Erektile Dysfunktion

von: William Alexander, Culley Carson

Hogrefe AG, 2006

ISBN: 9783456942780 , 152 Seiten

Format: PDF, OL

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Preis: 26,99 EUR

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Erektile Dysfunktion


 

8. Ejakulationsstörungen (S. 103-104)

Störungen der Ejakulation gehören zu den häufi gsten Sexualbeschwerden und sind dennoch am schwierigsten adäquat zu behandeln. Von den physiologischen Prozessen der Sexualfunktion gehört die Ejakulation zu denen, über die am wenigsten Klarheit herrscht.

8.1 Physiologie der Ejakulation

Die Ejakulation lässt sich in zwei Vorgänge – Samenentleerung (Emissio seminis) und Ejakulation – unterteilen. In Verbindung mit dem emotionalen und psychologischen Ereignis werden beide als männlicher Orgasmus bezeichnet. Bei der Samenentleerung wird Flüssigkeit im posterioren Teil der Harnröhre deponiert. Dieses Ejakulat stammt aus den Nebenhoden, den Vasa deferentes, den Samenbläschen und der Prostata. Die Samenbläschen tragen den größten Teil zum Ejakulatvolumen bei, und Spermien kommen aus der jeweiligen Ampulla des Vas deferens nahe der Prostata hinzu. Der Ablauf der Ejakulation umfasst die Präejakulation, bei der sich der Blasenhals schließt, gefolgt von der Deponierung von Flüssigkeit aus dem Seminaltrakt im posterioren Teil der Harnröhre. Nach der Sekretion wird die Flüssigkeit kräftig gemischt und anschließend durch rhythmische Kontraktionen der Perinealmuskulatur sowie der Mm. ischiocavernosi und des M. bulbocavernosus kraftvoll aus der Harnröhre ausgetrieben.104 Tritt während der Klimax keine Flüssigkeit an der äußeren Harnröhrenöffnung aus, bezeichnet man dies als Aspermie. Im Unterschied dazu bedeutet Azoospermie das Fehlen von Spermien im Ejakulat.

Normalerweise beträgt das Ejakulatvolumen 1,5 bis 5 ml. Davon stammen 80 % aus den Samenbläschen, 10 % aus der Prostata und 10 % aus den Ampullae der Vasa deferentes sowie in geringen Mengen aus den Periurethraldrüsen einschließlich der Cowper’schen Drüsen. Die ersten 0,5 ml Ejakulat enthalten die höchste Konzentration an Spermien sowie Zink, Zitrat und saure Phosphatase aus der Prostata. Die Samenbläschen liefern den letzten Teil des Gesamtvolumens und enthalten die höchsten Mengen an Fruktose. Ein Ejakulat ohne Fruktose spricht für eine Obstruktion der Samenbläschen oder der Spritzkanälchen (Ductus ejaculatorii).

Neural steht die Ejakulation unter der Kontrolle sympathischer und parasympathischer Nerven, wobei die Samenentleerung eine Funktion des Sympathikus und die Ejakulation eine Funktion des Parasympathikus ist. Die efferenten sympathischen Nerven gehen aus den thorakolumbalen Segmenten Th10 bis L2 der Wirbelsäule hervor. Diese bilden den Plexus hypogastricus superior, der die Prostata, den Blasenboden sowie die Vasa deferentes und die Samenbläschen innerviert. Parasympathisch werden die Ejakulation und der Ausstoß der Flüssigkeit über den perinealen Ast des N. pudendus von der Ebene S2 bis S4 her versorgt.

8.2 Einteilung und klinische Evaluation

Störungen der Ejakulation lassen sich unterteilen in primäre (lebenslange) und sekundäre (erworbene). Letztere kommen in der klinischen Praxis wesentlich häufi ger vor. Die vorzeitige Ejakulation (Ejaculatio praecox) ist defi niert als Ejakulation nach weniger als einer Minute oder vor der Befriedigung der Partnerin/des Partners in mindestens 50 % aller Versuche.

Die vorzeitige Ejakulation tritt häufi ger bei jüngeren Männern auf und wurde von Laumann et al. im «National Health and Social Life Survey» (NHSLS) mit 35 % als häufigste sexuelle Dysfunktion bezeichnet. Die Ätiologie der Ejaculatio praecox ist nach wie vor umstritten und hat bei den meisten Männern eindeutig eine psychische oder erlernte Komponente.