ADHS-Ratgeber für Erwachsene

von: Dieter Pütz

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2006

ISBN: 9783840919442 , 176 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 16,99 EUR

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ADHS-Ratgeber für Erwachsene


 

Kapitel 4: Diagnosekriterien, die ADHS beschreiben können (S. 40-41)

Diagnosen werden in der Psychiatrie auf unterschiedlichen Ebenen gestellt:

• Ganz unten steht das Symptom (hier: unaufmerksam). Symptome lassen sich als beobachtbare Verhaltensweisen beschreiben und vom Patienten berichten.

• Darüber steht das Syndrom: Bei den psychopathologischen Syndromen handelt es sich um eine Zusammenfassung derjenigen Symptome, die überzufällig häufi g in einer bestimmten Kombination festgestellt werden (hier: Hyperaktivitätssyndrom).

• Auf der oberen Ebene steht die psychiatrische Diagnose. Sie ist eine Kombination von Symptomen und/oder Syndromen und weiteren Merkmalen, die Zeit- oder Verlaufsmerkmale sein können (hier: ADHS).

In international anerkannten Manualen sind Kriterien für die Diagnose von Erkrankungen festgelegt: Die bekanntesten Klassifi kationssysteme sind das DSM-IV (= Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders der American Psychiatric Association) und die ICD-10 (= International Classifi cation of Diseases der Weltgesundheitsorganisation, WHO). Klassifi kationssysteme haben in der Forschung und der klinischen Anwendung eine wichtige Funktion. Aber Statistiken sind kein Ersatz für ein Urteil. So vermitteln die Klassifi kationsschemata oftmals den Eindruck, dass 37 Grad Körpertemperatur die Norm sind, 37,5 Grad bereits behandelbares Fieber und der Betroffene bei 36,5 Grad wegen Untertemperatur aufgewärmt werden muss.

4.1 Historisches zur ADHS-Diagnose

1810 beschreibt der Arzt Alexander Crichton in einem Kapitel seines Lehrbuches die Aufmerksamkeit und ihre Störungen. Nach der Van Economos Enzephalitis zwischen 1917/1918 in den USA treten viele Verhaltensauffälligkeiten auf, die ADHS-Auffälligkeiten ähneln. Die Theorie des „Hirnschädigungssyndroms“ war geboren. 1952 wurden die Diagnosen Minimale Hirnschädigung oder Hyperkinetisches Syndrom in das DSM aufgenommen. 1963 beschließt der Amerikanische Kongress das Grundrecht zur Förderung bei Entwicklungsstörungen. Nun gibt es Geld für Kinder mit Lernstörungen etc. 1980 unterscheidet das DSM ADS mit/ohne Hyperaktivität und den ADS-Residualtyp. 1994 unterscheidet das DSM ADHS in den „vorwiegend unaufmerksamen Typ“, in den „vorwiegend hyperaktiv-impulsiven Typ“ und in den Mischtyp.

4.2 Kriterien nach der ICD-10

Nach der „Internationalen Klassifikation psychischer Störungen ( ICD- 10)“ sind die Kardinalsymptome der ADHS:

• Beeinträchtigte Aufmerksamkeit und
• Überaktivität.