Old Shatterhand vor Gericht - Sonderband

von: Jürgen Seul

Karl-May-Verlag, 2009

ISBN: 9783780216137 , 624 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 6,99 EUR

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Old Shatterhand vor Gericht - Sonderband


 

6. Teil: Karl May und Rudolf Lebius (S. 399-400)

I. Dresdner Auseinandersetzungen (1904-1905) Der Journalist Rudolf Lebius (1868-1946) gehört zu den verhängnisvollsten Personen im Leben Karl Mays. Der ge- bürtige Tilsiter war nach bestandenem Abitur 1890 nach Berlin übergesiedelt, wo er an der Königlichen Friedrich- Wilhelm-Universität (heute Humboldt-Universität) recht er- folglos zahlreiche Fächer, angefangen von Zahnmedizin über Philologie bis zu Rechtswissenschaften und mehr, studier- te. Während der Studienzeit machte er auch Bekanntschaft mit den Söhnen des SPD-Reichstagsabgeordneten Wilhelm Liebknecht (1826–1900).

Der Tod des Vaters beendete we- gen des damit verbundenen Wegfalls der nanziellen Un- terstützung das Studentenleben von Rudolf Lebius, der am 2. Juli 1892 „wegen Un eiß [d. h. Nichtannahme von Veran- staltungen im letzten Semester] aus der Matrikel gelöscht“, also exmatrikuliert wurde. Nach mehreren erfolglosen be- ru ichen Versuchen wandte er sich schließlich dem Jour- nalismus zu. Doch ähnlich konturlos, wie er sich in seiner Studienzeit gezeigt hatte, so agierte Lebius auch beru ich. Er arbeitete zwischen 1894 bis 1898 für verschiedene bürger- liche Zeitungen und suchte gleichzeitig den Kontakt zur so- zialdemokratischen Presse, bei der er vermutlich auf Grund seines persönlichen Kontakts zur Familie Liebknecht schließ- lich Zugang und Anstellung fand.

Ab 1898 schrieb Lebius Korrespondenzen für die sozialdemokratische Rheinische Zei- tung in Köln und betätigte sich als reisender Redakteur für verschiedene deutsche und schweizerische Zeitungen. Schließlich trat Lebius auch in die SPD ein. Trotz dieses Parteieintritts und seiner Tätigkeit als Journalist für sozial- demokratische Blätter sah er kein Problem darin, daneben weiterhin für bürgerliche Blätter zu schreiben. „Ich will nicht leugnen, daß die gleichzeitige Mitarbeit an politischen Blättern verschiedener Richtung gegen die herkömmlichen Begri e von Treu und Glauben verstößt“,2 bekannte er.

Am 11. April 1899 wurde er schließlich Redakteur bei der renommierten Rheinisch-Westfälischen Arbeiter-Zeitung in Dortmund. Dort bildete er sich zusätzlich zum Parteiredner aus, musste jedoch auf Grund zweier angefochtener Presse- artikel zwei Haftstrafen von drei Wochen bzw. drei Monaten verbüßen. Schon zu dieser Zeit hatte sich seine Ho nung zerschlagen, dort Chefredakteur zu werden, weshalb er ab 1901 sein künftiges beru iches Betätigungsfeld in Dresden suchte. Streitigkeiten mit dem Parteivorstand der SPD führ- ten nicht nur zu juristischen Kon ikten, sondern mündeten letztlich im Parteiaustritt.

In Dresden arbeitete Lebius zu- nächst als freier Mitarbeiter der Sächsischen Arbeiter-Zeitung sowie als Korrespondent für die Leipziger Volkszeitung, den Vorwärts und die bürgerliche Berliner Morgenpost. Kurz vor seiner Kontaktaufnahme mit Karl May war Lebius Redak- teur der neu gegründeten liberalen Sonntagszeitung Sach- senstimme (späterer Titel auch Pilatus) geworden. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Zeitung in wirtschaftlichen Auf- bauschwierigkeiten, unter deren Druck man sich bemühte, populäre Mitarbeiter zu gewinnen und Geldgeber zu nden. Den Auftakt der verhängnisvollen Beziehung zwischen Le- bius und May machte ein Brief vom 8. April 1904, in dem der Journalist anfragte: