Verfahren der Fertigungssteuerung - Grundlagen, Beschreibung, Konfiguration

von: Hermann Lödding

Springer-Verlag, 2005

ISBN: 9783540267591 , 542 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 86,99 EUR

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Verfahren der Fertigungssteuerung - Grundlagen, Beschreibung, Konfiguration


 

7 Grundlagen der Auftragserzeugung (S.128)

Die Auftragserzeugung generiert aus Kundenaufträgen, Materialentnahmen oder einem Produktionsprogramm Fertigungsaufträge. Sie bestimmt damit Plan-Zugang und Plan-Abgang der Fertigung sowie die Plan-Reihenfolge, in der die Aufträge fertig gestellt werden sollen. Gleichzeitig legt sie die Planwerte für die betriebsinternen Zielgrößen Bestand, Durchlaufzeit und Auslastung fest.

Bild 7.1 zeigt, wie sich die Auftragserzeugung in das Modell der Fertigungssteuerung einordnet. Dazu sind die Aufgabe sowie die zugehörigen Stellgrößen fett umrandet dargestellt. Die Realisierbarkeit von Plan-Abgang und Plan-Reihenfolge entscheidet über die Termintreue mit. Insgesamt ist die Auftragserzeugung damit eine sehr wichtige Planungsaufgabe. Sie wird zum Teil jedoch in der Fertigung durchgeführt, weshalb sie – wenngleich nicht so vollständig wie die Auftragsfreigabe – im zweiten Buchteil ausführlich beschrieben wird. Betrachtet werden dabei ausschließlich Verfahren der Lagerfertigung.

Die Auftragserzeugung in der Auftragsfertigung ist eindeutig der Produktionsplanung zuzuordnen und wird daher nicht weiter behandelt. Es lassen sich drei Klassifizierungsmerkmale für die Auftragserzeugung unterscheiden:

• Die Auslösungsart der Auftragserzeugung unterscheidet zwischen der Auftragsfertigung und der Lagerfertigung (Abschn. 7.1). In der Auftragsfertigung löst ein Kundenauftrag die Erzeugung eines oder mehrerer Fertigungsaufträge aus, die den Bedarf des Kundenauftrags decken. In der Lagerfertigung wird der Bedarf eines Kundenauftrags durch einen Fertigungsauftrag gedeckt, der schon vor Eingang des Kundenauftrags erzeugt wurde.

• Der Erzeugungsumfang der Auftragserzeugung richtet sich danach, ob ein Verfahren Aufträge für eine oder mehrere Stufen der Stückliste eines Produkts gleichzeitig erzeugen kann (Abschn. 7.2).

• Die Auslösungslogik der Auftragserzeugung bestimmt die Logik, nach der die Aufträge erzeugt werden (Abschn. 7.3). Über die Erzeugung neuer Aufträge kann entweder zu bestimmten Zeitpunkten (periodische Auftragserzeugung) oder nach definierten Ereignissen entschieden werden (ereignisorientierte Auftragserzeugung).

Abschnitt 7.4 erläutert weitere Klassifizierungskriterien der Auftragserzeugung und stellt die behandelten Verfahren im Überblick dar. Abschnitt 7.5 erläutert Probleme, die aus der Verwendung fester Losgrößen entstehen können. Abschnitt 7.6 skizziert, wie begrenzte Kapazitäten bei der Auftragserzeugung berücksichtigt werden können.

7.1 Auslösungsart

Die Art der Auftragsauslösung ist das wichtigste Merkmal zur Klassifizierung der Auftragserzeugung. Es wird zwischen der Auftragsfertigung (Abschn. 7.1.1) und der Lagerfertigung (Abschn. 7.1.2) unterschieden.

7.1.1 Auftragsfertigung
In der Auftragsfertigung löst ein Kundenauftrag die Erzeugung eines Fertigungsauftrags aus. Der Fertigungsauftrag dient der Erfüllung des auslösenden Kundenauftrags. Im einfachsten Fall eines einstufigen Produkts wird der Kundenauftrag unmittelbar in einen Fertigungsauftrag umgesetzt (Bild 7.2 a). Dies ist insbesondere bei kundenspezifischen Produkten der Fall.

Ein Beispiel hierfür ist etwa die Leiterplattenfertigung. Bei kundenneutralen Produkten fassen Unternehmen Aufträge bisweilen zusammen, um Rüstkosten zu sparen (Bild 7.2 b). Meist handelt es sich dabei um kapitalintensive Güter, bei denen eine Lagerfertigung zu teuer oder zu riskant wäre. Es ist umgekehrt auch möglich, aus einem Kundenauftrag mehrere Fertigungsaufträge zu erzeugen (Bild 7.2 c, [Wien-02]).

Dies kann insbesondere sinnvoll sein, wenn der Kunde unterschiedliche Liefertermine für Teilmengen der georderten Gesamtmenge wünscht (z. B. bei Rahmenverträgen) oder die Bestellmenge sehr groß ist und dadurch hohe Auftragszeiten verursachen würde.