen Augen anschaute.

„Ja wirklich.“ Meine Stimme war rauer als sonst, das fiel selbst mir auf.

„Wie kann das sein?“

Ich mochte Adria. Wir hatten Unternehmensfinanzierung zusammen, und sie war eine der wenigen, die mich nicht hatten fallen lassen, als ich zurück nach Hause ziehen musste, nachdem alles mit meiner Mutter den Bach runtergegangen war. Ich hatte nicht mehr wirklich was zu lachen, was bedeutete, dass ich auch kaum noch Freunde hatte. Die komplizierten Verhältnisse in der Hartman-Familie zu erörtern war allerdings auch nicht unbedingt das, was ich für diesen Abend geplant hatte. Races und Dovies Familiengeschichte war nicht gerade spaßig, doch genau das war es, wonach mir heute Abend war: Spaß.

Ich schluckte, denn Race bahnte sich den Weg durch die Menge der tanzenden und sich aneinanderreibenden Studenten in unsere Richtung. Instinktiv machten ihm die Leute Platz. Es war so, als würde ihn ein Magnetfeld aus roher Gewalt umgeben, welches sich nur diejenigen auszutesten trauten, die gern gefährlich lebten. Zu denen gehörte ich nicht. Zumindest redete ich mir das jedes Mal ein, wenn ich in seiner Nähe war.

Natürlich fand ich ihn richtig heiß, schon seit ich ihm das erste Mal begegnet war, während er Dovie bei der Arbeit abgesetzt hatte – er ahnte allerdings nichts davon. Race war kein braver Junge, und mein Leben war schwierig genug, auch ohne die Komplikation, die er mit sich brachte.

Um Race und all diese verräterischen Gefühle zu beherrschen, war ich richtig fies zu ihm … wirklich richtig, richtig gemein. Ich war eiskalt. Ich gab mich desinteressiert. Ich war unhöflich, manchmal sogar bösartig. Ich behandelte ihn, als sei er eine widerwärtige, eklige Person, und wenn das nicht klappte, ignorierte ich ihn und tat so, als sei es reine Zeitverschwendung für mich, auch nur mit ihm zu reden. Doch es wurde immer schwieriger, mich so zu verhalten: Je mehr ich ihn missachtete, desto charmanter verhielt er sich mir gegenüber. Wir waren in einem aufreizenden Spiel gefangen, und ich hatte große Angst, dieses Spiel zu verlieren. Race wollte mich und verbarg das auch nicht. Und ich hatte keine Ahnung, wie lange ich noch meine unberechenbare Lust gegen die Attacken dieser grünen Augen und dieses goldlockigen wunderbaren Kopfes im Zaum halten konnte.

Er ließ ein Millionen-Watt-Lächeln in meine Richtung aufblitzen und blieb stehen. Er überragte mich bei Weitem. Selbst mit meinen Fünfzehn-Zentimeter-Absätzen wirkte ich winzig.

„Ach, hallo Brysen.“

Ich verdrehte die Augen und hob den Becher an, um mein unkontrolliertes Schlucken zu verstecken, das seine raue Stimme ausgelöst hatte. „Race.“

Adria rammte mir ihren spitzen Ellbogen in die Seite.

Ich räusperte mich und schaute zu ihr. „Das ist meine Freundin Adria.“

Er streckte ihr seine große Hand entgegen und umfasste ihre viel kleinere. Ich sah förmlich vor mir, wie ihr Slip feucht wurde.

„Was tust du denn hier?“, wandte er sich an mich.

Ich hätte ihn das fragen sollen. Dies war eine College-Party, voll mit betrunkenen Jungs und Mädchen. Ich war wenigstens an der Uni um die Ecke eingeschrieben, aber Race hatte sein akademisches Leben längst für eine kriminelle Existenz und jede Menge illegaler Aktivitäten an den Nagel gehängt. Er war derjenige, der nicht hier sein sollte.

