Grundwissen Klinische Umweltmedizin

von: Hans Drexler, Peter Elsner

Hogrefe AG, 2007

ISBN: 9783456941820 , 144 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 17,99 EUR

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Grundwissen Klinische Umweltmedizin


 

1 Untersuchungsmethoden (S. 15)

Hans Drexler
- Welche Beweggründe führen Patienten mit umweltmedizinischer Fragestellung zum Arzt?
- Worauf ist bei der umweltmedizinischen Anamnese zu achten?
- Welche spezifischen Untersuchungsmöglichkeiten gibt es?
- Wie sollte eine körperliche Untersuchung bei umweltmedizinischen Patienten durchgeführt werden?
- Welche speziell umweltmedizinischen Diagnoseverfahren gibt es?
- Wie organisiert man eineWohnraumbegehung?
- Wie bewertet man Materialproben?
- Wie bewertet man Raumluftmessungen?

1.1 Anamnese
Die Anamnese gibt die Symptomatik wieder, wie sie vom Patienten selbst empfunden wird. Es ist sinnvoll, zunächst mit dem Patienten über seine spezielle Beschwerdeproblematik zu sprechen, die zum Arztbesuch geführt hat, bevor sich der Arzt dann strukturiert und systematisch einen Überblick über die Krankheitsvorgeschichte, den Krankheitsverlauf und die Symptomatik verschafft. Mehr als in anderen klinischen Fächern wird der Arzt in der klinischen Umweltmedizin in der Regel damit konfrontiert, dass der Patient spezifische Krankheitsmodelle bereits parat hat, auf die er mehr oder weniger fixiert ist.

Nicht zuletzt deshalb wurde bereits in die Definition der klinischen Umweltmedizin aufgenommen, dass diese die medizinische Betreuung von Einzelpersonen mit gesundheitlichen Beschwerden oder auffälligen Befunden beinhaltet, die von ihnen selbst oder ärztlicherseits mit Umweltfaktoren in Verbindung gebracht werden. Bereits zu Beginn der Anamnese wird man daher den Grund der Konsultation in Erfahrung bringen. Erfahrungsgemäß stellen sich Patienten mit umweltmedizinischer Fragestellung mit abnehmender Häufigkeit aus folgenden Gründen vor:

1. Abklärung eines Schadstoffes oder einer anderen Umweltbelastung, die aktuell diskutiert wird (Noxenbezug)

2. Abklärung einer mehr oder weniger unspezifischen Beschwerdesymptomatik, die mit Umwelteinwirkungen erklärt wird (Symptombezug)

3. Abklärung von manifesten, oftmals chronischen Erkrankungen, bei denen ein umweltbezogener ätiopathogenetischer Faktor postuliert wird

4. Personen ohne Beschwerdesymptomatik und ohne aktuellen Bezug wollen einen Gesundheitscheck mit Bestimmung von umweltmedizinischen Schadstoffen im Körper.

Viele Patienten mit einer Beschwerdesymptomatik mit Umweltbezug haben bereits einen langen Leidensweg hinter sich. Die Anamneseerhebung erfordert daher oftmals viel Zeit und Geduld. Viele dieser Patienten waren in Betreuung alternativer Heiler oder haben sich anderweitig Wissen über Umwelteinwirkungen besorgt und sind damit oftmals bereits fixiert auf ein Erklärungsmodell.

Bei der Anamneseerhebung darf es keinesfalls zum Wettstreit der Krankheitsmodelle zwischen Arzt und Patient kommen, dies würde eine sachdienliche informative Anamneseerhebung behindern. Es braucht sowohl einen unvoreingenommenen Arzt als auch einen gesprächsbereiten Patienten, damit alle für die spezielle Krankheitssymptomatik bedeutsamen Informationen auch kommuniziert werden können.

In umweltmedizinischen Ambulanzen werden vielfach Fragebögen verwendet. Für wissenschaftliche Fragestellungen ist ein derartiges Instrument oft unverzichtbar. Für die individualmedizinische Betreuung umweltmedizinischer Patienten sind standardisierte Fragebögen weniger geeignet. Bei der umweltmedizinischen Anamnese muss auf einen Ursachenwirkungsbezug eingegangen werden. Dabei sind folgende Punkte zu berücksichtigen:

- Wirkungen: Gibt es einen spezifische Beschwerdesymptomatik, die auf eine bestimmte Schädigung hinweist (z. B. spezifische Intoxikation, Soforttypallergie, Idiosynkrasie). Dabei ist es wichtig zu erfragen, ob eine chronische Beschwerdesymptomatik besteht, oder ob die Beschwerden rezidivierend und jeweils gekoppelt an eine spezielle Expositionssituation auftreten. Weiter ist von großer Bedeutung, ob auch Personen im direkten Umfeld (Familienmitglieder, Hausgemeinschaft, Arbeitskollegen) über ähnliche Beschwerden klagen.

- Exposition: Neben dem von Patienten spontan geschilderten Expositionsbedingungen ist gezielt nach den Arbeitsplatzverhältnissen, den Lifestylefaktoren (Tabak, Nikotin, Drogen) sowie nach der Einnahme von Medikamenten und den Ernährungsgewohnheiten zu fragen.