Brickenkamp Handbuch psychologischer und pädagogischer Tests, 2 Bde., Bd.2

von: Rolf Brickenkamp, Elmar Brähler, Heinz Holling

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2002

ISBN: 9783840914416 , 696 Seiten

3. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 88,99 EUR

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Brickenkamp Handbuch psychologischer und pädagogischer Tests, 2 Bde., Bd.2


 

Aachener Aphasie Test (AAT) (S. 1171-1172)

W. Huber, K. Poeck, D. Weniger und K. Willmes Göttingen: Hogrefe, 1983

1. Testart Klinischer Test

2. Testmaterial Handanweisung, Untersuchungsmappe, Protokollheft, 1 Tonkassette, 1 Satz Vorlagen für den Token Test, 2 Sätze Vorlagen für den Untertest Schriftsprache; zusätzlich: 1 Schreibgerät,1 Kassettenrecorder, leere Tonkassette(n).

3. Testgliederung Der AAT besteht aus 6 Untertests:

1. Spontansprache
2. Token Test (5 × 10 Items)
3. Nachsprechen (5 × 10 Items): Laute, einsilbigeWörter, Lehn- und Fremdwörter, zusammengesetzte Wörter und Sätze
4. Schriftsprache (3 × 10 Items): lautes Lesen, Zusammensetzen nach Diktat und Schreiben nach Diktat
5. Benennen (4 × 10 Items): Objekte (einfache Nomina), Farben (Adjektive), Objekte (Nomina Komposita) sowie Situationen und Handlungen (Sätze)
6. Sprachverständnis (4 × 10 Items): auditives Verständnis für Wörter, auditives Verständnis für Sätze sowie Lesesinnverständnis für Wörter und Sätze

Beim Untertest Spontansprache wird das zu bewertende Material per semistrukturiertem Interview gewonnen. Die Bewertung berücksichtigt folgende sechs Bereiche: Kommunikationsverhalten, Artikulation und Prosodie, Automatisierte Sprache, Semantische Struktur, Phonematische Struktur und Syntaktische Struktur. Erforderliche Bewertungskriterien befinden sich sowohl im Protokollheft als auch als Demonstrationsbeispiele auf mitgelieferter Tonkassette. Bei den übrigen Untertests besteht das zu bearbeitende Material aus verbalen Vorgaben, farbigen geometrischen Formen und Strichzeichnungen, die je Aufgabengruppe sprachlich komplexer aufgebaut sind.

4. Grundkonzept

Der AAT ist ein für die deutsche Sprache entwickeltes standardisiertes und validiertes Verfahren zur Diagnose von Aphasien. Unter Aphasie versteht man eine zentrale Sprachstörung, bei der es in verschiedenen Komponenten des Sprachsystems (Phonologie, Lexikon, Syntax, Semantik) zu Beeinträchtigungen verschiedenster Ausprägung kommen kann. Die Störungen betreffen das Sprechen, das Verstehen, das Lesen und das Schreiben und somit alle expressiven und rezeptiven sprachlichen Modalitäten. Ziel des AAT ist es, eine Auslese von aphasischen Patienten gegenüber hirngeschädigten Patienten ohne Aphasie treffen zu können, aphasische Patienten nach einem der vier Standardsyndrome (Globale Aphasie, Wernicke- Aphasie, Broca-Aphasie und Amnestische Aphasie) klassifizieren zu können und den Schweregrad der jeweiligen Störung anhand eines Leistungsprofils bestimmen zu können. Nicht-Standard-Aphasien sowie modalitätsspezifische Sprachstörungen oder sprechmotorische Störungen können anhand von operationellen Kriterien identifiziert werden. Der Aufbau der Aufgaben des AAT ist neurolinguistisch begründet und erlaubt daher die Erfassung auch leichterer aphasischer Störungen. Geeignet ist er zudem nicht nur zur einmaligen Diagnose, sondern auch als Nachfolge-Diagnostikum zum Krankheitsverlauf oder als Abschlußuntersuchung nach dem Einfluß von Sprachtherapie.

Die einzelnen Untertests sollen gewährleisten, daß Leistungen verschiedenster sprachlicher Modalitäten auf verschiedenen linguistischen Ebenen erfaßt werden können. Durch eine Reihe von Voruntersuchungen wurde die diagnostische Relevanz der ausgewählten Aufgabengruppen des AAT überprüft. Als Testanwender werden von den Autoren Logopäden, klinische Psychologen, klinische Linguisten, Sprachheilpädagogen und Ärzte genannt.

5. Durchführung

5.1 Alter: Die Autoren machen keine Angaben, jedoch wurden in der Normierungsstichprobe Patienten im Alter von 21 bis 70 Jahren untersucht.

5.2 Formen: Der AAT wird als Einzeltest, wenn möglich in einer Sitzung, durchgeführt. Ausschlußkriterien für die Durchführung sind bettlägerige Patienten.

5.3 Handhabung: Erläuterungen für die Durchführung des AAT sowie Testleiter- Instruktionen finden sich in der Untersuchungsmappe. Die dort festgelegte Reihenfolge der Bearbeitung soll gewährleisten, daß vom Patienten als anstrengend empfundene Subtests sich mit als leichter empfundenen abwechseln. Um einen kommunikativen Kontakt zum Patienten herzustellen, empfehlen die Autoren, mit dem Subtest „Spontansprache" zu beginnen. Dessen Ergebnisse erfordern meist die Anpassung des Testleiters an die sprachlichen Kapazitäten der Patienten.

Der Test ist komplett durchzuführen, jedoch unter Berücksichtigung der jeweils in der Instruktion angegebenen Abbruchkriterien. Tonbandaufnahmen sind erforderlich bei den Untertests, die die expressiv lautsprachlichen Leistungen betreffen (Spontansprache, Nachsprechen, lautes Lesen und Benennen). Gleichzeitig sind durch den Testleiter die sprachlichen Leistungen des Patienten mitzuprotokollieren.

5.4 Zeit: Als Untersuchungszeit werden ca. 60 bis 90 Minuten benötigt.

6. Auswertung

6.1 Modus: Beispiele für Auswertungen aller Untertests befinden sich im Handbuch. Beim Untertest „Spontansprache" erfolgt die Bewertung anhand von sechs Beschreibungsebenen.Mit den Beispielen für alle Ebenen (die zu vergebenden Punkte reichen von „0 = keine Äußerung bzw. schwerste Störung" bis hin zu „5 = keine Störung") sollte sich der Testleiter vor Beginn der Durchführung des Tests mit Hilfe der mitgelieferten Tonkassette vertraut machen. Beim Token Test werden die Reaktionen des Patienten mit „richtig" oder „falsch" bewertet.