Praxishandbuch zur verhaltenstherapeutischen Behandlung schizophren Erkrankter

von: Peter Zorn, Volker Roder, Mario Pfammatter, Karl Andres, Hans Dieter Brenner, Daniel R. Müller

Hogrefe AG, 2008

ISBN: 9783456944722 , 395 Seiten

2. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 57,99 EUR

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Praxishandbuch zur verhaltenstherapeutischen Behandlung schizophren Erkrankter


 

5.Rahmenbedingungen der Therapiedurchführung: PKB und WAF (S. 123-124)

5.1 Allgemeine Indikationskriterien und Gruppenzusammenstellung

Das PKB und die WAF-Programme richten sich an Patienten mit einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis, die eine oder mehrere Krankheitsepisoden erlebt haben und deren Diagnose als gesichert gelten kann. Eine Teilnahme ist indiziert, wenn die Patienten mindestens partiell stabilisiert sind und sich in der Remissionsphase befinden. Patienten mit ausgeprägter Negativsymptomatik, mit moderater persistierender Positivsymptomatik oder mit deutlichen kognitiven Beeinträchtigungen können bei Gruppenfähigkeit ebenfalls einbezogen werden. Hinsichtlich Geschlecht und Alter ist eine heterogene Zusammensetzung der Gruppe von Vorteil.

Als Altersgrenze hat sich dabei der Bereich zwischen 20 und 50 Jahren bewährt. Homogenität ist bei Gruppen dagegen bezüglich Intelligenz, Lernfähigkeit und Ausmaß der Beeinträchtigung der Informationsverarbeitung anzustreben. Die Intelligenz der Teilnehmer sollte jedoch den unteren Durchschnittsbereich nicht unterschreiten, da andernfalls die Gefahr einer Überforderung durch die komplexeren Übungen der Programme besteht. Ausschlusskriterien für eine Gruppenteilnahme sind vorherrschende Akutsymptome, schwerwiegender Drogen- oder Alkohol-Abusus («Doppeldiagnose-Patienten») sowie erhebliche krankheitsbedingte Beeinträchtigungen im Bereich sozialer Basisfertigkeiten, die eine Teilnahme an einer geschlossenen Therapiegruppe sehr erschweren würden.

Beispiele hierfür wären: Patienten mit stark eingeschränkten Kommunikationsfertigkeiten (mutistisch oder logorrhöeisch) oder mit schweren kognitiven Störungen, die ein geordnetes und themenbezogenes Sprechen kaum mehr ermöglichen. Ebenso nehmen Patienten an den Therapiegruppen nicht teil, welche die Gruppensituation oder die zu bearbeitende Thematik wahnhaft verarbeiten würden, oder solche, die durch das Ausmaß ihrer Produktivsymptomatik so stark beeinträchtigt sind, dass eine soziale Kontaktaufnahme erheblich erschwert wird. Außerdem hat sich eine Teilnahme von Patienten mit geringen Deutschkenntnissen aufgrund der vielen sprachgebundenen Anteile der einzelnen Übungen nicht bewährt.

Im Falle der Durchführung der WAFProgramme wären die bearbeiteten Inhalte zwar auch für Patienten mit anderen Störungsbildern wie beispielsweise hirnorganischen Erkrankungen oder schweren psychogenen Störungen relevant. Da sich das therapeutische Vorgehen im didaktischen und therapiemethodischen Aufbau aber gezielt an empirisch nachgewiesenen Erfordernissen schizophren Erkrankter orientiert, wird es Patienten mit anderen Störungsbildern nur eingeschränkt gerecht. Aus diesem Grund ist davon abzuraten, die Programme mit Patienten anderer Diagnosen durchzuführen.

5.2 Motivieren der Teilnehmer

Vor Beginn der Gruppenprogramme (PKB und WAF) muss gewährleistet sein, dass eine Gruppenteilnahme für die potentiellen Interessenten zum gegebenen Zeitpunkt eine therapeutisch indizierte Intervention im Rahmen eines ambulanten, teilstationären oder stationären Gesamtbehandlungsplans darstellt. Die Klärung dieser Frage macht auch erforderlich, die Einschätzung weiterer therapeutischer Bezugspersonen, wie beispielsweise dem Einzeltherapeuten oder den Bezugspersonen der rehabilitativen Einrichtungen, in die der Interessent eingebunden ist, angemessen zu berücksichtigen. Die anschließende gezielte Anwerbung von Teilnehmern unterscheidet sich in Abhängigkeit von Settingvariablen.