Wie wirksam ist Biofeedback? - Ein therapeutisches Verfahren

von: Alexandra Martin, Winfried Rief (Hrsg.)

Hogrefe AG, 2008

ISBN: 9783456946450 , 289 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 32,99 EUR

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Wie wirksam ist Biofeedback? - Ein therapeutisches Verfahren


 

10 Schlafstörungen (S. 91-92)

Hans-Jürgen Korn &, Lothar Niepoth

10.1 Störungsbild

Nichtorganische Schlafstörungen werden in der Klassifikation der ICD-10 in sogenannte «Dyssomnien» unterteilt, die mit einem Schlafmangel oder übermäßiger Tagesmüdigkeit einhergehen. Darüber hinaus werden «Parasomnien» aufgeführt, worunter Schlafstörungen zu verstehen sind, die mit abnormalen motorischen und/oder autonomen Ereignissen einhergehen, wie z. B. Albträume, Schlafwandeln oder das nächtliche Zähneknirschen («Bruxismus»).

Die häufigste Schlafstörung unter den Dyssomnien ist die «nichtorganische Insomnie » (F51.0): Klagen über Ein- und Durchschlafstörungen oder eine schlechte Schlafqualität stehen dabei im Vordergrund, die mindestens 3 Mal pro Woche über einen Zeitraum von mindestens einem Monat vorhanden sein sollen. Für eine entsprechende Diagnosestellung ist außerdem erforderlich, dass die Betroffenen sich überwiegend mit der Schlafstörung beschäftigen und sich übertriebene Sorgen über mögliche negative Konsequenzen machen. Die Schlafprobleme sollen darüber hinaus einen deutlichen Leidensdruck verursachen und sich störend auf Alltagsaktivitäten auswirken.

Derartige Schlafstörungen gehören zu den häufigsten psychosomatischen Beschwerden. Nach einer Übersicht von Weyerer und Dilling (1991) leiden 15 bis 35% der Bevölkerung in westlichen Industrienationen darunter. Eingegangen wird hier auf die Biofeedback-Anwendung bei Dyssomnien. In einem Übersichtsbericht der American Academy of SleepMedicine (Morin et al., 1999) zur nichtpharmakologischen Behandlung der chronischen Insomnie, in der 48 klinische Studien und zweiMeta-Analysen eingeschlossen wurden, kommen die Autoren zu folgendem Schluss: Nach den Kriterien der American Psychological Association wird Biofeedback neben der Schlafrestriktion und multimodalen kognitiven Verhaltenstherapie als wahrscheinlich effektives Behandlungsverfahren bei der Insomnie eingeschätzt. Als empirisch gesicherte Behandlungsverfahren gelten die Stimuluskontrolle, ProgressiveMuskelrelaxation und die Paradoxe Intention.

In dieser Studien-Übersicht erfüllten neun kontrollierte Studien zum Biofeedback die Einschlusskriterien (Freedman &, Papsdorf, 1976, Hughes &, Hughes, 1978, Coursey et al., 1980, Hauri, 1981, Hauri et al., 1982, Nicassio et al., 1982, Van der Plate &, Eno, 1983, Sanavio, 1988, Sanavio et al., 1990). Allein acht Studien davon konnten eine positiveWirkung von EMG-Biofeedback bei Einschlafstörungen zeigen. Zusätzlich zu der von Morin et al. (1999) aufgelisteten kontrollierten Studien zum Biofeedback existiert noch eine deutsche Studie (Engel-Sittenfeld et al. 1980). In Tabelle 1 werden die Originalstudien zur Evidenzbasierung der Biofeedback-Behandlung von Insomnie-Patienten aufgeführt.

Seit der letzten Studie von 1990 (Sanavio et al.) wurden keine weiterenUntersuchungen zurWirksamkeit von Biofeedback bei der Behandlung von Schlafstörungen durchgeführt (siehe auch die Aktualisierung der Übersichtsarbeit von Morin et al. (2006). Von den vorliegenden Studien konnten vier die Biofeedback-Effekte mit polysomnographischen Messungen belegen (Freedman &, Papsdorf, 1976, Coursey et al., 1980, Hauri, 1981, Hauri et al., 1982). In zwei einzelnen Studien (Hughes &, Hughes, 1978, Van der Plate &, Eno, 1983) zeigte sich Pseudofeedback genauso effektiv wie die richtige Feedback-Modalität, allerdings muss zumindest eine Studie davon (Hughes &, Hughes, 1978) aufgrund methodischer Mängel (unklare diagnostische Einschlusskriterien) einschränkend gewertet werden.

Insgesamt waren die Therapieerfolge in den von Morin et al. (1999) berücksichtigten Studien, mit denen von Standard-Entspannungsmethoden vergleichbar. So testeten Freedman und Papsdorf (1976) ein Frontalis-EMG-Biofeedback gegenüber Progressiver Muskelentspannung und einer Gymnastik-Kontrollgruppe («Williams Excercises»). Einschlusskriterien für die Studie waren das Vorliegen von insomnischen Beschwerden für mindestens 4 Nächte proWoche mit einer Einschlaflatenz von einer Stunde während des letzten halben Jahres. Gesichert wurde die Diagnose über polysomnographische Messungen im Schlaflabor.