Warum Tätowierte mehr Sex haben - und andere neue Erkenntnisse vom Spaß-Nobelpreis

von: Mark Benecke

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783838706481 , 256 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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Warum Tätowierte mehr Sex haben - und andere neue Erkenntnisse vom Spaß-Nobelpreis


 

Was Fischen so gefällt (S. 40-41)

Um nicht in die alptraumhafteste aller forscherischen und gutachterlichen Fallen zu tappen, prüfen wir gerne unsere Grundannahmen, bevor wir unsere Beobachtungen werten und deuten. Zumindest hoffen wir das von uns selbst.Spielt man nun Fischen Musik vor, so könnte es viele Gründe geben, warum sie sich komisch verhalten: Sie werden in andere Becken gesetzt, dort ist anderes Wasser, dort laufen mehr Menschen herum und das erzeugt mehr Stress.

Da man aber gleichzeitig Musik auflegt, führt man das veränderte Verhalten auf die Töne zurück, nicht auf das Wasser oder das Gerenne …Eine gute Frage, die mir ein Hörer der Sendung »Die Profis« auf Radio Eins betreffs der Karpfen stellte, war, ob Fische denn überhaupt hören könnten. Da ich mich als Spurenkundler kaum mit lebenden Tieren, und wenn, dann bestimmt nicht mit Wirbeltieren, befasse, fragte ich einfach die Versuchsleiter aus Athen:

»Dass Tiere Schall wahrnehmen und davon beeinflusst werden können«, sagten sie, »wird schon daraus ersichtlich, dass Kühe sich bei schönen Klängen lieber von der Maschine melken lassen, Käfighühner weniger schüchtern sind und Schweine sich unter Musikeinfluss mehr fürchten als vorher. Ob Fische tatsächlich hören wie wir, ist eine andere Frage. Jedenfalls können sie Schall und dessen Richtung wahrnehmen, darauf reagieren und auch selbst Schallwellen erzeugen1).

Es ist auch bekannt, dass im Wasser lebende Tiere von Krach durch Schiffe, seismische Waffen und Motoren in im Meer befindlichen Zuchtanlagen abgelenkt werden. Interessanter finden wir die Frage, ob Fische überhaupt ›fröhlich‹ oder ›gut gestimmt‹ sein können. Ihnen fehlt ja eigentlich der dafür notwendige Teil des Gehirns, die Großhirnrinde. Wir nehmen an, dass ältere und tiefer gelegene Hirnbereiche bei Fischen immerhin genügend Gefühle erzeugen können.

Es handelt sich dabei um den Mandelkern (Amygdala) und den Hypothalamus, die beide auch bei Menschen an der gefühlsbetonten Handlungssteuerung beteiligt sind.Mozart hielten wir für einen guten Komponisten für solche Tests, weil seine Musik rein und einfach ist und auf recht hohen Tonlagen läuft. Außerdem wurde in Experimenten von Kollegen schon mehrfach gezeigt, dass Mozarts Musik auf Menschen beruhigend wirkt.« Damit sind künftige Forschungsprojekte schon vorgegeben: Die Frage wird sein, welche Musikrichtung den Fischen am angenehmsten ist.

Es gibt schon Vorarbeiten: Ava Chase von der Harvard-Universität zeigte, dass Fische erstens Blues von Klassik und zweitens auch die Abspielrichtung der Musik unterscheiden können.Dazu mussten die drei Kois »Beauty«, »Oro« und »Pepi« (kein Witz, so hießen sie) zunächst Gitarrenstücken von John Lee Hooker (1917 – 2001) und Oboenkonzerten von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) lauschen. Was sich auf den ersten Blick wie ein Studentenscherz anhört, war eine der höllischsten Fleißarbeiten, von der ich je gelesen habe. Nachdem die Tiere nämlich Hookerschen Blues und Bachsche Oboen auseinanderhalten konnten (erkennbar daran, dass sie einen Unterwasser-Lichtschalter zur richtigen Zeit betätigten und dafür eine leckere Futterperle erhielten), ging es erst richtig los. Die Tiere hatten da nämlich erst ihre Grundausbildung hinter sich. Nun wurden ihnen in über zehntausend Durchgängen im Laufe von sechs Monaten noch folgende Stücke ans kalte Fischherz gelegt.