Das Beste der Logistik - Innovationen, Strategien, Umsetzungen

von: Helmut Baumgarten, BVL e.V.

Springer-Verlag, 2008

ISBN: 9783540784050 , 366 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 66,99 EUR

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Das Beste der Logistik - Innovationen, Strategien, Umsetzungen


 

Zukunft braucht Herkunft! – Entwicklungslinien und Zukunftsperspektiven der Logistik (S. 25-26)
Hanspeter Stabenau
Einleitung
Der Begriff Logistik ist ein Beispiel dafür, wie struktureller Wandel der Wirtschaftsprozesse zu einer inhaltlichen Wandlung der Bedeutung für ein erfolgreiches Unternehmensmanagement wird. Wenn von einem Übergang der Industriegesellschaft hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft gesprochen wird, dann steht immer das Thema Logistik in einem vorrangigen Fokus.

In diesem Beitrag soll versucht werden, den Status der Logistik und die erkennbaren Perspektiven darzustellen. Es geht darum, Linien der Entwicklung aufzuzeigen, mit denen die zunehmende Bedeutung der Logistik im Wertschöpfungsprozess der Wirtschaft insgesamt, bezogen auf die einzelnen Unternehmen, auf die übernehmensübergreifenden Prozesse und letztlich in der regionalen und globalen Arbeitsteilung verdeutlicht wird.

Dabei muss bis in das siebte Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts zurückgegangen werden. Der Begriff Business Logistics wurde zum ersten Mal in einer Veröffentlichung des US-amerikanischen Professors D. Bowersox im Jahre 1964 verwandt (Bowersox 1964).

Dieser Wissenschaftler hat dann zu Recht den Ruf bekommen, sich als Erster systematisch mit diesem Begriff auseinander zusetzen, insbesondere in Bezug auf die Distributionslogistik. Im Jahre 1969 wurde dann in einer Harvard-Fallstudie eine Begründung gebracht, wie der Markterfolg von Kodak (Marktanteilsteigerung auf über 50 Prozent innerhalb von sieben Jahren) erreicht wurde: durch die Installierung von drei Zentrallagern zur Versorgung des gesamten US-amerikanischen Marktes, mit dem Ziel der Erhöhung der Lieferbereitschaft auf über 90 Prozent.

In dieser Zeit wurde also der Begriff Logistik für die Gegenwart neu geboren. Bis zum heutigen Tag erfährt er eine stetige Ergänzung in den Aufgabenstellungen und damit in den Wertschöpfungsanteilen, und dieser Prozess ist noch nicht beendet, sondern er wächst in eine neue Dimension hinein. Dies insbesondere vor dem Hintergrund der globalen Arbeitsteilung, neuer Technologien bei der Produktion der physischen Leistungen der Logistik sowie einem allumfassenden Informationssystem.

Von der Funktionsoptimierung zur Prozessintegration
Nach dem Zweiten Weltkrieg war den USA als erster Industrienation die Umstrukturierung von der Kriegswirtschaft in eine leistungsfähige Wettbewerbswirtschaft bereits in den frühen 50er Jahren gelungen. Das bedeutete den Wechsel vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt. Die wachsende und sich individualisierende Nachfrage war damit die Geburtsstunde des Marketings. Die erste Phase heißt daher „Entwicklung der Distributionslogistik", denn sie ist das entscheidende Instrument zur Erreichung der Marketingziele über die Optimierung der Distributionssysteme, um flächendeckend einen hohen Lieferbereitschaftsgrad zu erreichen. Gerade für Konsumgüter war die Senkung der Lieferzeit und die jederzeitige Verfügbarkeit der Artikel im Einzelhandel ein positives Ziel.

Das Modell des Zentrallagersystems setzte sich durch, erste Outsourcingprozesse zu logistischen Dienstleistern eingeschlossen. In Deutschland waren die Leuchttürme bei Herstellern das Bahlsen-Zentrallager in Hannover, für den Versandhandel das Bertelsmann-Zentral lager in Gütersloh (Deutscher Logistikpreis 1987) und für den Kaufhausbereich das Zentrallager von Karstadt in Unna (Deutscher Logistikpreis 1989).

Die zweite Phase der Durchsetzung der Logistik in der Wirtschaft war dann in den 70er Jahren der Übergang von der Serienfertigung zur Auftragsfertigung in der industriellen Produktion. Impulsgeber hierfür war die Automobilindustrie, die sich Anfang der 70er Jahre dem Wettbewerb der japanischen Anbieter mit ihrer neu organisierten Serienfertigung auf dem Just-in-time-Prinzip ausgesetzt sah. Die Antwort war die Erhöhung der Variantenvielfalt und die Auftragsfertigung. Das bedeutete aber gleichzeitig eine Herabsetzung der Fertigungstiefe und damit die Notwendigkeit, eine größere Zahl von Lieferanten in die Wertschöpfung des Endprodukts einzubeziehen.