Der Unternehmer-Code - Was Gründer und Familienunternehmer erfolgreich macht

von: Rainer Nahrendorf

Gabler Verlag, 2008

ISBN: 9783834996114 , 208 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 33,26 EUR

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Der Unternehmer-Code - Was Gründer und Familienunternehmer erfolgreich macht


 

Der Unternehmer – ein nicht ganz so guter Bekannter (S. 17)

Wer würde schon von sich behaupten, Unternehmer seien für ihn unbekannte Wesen? Schließlich kennen die meisten Bürger Unternehmer als Arbeitgeber, als Handwerker, Händler, seltener als Erfinder, als Mäzene und Wohltäter, als vermeintlich skrupellose geld- und machtgierige Ausbeuter aus Spielfilmen und als „Heuschrecken" aus der Kapitalismuskritik. Durch eigene Erfahrungen gehärtete Urteile mischen sich mit vagen Vorurteilen und in Blei gegossenen Klischees.

Helle, aber auch dunkle Farben kennzeichnen das irritierende Unternehmerbild in Deutschland. Über fünfzig Prozent der deutschen Bevölkerung schreiben dem Unternehmer positive Eigenschaften zu wie Tatendrang, Kraft, Risikobereitschaft, Fleiß, Innovationsoffenheit und das Schaffen von Arbeitsplätzen. Dies haben das Institut für Demoskopie Allensbach und das Bonner Institut für Mittelstandsforschung herausgefunden. Aber vierzig Prozent betonen negative Aspekte wie politischer Machtanspruch, Rücksichtslosigkeit, Arbeitssucht, Verschlagenheit und Raffgier.

Die Deutschen glauben, ihre Unternehmer gut zu kennen. Da verwundert es auf den ersten Blick schon, wenn die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 23. Mai 2006 einen Bericht über eine Tagung von Wirtschaftswissenschaftlern mit der Überschrift versieht: „Der Unternehmer, das unbekannte Wesen." Besser hätte es wohl heißen müssen, das unbekannte Wesen des Unternehmers. Denn an funktionalen Definitionen des Unternehmers mangelt es nicht.

Joseph Alois Schumpeter hat mit seinem Begriff des risikobereiten Innovators und kreativen Zerstörers bei den meisten dieser Definitionen Pate gestanden. Für ihn ist der Unternehmer ein Pionier, der neue Faktorkombinationen am Absatzmarkt durchsetzt, der neue Dinge tut oder Dinge neu tut, ein statisches Gleichgewicht verhindert und für wirtschaftliche Dynamik sorgt.

Der Begriff des „Entrepreneurs" stammt aus dem 18. Jahrhundert. Für Richard Cantillon war der Entrepreneur ein Risiko tragender Zwischenhändler, der Arbitragegeschäfte macht und dabei den möglichen Verlust eigener Mittel bewusst in Kauf nimmt. Der von Cantillon in der englischen Version seines „Essai sur la Nature du Commerce en General" gebrauchte und damals übliche Begriff des „undertakers" hat sich heute allerdings auf einen zumeist in tiefschwarz gekleideten, Zylinder tragenden Unternehmer verengt. Undertaker sind im Englischen Totengräber. Das ist aber wohl kaum das von den meisten Unternehmensgründern bevorzugte Geschäftsfeld.

Auch wenn einige Unternehmer ihren Traum von der Selbstständigkeit wieder begraben müssen, weil ihre Geschäftsidee nicht zündet oder die Finanzierung platzt, Hasardeure sind Unternehmer in der Regel nicht. Sie gehen überschaubare, keine unkalkulierbaren Risiken ein. Risiken einschätzen, sie bewerten zu können und dann den Mut zu haben, diese Risiken zu tragen, gehört sicherlich zu den wichtigsten persönlichen Eigenschaften eines Unternehmers.

Wer generell Risiken scheut, sollte die Finger von einer unternehmerischen Selbstständigkeit lassen. Risikoscheue zögern so lange, bis auch die letzte Chance vorbeigezogen ist. Die unternehmerische Kernkompetenz schlechthin ist die Risikoneigung jedoch nicht. Sie ist nur eine von mehreren Kennziffern des Unternehmer- Codes.

Die Jenaer Entwicklungspsychologin Eva Schmitt-Rodermund erinnert daran, dass schon der Volkswirt Werner Sombart im Jahre 1909 Unternehmer so beschrieben habe: „Es sind Männer … ausgerüstet vor allem mit einer außergewöhnlichen Vitalität, aus der ein übernormaler Betätigungsdrang, eine leidenschaftliche Freude an der Arbeit, eine unbändige Lust an der Macht hervorquelle ..., Männer mit prononciert intellektualvolontaristischer Begabung, mit gering entwickeltem Gefühls- und Gemütsleben.

Robuste Naturen in dem Doppelsinne: robust zur Bewältigung großer Arbeitspensa und Niederwerfung von Hindernissen, robust aber auch in der Lebensbetrachtung und Lebenserwartung. Menschen – mit dem Beile zugehauen.