Türkische Kaffeehäuser in Deutschland - Ein Integrationshindernis für die Türken in der deutschen Gesellschaft

Türkische Kaffeehäuser in Deutschland - Ein Integrationshindernis für die Türken in der deutschen Gesellschaft

von: Mustafa Acar

VDM Verlag Dr. Mueller e.K., 2007

ISBN: 9783836415989 , 184 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX Apple iPad, Android Tablet PC's

Preis: 49,00 EUR

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Türkische Kaffeehäuser in Deutschland - Ein Integrationshindernis für die Türken in der deutschen Gesellschaft


 

IV. MIGRATION UND IDENTITÄT (S. 49-50)

IV.1 Identität
In den letzten Jahren ist eine Expansion der sozialwissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Themen „Identität", „Kultur und Identität", „Migration und Identität" zu beobachten. Diese beschäftigen sich überwiegend mit der Problematik der Migration. Ich möchte hier auf einigen Definitionen der Identität hinweisen.

Die Identität ist zuerst ein Entwicklungsprozess und bildet sich im Verlauf der Individuation heraus. „Identität kann als eine relativ stabile Einheit- Gleichheit und Kontinuität des Individuums in einer Gesellschaft, oder als die Kompetenz eines Individuums verstanden werden" (A/Ö. Öktem, in: Rehbein (Hrsg.), 1985: 76). M. Castells (2002: 8) definiert die Identität als „ die Quelle von Sinn und Erfahrung für die Menschen". Nach T. Meyer (2002: 41) ist die Identität „ein offener Prozess des Aushandelns zwischen dem Selbstbild, das der Einzelne von sich entwirft, und dem Bild, das sich seine sozialen Handlungspartner in wechselnden Zusammenhängen von ihm machen". Die Identitätstheorie des symbolischen Interaktionismus nach Mead (vgl. Heckmann, 1993: 196) geht von dem Konzept der Rollenübernahme aus. „Vereinfacht könnte man zunächst sagen: Identität seien meine Vorstellungen von dem Bild, das andere von mir haben" (Heckmann, 1993: 196).

Das Drei-Faktoren Modell (Goffmann, 1968 in: vgl. Heckmann, 1993: 196) spricht über den drei Identitäten: „Soziale Identität bedeutet ein komplexes Gebilde von Attitüden. Personelle Identität bedeutet die einzigartige Kombination von Daten der Lebensgeschichte, sie meint das Fremd- und Selbstwahrnehmen. Ich-Identität bedeutet das subjektive Empfinden der eigenen Situation, Kontinuität und Eigenart, die ein Individuum allmählich als ein Resultat seiner verschiedenen sozialen Erfahrungen erwirbt". Nach A. und Ö. Öktem (in: Rehbein (Hrsg.), 1985: 78) „kann soziale Identität als Summe von kultureller Identität und Rollenidentität verstanden werden". Sie meinen mit der Rollenidentität „die Erwartungen der Gesellschaft an den Inhaber/ die Inhaberin einer bestimmten Position, so z.B. die Position der Lehrerin und die Rolle als Lehrerin" (ebd. 77).

Soziale Identität ist der Sinn, den eine Person für sich schafft und an Werten und Merkmalen orientiert und die von der Person internalisiert werden. Die Person benutzt diese Werte und Merkmale, um sein Leben zu gestallten. Eine Person richtet ihr Leben an Kriterien aus, die der Person helfen, in einer sozialen Gemeinschaft zu leben. Es geht hier auch um religiöse oder individualistische Merkmale. Die Menschen leben in einer Gemeinschaft mit ähnlichen Kriterien und an denen sie sich orientieren. Sie bilden anhand der Ausrichtung dieser Kriterien ihre Identität aus.

Man versteht unter der Bildung sozialer Identität „ein Prozess der Sinnkonstruktion auf der Grundlage eines kulturellen Attributes oder einer entsprechenden Reihe von kulturellen Attributen, denen gegenüber andere Quellen von Sinn Priorität zugesprochen wird" (Meyer, 2002: 41). Sowohl die personale Identitätsbildung als auch die soziale Identitätsbildung ist ein komplexer und schwieriger Prozess. Identität ist „die Quelle von Spannung und Widerspruch"( ebd. 41).

IV.2 Kultur und Identität

Über die Themen Kultur und Identität gibt es verschieden Meinungen. Neben den vielen kritischen Arbeiten auch von Migranten selbst, die die traditionellen Identitäts- und Kulturkonzepte in Frage stellen (Kalpaka/Räthzel, 1986-1994, Atabay, 1994, Otyakmaz, 1995, Prasad, 1993), wird von der Mehrheit ethnische Kultur und Identitätsverständnis angenommen. Dieses Verständnis sieht Kultur und Identität als die nationale Zugehörigkeit bzw. bei den Generationen die Nationalität und Herkunftskultur ihrer Familien. Insbesondere die türkischen Migranten der ersten Generation leben in der mitgebrachten Kultur weiter und akzeptieren viele Veränderungen nicht. Ethnische Zugehörigkeit und die weiterlebende Tradition in der Migration werden als Widerstand gegen Integration gesehen. Demgegenüber spricht man nicht über die migrationspezifischen Veränderungen.