Ötzi, der Mann vom Tisenjoch und sein Pfeilköcher - Über mögliche Fehlschlüsse bei phänomenologischen Analysen seiner Hinterlassenschaften und deren Folgen

Ötzi, der Mann vom Tisenjoch und sein Pfeilköcher - Über mögliche Fehlschlüsse bei phänomenologischen Analysen seiner Hinterlassenschaften und deren Folgen

von: Bernd Hofmann

GRIN Verlag , 2021

ISBN: 9783346366795 , 9 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: frei

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Preis: 5,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Ötzi, der Mann vom Tisenjoch und sein Pfeilköcher - Über mögliche Fehlschlüsse bei phänomenologischen Analysen seiner Hinterlassenschaften und deren Folgen


 

Akademische Arbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Archäologie, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der mehr als 5100 Jahre alten Mumie eines Mannes aus der sog. Kupfersteinzeit, die 1991 am Tisenjoch gefunden wurde, auch bekannt als 'Ötzi'. Der Autor geht dabei anhand des bei der Mumie gefunden Pfeilköchers und anderen Hinterlassenschaften der viel diskutierten Frage nach, ob 'Ötzi' ein 'Multitalent' oder ein 'Spezialist' war: In der frühen Literatur zu 'Ötzi' schlussfolgerte man, dass er mit dem 'bohrerartigen Feuersteingerät', das er mit sich führte, die 'Durchlochungen im Haselstab' des Pfeilköchers hergestellt hat. Diese Schlussfolgerung auf der Basis einer rein phänomenologischen Analyse ist leider falsch. Erst eine technologische Analyse des Zusammenwirkens von 'bohrerartigem Feuersteingerät' als Werkzeug und der 'Durchlochungen im Haselstab' (Werkstück) führt zu der richtigen Erkenntnis, dass der von 'Ötzi' mitgeführte Bohrer keinesfalls zur Herstellung der Löcher im Haselstock verwendet werden konnte. Untersuchungen des Autors zeigten, dass es unmöglich war, die 18 'Durchlochungen im Haselstab' mit dem mitgeführten 'bohrerartigen Feuersteingerät' herzustellen, weil erstere Durchmesser von jeweils etwa 4mm bei einer Länge von etwa 14mm aufweisen, letzteres Gerät aber, außer einer kurzen Spitze von etwa 6mm Länge, einen Durchmesser von etwa 6mm besitzt. Es muss also eine 'Werkstatt' oder ein 'Fachgeschäft' im Tal vorausgesetzt werden, die über den passenden Bohrer für die Löcher im Haselstab verfügten. Da 'Ötzi' aber auf Grund seiner erstaunlich gut erhaltenen und an das Hochgebirge angepassten Ausrüstung 'hauptberuflich' mit großer Wahrscheinlichkeit ein auf die Hochgebirgsjagd spezialisierter Jäger war, muss es als äußerst unwahrscheinlich gelten, dass 'Ötzi' selbst die feinen und präzise angeordneten Löcher im Haselstab gebohrt hat. Die große Kunstfertigkeit, die allein bei der Anfertigung des Pfeilköchers zur Anwendung kam, lässt den Schluss zu, dass 'Ötzi' kein 'Multitalent', sondern ein 'Spezialist' war, der wichtige Teile seiner Ausrüstung durch geeignete 'Fachleute' in seiner Heimatsiedlung und darüber hinaus herstellen ließ, die eine Vielzahl verschiedener Gewerke beherrschen mussten.

Beruflich war ich mit der Forschung und Entwicklung von Fotoapparaten, Flugzeugbordgeräten sowie von Meßverfahren und Sensoren für die Automatisierungstechnik und das Maschinenwesen beschäftigt. Ausgleich für diese beruflichen Belastungen waren unter anderem Wanderungen und Exkursionen mit der Familie und mit Freunden. Dabei fielen mir in den heimatlichen Wäldern oft merkwürdige Hohlformen im Gelände auf, an denen sich manchmal offenbar recht alte steinerne Kleindenkmale wie Steinkreuze, Weg- oder Betsäulen erhalten hatten. Diese Hohlformen häuften sich oft in der Nähe alter Burgen oder Burgruinen. Damit war mein Interesse für die Altstraßen- und Burgenforschung geweckt. Zunächst sammelte ich nur Informationen über interessante Hohlwegabschnitte und heftete sie in Ordnern ab. Eine intensivere Beschäftigung mit der Thematik war erst mit dem Eintritt in das Rentenalter möglich. Von Vorteil waren dabei meine naturwissenschaftlich-technischen Erfahrungen, die die Erkenntnisse der Facharchäologen und -historiker auf dem Gebiet der Altstraßenforschung ergänzten. Mit der politischen Wende 1989/90 konnten die Untersuchungen auf entferntere Gebiete ausgedehnt und mit den heimischen Ergebnissen in Zusammenhang gebracht werden. Damit verbunden war ein befruchtender Gedankenaustausch mit Fachkollegen in anderen Bundesländern, der Schweiz und Österreich. Bereits im Mittelalter und in der Vorzeit erstreckte sich der Austausch von Gütern, Personen und Ideen teilweise bereits über Tausende von Kilometern. Diese Kommunikation konnte, von Wasserstraßen abgesehen, nur auf dem Landwege erfolgen. Somit kann die Altstraßenforschung in Verbindung mit der Burgenforschung wichtige Hinweise für die Art und die Richtung von materiellen und kulturellen Strömungen und deren zeitliche Zuordnung geben, auch über heutige Staats- und Ländergrenzen hinweg. Deshalb geht von der Beschäftigung mit dieser Thematik eine gewisse, schwer zu beschreibende Faszination aus.