Der Weg ins Leben - Schwangerschaft und Geburt aus ganzheitlicher Sicht

von: Ruediger Dahlke, Margit Dahlke, Volker Zahn

C. Bertelsmann, 2009

ISBN: 9783641010188 , 481 Seiten

Format: ePUB, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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Der Weg ins Leben - Schwangerschaft und Geburt aus ganzheitlicher Sicht


 

Lernaufgaben als Chancen annehmen (S. 221-222)

Während der Deutungsarbeit zu diesem Buch wurde uns schnell bewusst, wie sensibel die Themen Schwangerschaft und Geburtshilfe zu beschreiben sind – zum einen weil durch die besonderen körperlichen und seelischen Umwälzungen im Leben einer Frau während dieser Zeit eine gesteigerte Empfindsamkeit besteht, zum anderen weil in der Regel jede Frau jetzt das Beste für ihr Kind will, sich damit meist stark für Situations- und Krankheitsdeutung interessiert und sie diese verstärkte Bewusstheit in besonderem Maß verletzlich macht. Es geht uns jedoch niemals – und schon gar nicht in dieser sensiblen Situation – darum, bereits bestehende Empfindlichkeiten oder Schuldgefühle zu verstärken oder gar neue überhaupt erst anzuregen. Verantwortung im Sinn von Antworten suchen und finden, das ist unser zentrales Anliegen.

Natürlich reagiert eine Frau in der Schwangerschaft noch betroffener, wenn sich plötzlich unbewusste Seeleninhalte und Schattenthemen mehr oder weniger heftig manifestieren. Sowohl in unserer Praxis als auch in unserem eigenen Leben hat sich aber gezeigt, wie hilfreich und heilsam es sein kann, trotz solcher Betroffenheit entsprechende Deutungsvorschläge an sich heranzulassen.

Wir – Margit und Ruediger Dahlke – haben selbst die konkrete Erfahrung gemacht, dass jedes Kind gleichsam ein Bote des Schicksals ist: Es wird uns zu unserem Heilwerden geschickt, und es kommt auch zu seinem eigenen Heilwerden zu uns. Die Schicksalsgöttinnen haben uns beiden ein wundervolles Kind zugedacht, das mit den Augen der »Normalität« betrachtet allerdings ganz anders ist und als »Schicksalsschlag« einzuordnen wäre.

Unsere Tochter Naomi hat ein so genanntes Down-Syndrom, einen Chromosomenschaden. Als sich dieser Verdacht im fünften Schwangerschaftsmonat ergab und sich dann immer mehr verhärtete, haben uns Zweifel und Verzweiflung eingeholt. Zum Glück hat uns das Vertrauen in die Weisheit des Schicksals jedoch gezeigt, dass wir Naomi, die fast ausschließlich ihre Gefühle lebt, brauchten, um unser Leben zu bereichern und heiler werden zu lassen. Viele der sich ergebenden Probleme lösten sich dadurch, dass wir hinter ihnen einen Sinn erkennen konnten. Aber die Zeiten solcher Lösungen waren durchaus nicht leicht.

Naomi hat uns mit vielen unserer eigenen Themen konfrontiert: Wir lernten die Schulmedizin mit ihren immensen Fähigkeiten vor allem durch die beiden Herzoperationen, die Naomi benötigte, wieder schätzen. Wir mussten das Leid und die Ängste erfahren, wenn der Tod nahe rückt. Wir mussten angesichts der an Normen orientierten therapeutischen Frühförderungsmaßnahmen, denen sich Naomi konsequent verweigerte, für ihren und unseren Weg kämpfen – gegen ein besserwissendes und -meinendes medizinisch-pädagogisches Zwangsbeglückungssystem. Wir lernten neben den uns schon vertrauten Nachteilen der Antibiotika auch deren Vorteile kennen.

Wir mussten uns mit dem Impfen neu und persönlicher auseinander setzen. Wir mussten lernen, dass es manchmal besser sein kann, den strikten Weg der klassischen Homöopathie, die nur das eine Simile als einziges Mittel duldet, hintanzustellen, und waren dankbar für einige »bewährte Indikationen«. Diese unspezifischen und eigentlich unhomöopathisch eingesetzten Mittel haben uns manche schulmedizinischen Medikamente erspart.

Wir hatten und haben die allerglücklichsten Momente mit Naomi. Insgesamt lehrt sie uns, offener zu sein. Sie zeigt uns, dass Theorien und Systeme hilfreiche Stützen sein können, dass letzten Endes aber immer der Mensch mit seinen individuellen Gegebenheiten und seiner Einzigartigkeit im Mittelpunkt steht und die einzig gültige Wirklichkeit darstellt. Diese Erfahrung weiterhin annehmen und vertiefen zu können, das wünschen wir uns von ganzem Herzen.