Der Fremde aus Indien - Karl May´s Gesammelte Werke Band 65

von: Karl May

Karl-May-Verlag, 1995

ISBN: 9783780215659 , 448 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Der Fremde aus Indien - Karl May´s Gesammelte Werke Band 65


 

13. In Seelennot (S. 243-244)

Daheim fand Friedrich seinen Herrn im Arbeitszimmer. „Du bringst Neues?“ Friedrich erzählte kurz und doch gründlich von seiner Begegnung mit dem Rothaarigen. Van Zoom hörte aufmerksam bis zum Schluss zu. „Für wen hältst du diesen Architekten?“, erkundigte er sich schließlich. „Für den Hauptmann selbst.“ „Ganz recht. Er war es. Er hat eine wichtige Abmachung mit dir getrofen, er hat dich gewissermaßen in seine Bande aufgenommen – sei überzeugt, das macht nur der Hauptmann selber! Aber was hat er bei dem alten Giftmischer gewollt?“ „Darüber wurde nicht gesprochen und ich durfte mich durch eine Frage danach nicht verdächtig machen.“

„Wenn schon – ich kann es mir denken. Dabei gehe ich von der Feststellung aus, dass der Hauptmann kein anderer als der Bankier Franz von Helfenstein ist. In diesem Fall möchte ich glauben, dass er sich beim Apotheker ein Mittel bestellt hat, um bei seiner Frau geistige Störungen herbeizuführen. Er ist dazu gezwungen, wenn er meine Bedingung erfüllen und die Widerstrebende in eine Anstalt bringen will.“ „Nicht übel. Ist es nicht unsere Plicht, diese Tat zu verhindern?“

„Nein. Es ist vielmehr unsere Plicht, sie geschehen zu lassen.“ Friedrich schnitt ein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen. „Gräme dich nicht, Friedrich!“, lachte van Zoom. „Die künstlich erzeugte Unzurechnungsfähigkeit der Frau ist der Posten, den ich in meiner Rechnung noch brauche. Ich habe heute Nacht mit voller Absicht die Bedingung gestellt, die Frau unter ärztliche Beobachtung zu bringen. Natürlich wird sie sich mit Händen und Füßen sträuben. Deshalb wird der Bankier sie heimlich oder ofen zu zwingen suchen. Was wird die Folge sein?“ „Die gnädige Frau wird wüten.“

„Richtig, und das ist die seelische Stimmung, die ich bei ihr für meine Zwecke hervorrufen will. Sie ist die Hauptverbündete des Bankiers. Wenn es mir gelingt, sie noch mehr gegen ihn aufzubringen, so ist das Spiel gewonnen.“ „Wie aber, wenn das Mittel gefährlich ist?“ „Sie wird nicht gleich daran sterben. Der alte Giftmischer wird sich hüten, Beihilfe zu einem ofenen Mord zu leisten, weil ihn das den Kopf kosten könnte. Und du kannst dir denken, dass ich rechtzeitig auf der Bildläche erscheine.“

– Wenige Minuten später fuhr Fürst van Zoom zum Hause Helfenstein. Es galt, der Frau des Bankiers den versprochenen Besuch zu machen und dabei so freundlich und unbefangen wie möglich zu tun, um Franz von Helfenstein und Nora nicht ahnen zu lassen, wo der Gegenspieler des Hauptmanns und seiner Verbündeten in Wahrheit zu suchen sei. Van Zoom erreichte seine Absicht auch vollständig. Die Frau des Bankiers emping ihn aufs Liebenswürdigste. Dabei musste sie sich freilich argen Zwang antun, denn in ihr ieberte noch alles von den Aufregungen der letzten Nacht.