„Nur ein bisschen Spaß haben.“ Ich bemühte mich, meine Stimme möglichst uninteressiert klingen zu lassen. Doch wenn er hören könnte, wie mein Herz schlug, hätte mein Spiel ein Ende.

Langsam zog er eine seiner blonden Brauen hoch und lächelte mich an. Oh Gott, in seiner linken Wange hatte er ein Killer-Grübchen! Unbedingt wollte ich mit meiner Zunge darüberstreichen. Ich grub meine Fingernägel in meine Handflächen und atmete tief durch.

„Spaß haben? Ich bin erstaunt, dass du weißt, wie das geht, Bry“, erwiderte er.

Er hatte völlig recht. Ich konnte also nur meinen Blick senken und die Eiskönigin-Maske wieder aufsetzen, die ich ja dauernd in seiner Anwesenheit zur Schau trug.

„Und was machst du hier, Race? Armen College-Studenten ihre Stipendien-Schecks aus den Rippen leiern?“

Er hob die andere Braue. Als er uns erneut sein typisches Lächeln schenkte, haute es sowohl Adria als auch mich fast um. Etwas Düsteres flackerte in seinen grünen Augen auf, ich wollte einen Schritt zurücktreten. Race war in vieler Hinsicht gefährlich, das musste ich im Gedächtnis behalten.

„Die meisten College-Kids haben keinerlei Verstand und mögen Herausforderungen. Das ist der ideale Nährboden für mich. Außerdem fängt nächstes Wochenende die Football-Saison an, deshalb musste ich mich um ein paar frühe Kunden kümmern.“ Sein Blick glitt über den Scheitel meines seidig glänzenden Bobs bis zu den Spitzen meiner High Heels. „Ich bin länger geblieben – wegen der Aussicht.“

Adria räusperte sich und schaute uns abwechselnd an. „Kunden? Bei einer Party? Was genau machst du eigentlich?“

Wenn sie wüsste, was für illegale Dinge Race so tat …

Er legte den Kopf schräg, und das blendende Lächeln, das er wie eine Waffe benutzte, erlosch. Race Hartman hatte viele Facetten. Seine dunklere härtere Seite hatte sich erst gezeigt, nachdem er beschlossen hatte, die Führung eines großen Verbrechersyndikats zu übernehmen, nachdem er eine entscheidende Rolle dabei gespielt hatte, Novak, die ehemalige Nummer eins, zur Strecke zu bringen. Race war nicht nur ein Bad Boy, ein Krimineller, er war der Bad Boy schlechthin. Er kontrollierte verbotene Wetten, verlieh Geld zu Wucherzinsen, betrieb illegale Spielhallen, half seinem besten Freund dabei, gestohlene Autos zu zerlegen und zu verschieben, und sorgte außerdem dafür, dass jeder in The Point wusste, dass er jetzt derjenige war, der auf der Straße das Sagen hatte. Eigentlich war er viel zu hübsch, um so schrecklich zu sein, aber dank Dovie wusste ich genau, wie viel Dreck Race am Stecken hatte, seit er Novaks Imperium leitete. Ganz zu schweigen davon, dass sein neuer Geschäftspartner ein skrupelloser, eiskalter Zuhälter und Geldwäscher war. Nassir musste zwielichtig und rätselhaft sein, schließlich steuerte er jede Untergrund-Operation in der Innenstadt. Es schien, als hätten viele seiner Eigenschaften auf Race abgefärbt.

„Ich verdiene Kohle, Süße.“

Und das machte er. Ich bewegte mich unruhig auf meinen zu hohen Schuhen hin und her und versuchte, ihn nicht bemerken zu lassen, wie mein Puls unter seinem eindringlichen Blick raste. Irgendwas hatte es schon, von einem Mann begehrt zu werden, von dem ich wusste, dass er jeden hier im Raum vernichten könnte. Es durfte eigentlich kein tolles Gefühl sein, nicht dieses Ziehen in mir verursachen und mein Inneres pulsieren lassen. Aber das tat...