Weltuntergang bei Würzburg - Ein Aussteiger berichtet von siebzehn Jahren in der Sekte - Universelles Leben der Prophetin Gabriele Wittek

Weltuntergang bei Würzburg - Ein Aussteiger berichtet von siebzehn Jahren in der Sekte - Universelles Leben der Prophetin Gabriele Wittek

von: Michael Hitziger

Verlag Hans Schiler, 2010

ISBN: 9783899302943 , 296 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 9,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Weltuntergang bei Würzburg - Ein Aussteiger berichtet von siebzehn Jahren in der Sekte - Universelles Leben der Prophetin Gabriele Wittek


 

5. Leiden und Leben der Prophetin" (S. 159-160)

Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?
Lukas 6,41,42

5.1. Gabriele Witteks Leiden an den Menschen im Allgemeinen

Vieles spräche dafür, dass Gabriele Wittek ein glücklicher Mensch ist. Wenn sie selbst an ihre "Offenbarungen" glaubt, müsste es sie mit unendlicher Glückseligkeit erfüllen, von Gott nicht nur auserwählt, sondern ihm in vielem gleich zu sein. Glaubt sie an die Worte, die durch sie gesprochen werden, so hat sie die große Aufgabe übertragen bekommen, die "wahre Weltreligion Jesu Christi" zu verkünden,419 die Menschen gemäß dem Johannes-Evangelium (16,12-13) "in die ganze Wahrheit zu führen"420 und das "Weltreich Jesu Christi" d. h. das "von Jesaja angekündigte Friedensreich" aufzubauen.

Dennoch zieht sich durch die Darstellungen ihres Lebens als "Prophetin", egal ob sie von ihr oder von anderen verfasst wurden, ebenso wie durch verstreute Mitteilungen ein "roter Faden" des Leidens. Nimmt man die Lehre des Universellen Lebens ernst, so könnte man sich vorstellen, dass Gabriele Wittek die letzten zwei Jahrzehnte unter den Lobpreisungen ihrer Anhänger leidet. Denn den "ichbezogene(n) Personenkult, dem auch andere, seine Mitmenschen, huldigen, indem sie das aufgeblähte Ich des einzelnen hochstilisieren", hält sie für eines der Gebrechen, an denen unsere Welt krankt. Doch dies ist nicht die Ursache ihres mannigfaltigen Leidens.

Sie stellt sich damit vielmehr in die Reihe der Propheten. So klagte sie darüber, dass viele ihrer "Mitgeschwister" ihr das Leben "mehr als schwer" gemacht hätten und erklärt: "Dadurch wurde mein irdisches Leben zu einer einzigen Entbehrung. Mit dem entbehrungsreichen Leben stehe ich nicht allein - es ist die Tradition aller Propheten." Dazu ist aber anzumerken, dass das Leid der Propheten nicht wie bei Gabriele Wittek durch deren geradezu treuesten und opferbereiten Anhänger entstand, sondern durch das Volk, das nicht auf sie hören wollte.

Gabriele Wittek sieht sich zwar - wie bereits bemerkt - in einem ähnlichen Auftrag wie Jesus von Nazareth, doch litt sie nach meinem Eindruck weniger für die Menschen, sondern häufig an den Menschen. Dabei lassen sich verschiedene Arten ihres diesbezüglichen Leidens unterscheiden. Es quält sie zum einen die Differenz, die sie zwischen sich und anderen wahrnimmt, nach meiner Lebenserfahrung eine Art Fremdheit dem Leben und den Bedürfnissen der anderen gegenüber.

Zum anderen peinigt sie allgemein das Verhalten ihrer Mitmenschen ihr gegenüber. Ein Fazit, das sie über ihr Leben als "Prophetin" mit Menschen zieht, lautet: "Wie einem gequälten Tier, das den Menschen ausgesetzt ist und letztlich den Bann der Qualen nicht durchbrechen kann, weil es die Menschen nicht anders wollen, ähnlich erging es mir." Besonders viel hatte sie nach ihrer Darstellung von ihren Anhänger/innen und deren angeblichen Unvermögen zu erdulden."