EMDR und Biofeedback in der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen

von: Stefan Jacobs, Anna de Jong

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2007

ISBN: 9783840920394 , 87 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 21,99 EUR

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EMDR und Biofeedback in der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen


 

Kapitel 3 Therapiemanual „EMDR und Biofeedback in der Behandlung der PTB" ( S. 49)

Dieses Kapitel stellt das Therapiekonzept EMDR und Biofeedback in der Behandlung der PTB vor und diskutiert die Überlegungen unserer Forschergruppe, die zu der Zusammensetzung des Programms geführt haben. In den einzelnen Abschnitten werden die Besonderheiten des Konzepts und das jeweilige therapeutische Vorgehen erläutert und an Beispielen illustriert. Zwei gesonderte Unterkapitel (3.3 und 3.4) gehen detailliert auf den Ablauf einer Traumakonfrontationssitzung ein.

Als Ergänzung zu den folgenden Darstellungen empfehlen wir den Therapeutenlehrfilm „EMDR und Biofeedback in der Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen" (Jacobs &, Bruns, 2004), in dem das praktische Vorgehen in einer Videosequenz demonstriert wird24 und den Patientenedukationsfilm „Alles ist wie immer, nichts ist, wie es war" (Jacobs &, Rackowitz, 2007).

3.1 Allgemeine Aspekte der Behandlung

3.1.1 Ziele der Behandlung


Wenn Menschen, die eine traumatische Erfahrung gemacht haben darüber sprechen, wie sie sich von diesem Erlebnis erholt haben, benutzen sie oftmals Metaphern wie „Ich bin darüber hinweg gekommen" oder „Ich bin damit fertig geworden". Sie haben es demnach geschafft, das Erlebte als einen vergangenen Teil ihres Lebens einzuordnen.

Das hier vorgestellte neuropsychotherapeutische Behandlungsprogramm übernimmt einige Aspekte des kognitiv-behavioralen Konzepts von Ehlers (1999) bzw. Ehlers und Clark (2000) so auch die Zielsetzung. Um das Trauma korrekt in das Gedächtnis einordnen zu können, muss es gelingen, die Dissoziation des Traumagedächtnisses aufzuheben.

Dafür sind vier Veränderungen notwendig:

1. Das Traumagedächtnis muss elaboriert und in seinen Kontext eingeordnet werden, um das intrusive Wiedererleben zu reduzieren.

2. Die problematischen Interpretationen des Traumas und/oder seiner Konsequenzen, die das Gefühl der aktuellen Bedrohung hervorrufen, müssen geändert werden.

3. Die Patienten müssen die dysfunktionalen Verhaltensweisen und kognitiven Strategien aufgeben, mit denen sie versuchen, die wahrgenommene aktuelle Bedrohung und die PTBSymptome zu kontrollieren.

4. Durch das Erarbeiten von positiven Zielkognitionen in der Therapie müssen neue neuronale Strukturen angelegt werden, welche die alten dysfunktionalen Denkgewohnheiten ersetzen.

3.1.2 Eingangsüberlegungen
Sich mit dem Trauma auseinanderzusetzen, ist für die Patienten i. d. R. mit starker Angst besetzt, und dies gilt entsprechend auch für die Therapiesitzungen. Bisher haben die Patienten versucht, alles, was mit dem Trauma in Verbindung steht, zu meiden. Gerade am Anfang der Therapie kann es deshalb dazu kommen, dass Patienten auch die Therapiestunden „vermeiden": Stunden werden abgesagt oder der Patient erscheint nicht zum vereinbarten Termin.

Es ist wichtig, dieses Verhalten als Teil der Symptomatik zu betrachten – nicht etwa als mangelnde Therapiemotivation – und dem Patienten gegenüber Verständnis zu vermitteln. In solchen Fällen ist es sinnvoll, sich aktiv um Kontakt zu bemühen (z.B. den Patienten anzurufen) und dem Patienten so viel Unterstützung wie möglich anzubieten.

Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient die Therapie fortsetzt. Gerade bei der Behandlung der PTB ist es besonders wichtig, dass sich die Patienten vom Therapeuten verstanden fühlen. Menschen, die eine PTB entwickelt haben, sind zum Beispiel von anderen Menschen misshandelt worden, haben sich während des Traumas allein und im Stich gelassen gefühlt, haben u. U. negative Reaktionen anderer nach der traumatischen Erfahrung erlebt oder befürchten, dass andere schlecht über sie denken und urteilen, wenn sie von dem erlebten Trauma und ihrer Reaktion darauf berichten.